Auf Initiative der Fraktion "RI" hatte die Stadt Rinteln noch
einmal die Bürger zu einer Präsentation der bisherigen Ergebnisse
für das Radverkehrskonzept in das Rathaus eingeladen.
Bürgermeisterin Andrea Lange begrüßte dazu eine stattliche Zahl von
Bürgern sowie die beiden Verkehrsplaner Rainer Dargel und Andrea
Wohlfahrt aus dem Büro "PGV" und lobte die konstruktive
Zusammenarbeit zwischen Stadt und Büro. Angestoßen wurde die
Erstellung eines Radverkehrskonzeptes durch Matthias Menzel. Der
hatte einen Kalender mit den größten Fahrradsünden in der Stadt an
den damaligen Bürgermeister Thomas Priemer überreicht und am 10.
März 2019 wurde dann der Weg frei gemacht für die Erstellung eines
Radverkehrskonzeptes mit dem Ziel: "Mehr Fahrräder auf die Straße
und Rinteln wird fahrradfreundliche Stadt!" Im Januar diesen Jahres
lagen dann die ersten Ergebnisse vor und die Ortsräte wurden in den
weiteren Entscheidungsprozess einbezogen. Besonders auffällig in
Rinteln: "Es haben sich überdurchschnittlich viele Menschen mit
jeder Menge Anregungen an der Erstellung des Konzeptes beteiligt",
so Dargel.
Es gibt eine große Zustimmung zum Konzept
Andrea Lange stellte für den laufenden Prozess der
Konzepterstellung fest, dass es einen große Zuspruch aus der
Bevölkerung dafür gibt: "Und auch die Verwaltung ist sich der
Dringlichkeit des Themas bewusst und wird noch im November dem
Verwaltungsausschuss und dem Rat das Konzept vorstellen", so Lange.
Geld für die dringlichsten Maßnahmen sei bereits in den Haushalt
2023 eingestellt. Sie machte jedoch auch deutlich: "In einem halben
Jahr sind die Maßnahmen nicht umzusetzen!" Daher wird nach einer
Prioritätenliste abgearbeitet und es wird eine umfangreiche
Öffentlichkeitsarbeit dazu geben.
Nur eine Brücke für alle
Rainer Dargel schilderte dann die Besonderheiten des Verkehrs in
Rinteln: "Es gibt nur eine Brücke für den gesamten Verkehr; das
muss man erst einmal sacken lassen!" Und das machte es den Planern
auch so schwer, denn das Nadelöhr Weserbrücke muss tagtäglich etwa
1.000 Radler verkraften; plus den Fußgänger- und Fahrzeugverkehr.
60 Prozent davon fahren geradeaus in die Fußgängerzone: "Und das
sind nicht vorwiegend Schüler", so Dargel. Und auch die Antworten
der vielen Bürgerinnen und Bürger auf die Fragen des Planungsbüros
spiegelten das wider: "Die größte Unsicherheit herrscht auf der
Weserbrücke!" Und selbst das Vorzeigeprojekt an der Weser, der
Radfernweg, ist in Rinteln nicht besonders sicher. Die Planer
leiteten daraus den größten Handlungsbedarf in der
Radverkehrsführung, in Querungssicherungen, der Schließung von
Netzlücken und der Entwicklung von Vorzugsrouten ab.
Grundsatz: Aufhebung Radwegenutzungspflicht
Schnell stellten die Verkehrsplaner bei ihren Messungen und
Befahrungen der Radwege fest, dass die Radwege so gut wie nie die
in der Straßenverkehrsordnung und ihren Verwaltungsvorschriften
vorgeschriebenen Breiten einhalten: "Man muss feststellen, dass
manche Wege gar nicht gehen", so Dargel. Und besonders auf der
Weserbrücke gelte derzeit das Recht des Stärkeren: "Das ist
schlicht nicht zulässig!" Seine Forderung: "Räder auf die Straße
und Tempo 30!" Vorteile hätte das auch für den Zielverkehr
Fußgängerzone, denn die Linksabbiegespur Richtung Mühlenstraße
biete Potential für den Radverkehr geradeaus. Auch auf der
Hartlerstraße, dem Radfernweg Weser, solle die Nutzungspflicht des
Radweges aufgehoben werden.
Westliches Wohnquartier Fahrradzone
Besonders radikal ist der Vorschlag für das westliche Wohnquartier
rund um die Drift und anliegende Straßen. Hier sollte
vollumfänglich eine Fahrradzone eingerichtet werden, die seit 2020
ein neues Element der Verkehrsführung in der StVO ist. Anlieger und
Anwohner könnten dort noch mit ihren Autos einfahren,
Durchgangsverkehr bliebe ausgesperrt, überall gelte rechts vor
links. Radler dürften die gesamte Straßenbreite befahren, auch
nebeneinander: "Dafür braucht es nicht viel, nur zwölf Schilder",
so Dargel.
Der Bringdienst zur Schule ist ein Problem
Eine der gravierendsten Problemstellungen im Bereich des
Schulzentrums ist der "Bringdienst" der Eltern ihrer Kinder zur
Schule: "Das hatten die Verkehrsplaner dort nicht richtig auf dem
Schirm!" Das sei auch ein Sicherheitsrisiko für den Radverkehr.
Doch auch dazu finden sich im Radverkehrskonzept Lösungsansätze.
Handlungsbedarf sieht Dargel auch am Exter Weg. Dort schlägt das
Konzept eine Aufhebung der Radwegenutzungspflicht vor und zur
Reduzierung der Geschwindigkeit versetzte Sperrflächen. Die
Ortsdurchfahrt Exten würde Dargel als Fahrradstraße
ausweisen.
Stadt hat Potenzial für mehr Radverkehr
Die klare Botschaft des Verkehrsplaners lautete: "Rinteln hat das
Pozential für mehr Radverkehr!" Dazu riet er der Verwaltung zu
einer begleitenden Öffentlichkeitsarbeit bei der Umsetzung des
Konzepts, zu einer Fahrradseite auf der Homepage der Stadt, zu
einem Info-Flyer und - besonders wirksam - zu einer gemeinsamen
Befahrung betroffener Straßen durch Verwaltung, Politik und Bürger.
"Dabei können Sie auch feststellen: Mitschwimmen im Verkehr ist die
sicherste Art des Radfahrens!" Immer vorausgesetzt, es ist Tempo
30. Und Dargel lobte die Stadt: "Rinteln hat im Landkreis einen
Modellcharakter und man schaut auf Sie!" Und politische Beschlüsse,
das stellte Dargel auch fest, seien für die Umsetzung der
Vorschriften der Straßenverkehrsordnung nicht zwingend
erforderlich. Andrea Lange hörte das wohl und versprach: "Was ohne
politische Beschlüsse geht und wo der dringendste Handlungsbedarf
ist, das machen wir auch!"
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Rinteln hat das Potenzial für viel mehr Radverkehr
Für die regelkonforme Umsetzung der Straßenverkehrsordnung braucht es keine politischen Beschlüsse
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