1. Über geschaffene Realitäten

    Herbstausstellung des Kunstvereins eröffnet

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    Seit Sonntag läuft in der Abtei die Herbstausstellung des Kunstvereins. Die Gruppe "Eiserner Steg 2000" stellt ihre Bilder aus, wobei mit Jörg Koltermann ein Mitglied des Trios im Jahr 2021 verstorben ist. Er wird durch die Ausstellung in Wunstorf posthum gewürdigt. Die beiden Künstler Andreas Wald und Clemens Erlenbach berichteten im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Kunstvereins, Ingolf Heinemann, über die gemeinsame Arbeit. Normalerweise sei es unüblich, dass so eine Gruppe aus Künstlern lange zusammen bleibe und Wetten auf ein rasches Auseinanderbrechen habe es auch gegeben, doch alle drei ergänzten sich einfach gut, sagte Andreas Wald.
    Jeder hat sein Ressort, doch die Architektur ist das Verbindende. Das kann man an den Bildern sehen. Dabei ist das Format mitunter auffällig. Klein mit DIN A4 Format fällt zum Beispiel eines der Hauptbilder von Andreas Wald aus. Er spricht von monumentalen Miniaturen, die eine besondere Wirkung erzielen. Außerdem passen mehr davon in einen Rucksack, was praktisch ist, wenn man mit dem Fahrrad durch Frankfurt fährt.
    Clemens Erlenbach erklärte, wie die täuschend echten Realitäten entstehen. Viele denken, sie seien an den abgebildeten Orten schon gewesen, aber das könne nicht sein, da es sich immer um künstlerisch geschaffene Realitäten handele. "Es ist eine Welt, die ich aus mir schaffe. Es sind also keine Abbilder der Realität, sondern des Innern", so Erlenbach. Er verglich die Bilder mit Romanen, die, obwohl sie immer eine Realität zeichnen, ebenfalls reine Fiktion sind.
    Die Idee zur Gründung der Gruppe hatte Jan Koltermann. "Im Grunde ist das hier ihm zu verdanken", sagte Wald. Nach dessen Tod stand die Ausstellung, die aufgrund von Corona bereits verschoben werden musste, erneut auf der Kippe. "Alles war von heute auf morgen infrage gestellt", so Ingolf Heinemann, der seit Corona mit einem Berg von Bewerbungen zu tun hat.
    Es gibt also einen Stau und viel Stoff für die nächsten Ausstellungen. Er sagt aber, dass die Organisation von Ausstellungen immer aufwendiger werde. Lange Vorlaufzeiten, unsichere Rahmenbedingungen, so sehe die Realität des Kunstvereins inzwischen aus. Es ist zwar die dritte Ausstellung in diesem Jahr, doch die Selbstverständlichkeit fehle noch, sagte die Vorsitzende des Kunstvereins, Karin Ellert. Die Pandemie, die Sorge um den Frieden in Europa und der Welt, all das beeinflusse die Entscheidung, eine Vernissage zu besuchen, so Ellert.
    Dennoch waren die Stühle in der Abtei sehr gut besetzt, das Interesse also hoch. Für Unterhaltung sorgte das kurzweilige Künstlergespräch, das weniger von den Fragen, als mehr von den Antworten der beiden Künstler lebte. Sie überzeugten mit Einblicken in ihre Arbeit und mit Statements, die Zustimmung fanden. Den musikalischen Rahmen bildete Sara Göbel mit der Violine. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. November zu sehen. Foto: tau

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