Drei Tage nach der Wahl zum Niedersächsischen Landtag sprach das
Schaumburger Wochenblatt mit der Abgeordneten Colette Thiemann.
Thiemann war über den Listenplatz in den Landtag gewählt worden.
Platz 16 war ein sicherer Platz, erst die Plätze 22 bis 26 wurden
durch Kandidaten über die Überhangmandate besetzt. Auch wenn die
CDU-Politikerin bei den Erststimmen im Wahlkreis 36 ihrem
Kontrahenten Jan-Philipp Beck (SPD) unterlag, erreichte sie bei
ihrem Erststimmen-Ergebnis mehr als 2,3 Prozent über dem
Parteiergebnis der CDU bei den Zweitstimmen.
"Im Wahlkreis Schaumburg leben traditionell viele SPD-Wähler.
Dafür bin ich mit meinem Erststimmen-Ergebnis zufrieden,"
resümierte Colette Thiemann
Der Landtag in Hannover ist kein unbekanntes Terrain für Thiemann.
Die vergangenen 11 Monate war sie bereits Abgeordnete, nachgerückt
in der Liste der CDU. Auf die Frage nach den von ihr gewünschten
Ausschüssen, in denen sie sich zukünftig engagieren möchte, stand
der Haushaltsausschuss an erster Stelle. Hier hatte sie bereits in
der vergangenen Legislaturperiode einen Sitz. Auch der Wirtschafts-
oder der Innenausschuss stehen auf der Wunschliste. Welche
Unterausschüsse dann noch infrage kommen, wird man sehen. Ruhe nach
dem anstrengenden Wahlkampf gäbe es für sie kaum. Neben den
regulären Sitzungen im Landtag, stehe bereits in dieser Woche ein
umfangreiches Online-Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema
"Chancen und Perspektiven nach der Landtagswahl 2022" auf dem Plan.
Zu ihren Zielen befragt, möchte Thiemann den Landkreis Schaumburg
über die landwirtschaftlichen Themen hinaus im Landtag präsenter
machen.
"Man muss immer bedenken, woher man kommt", lautet ein Grundsatz
ihrer politischen Arbeit.
Natürlich muss man gerade in der Opposition im Sinne der ganzen
Fraktion handeln, individuelle Themen sollten dabei aber immer
abgebildet werden, erklärte sie ihre Intention. Der Wahlkampf in
Schaumburg gegen Jan-Philipp Beck, schilderte sie, war stets von
gegenseitiger Höflichkeit und Wertschätzung geprägt. Sie sei ehr
der Typ, sich auf der inhaltlichen Ebene zu streiten, nicht aber
auf der menschlichen.
"Ruhm und Ehre waren mir immer egal - Schaumburg war mir immer
wichtiger"
Auf die Frage nach einer Erklärung zu den deutlichen
Stimmengewinnen der AFD, glaubt Colette Thiemann, dass dieser
Rechtsruck in Niedersachsen nicht unbedingt mit dem politischen
Denken der AFD zu tun habe. Vielmehr glaubt sie an eine Abrechnung
der Wähler mit den etablierten politischen Parteien. Ihrer Ansicht
nach erreichen die demokratischen Parteien nicht mehr alle
Menschen. Ihr Eindruck werde bestärkt, wenn sie sich die
Wählerwanderung in Richtung AFD anschaue. Nach den bisher
vorliegenden Ergebnissen waren allein circa 40.000 bisherige
FDP-Wähler zur AFD gewechselt - ein erschreckendes Ergebnis, so
Thiemann.
"Ich glaube nicht, dass der Großteil der Schaumburger AFD-Wähler
das demokratiefeindliche Gedankengut teilt" ist sich Thiemann
sicher
Die Montagsspaziergänge hätten gezeigt, dass sich die Hemmschwelle
der Bürger gesenkt hat. Es sei zu Mischgründen für die Teilnahme
bei den Menschen gekommen, das hätten die extremen Parteien
ausgenutzt. In diesem Zusammenhang erwarte sie, dass zukünftig die
Mitglieder der demokratischen Parteien bei Reden mit
antidemokratischer Ausrichtung von ihren Erwiderungsrechten im
Landtag Gebrauch machen. Man dürfe solche Redeanteile nicht
hinnehmen und ignorieren, sondern man solle es thematisieren.
Seit dem 8. November 2021 sei sie Mitglied des Niedersächsischen
Landtags könne mit ruhigen Gewissen sagen, sie habe regelmäßig eine
70-Stunden-Woche. Empfänger ihrer e-mails könnten dies an den
Uhrzeiten ablesen, die häufig um Mitternacht herum bearbeite.
Bezogen auf ihr überregionales Engagement möchte Thiemann sehen,
wie man Schadstoffe weiter reduzieren könne und dabei auch noch
einen Mehrwert für das das Land und für die Region schaffe. Am
Beispiel Verkehr schilderte sie, dass sie kürzlich aus Richtung
Süden kommend, fast drei Stunden hinter einem Lkw gefahren sei, der
Futterheu geladen hatte. Warum das Futtermittel durch die halbe
Republik gefahren werden musste, könne sie nicht nachvollziehen.
Auch auf örtlicher Ebene sind ihr Umweltschutzthemen sehr wichtig.
Im Rahmen des "Haustür-Wahlkampfes" sei sie mit ihrer Büroleiterin
Jana Hägermann in Neubaugebieten von Tür zu Tür gegangen, um mit
den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei sei den beiden Frauen
der erschreckend hohe Anteil von Steingärten aufgefallen und dass,
obwohl diese mittlerweile in Niedersachsen verboten sind. Beide
wünschten sich im Hinblick darauf mehr Kontrollen und
Ahndungsmaßnahmen.
Das Schaumburger Wochenblatt wünscht der Abgeordneten viel Erfolg
in der neuen Rolle in der Opposition.
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„Weil Schaumburg zählt!“
Das Schaumburger Wochenblatt im Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Colette Thiemann (CDU)
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