1. Erntedankfest – Nur ein Feiertag für Bauern?

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    Erntedank - Was ist das eigentlich genau? Ein Fest, das weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Dabei ist es gerade wichtiger denn je. Erntedank ist ein altmodisches Wort. Die meisten Menschen nehmen Lebensmittel nur noch als fertige Ware in gut ausgeleuchteten Supermärkten wahr. Am besten mehrfach in Plastik verpackt, damit das Auto und der Einkaufskorb sauber bleiben. Der eingeschweißte leuchtende Maiskolben und das Stück Hähnchenbrustfilet unter Zellophan.
    Doch bei einiger Recherche ist mir aufgefallen, dass uns im Kreis Schaumburg das Wort 'Ernte' gar nicht so fremd ist. Ernte bekommen wir mit, weil die großen Maschinen auf den Feldern unterwegs sind oder weil die Äpfel im Garten aufgelesen werden wollen. Aber 'Dank'? - Wofür soll ich dankbar sein, wenn ich für meine Lebensmittel im Supermarkt doch bezahle?

    Tapfer hält dennoch die Kirche an diesem Feiertag fest. Am ersten Sonntag im Oktober werden Altäre mit Kürbissen, Karotten, Kartoffel und vielen weiteren deutschen Erntegaben meist durch die hiesigen Landwirtinnen und Landwirte geschmückt. Vor allem für sie ist dieser Feiertag etwas Besonderes. Die Erntegaben in der Kirche gehören dazu. Sie sollen ein Bewusstsein dafür schaffen, was unser landwirtschaftliches Ackerland jedes Jahr hervorbringt. Auch wenn die Freude über das schlichte Gemüse vor dem Altar am Erntedankfest banal erscheint - im Alltagsstress bleibt kaum Zeit, innezuhalten und dankbar zu sein.

    Beim Einkaufen fällt uns kaum auf, wie die Ernte ausgefallen ist. Obst und Gemüse sind das ganze Jahr verfügbar und unser Lebensstandard hängt nicht davon ab, ob wir gut oder schlecht geerntet haben. Es ist selbstverständlich geworden, dass die Regale immer voll sind. Aus dieser Selbstverständlichkeit heraus, werden tiergreifende Entscheidungen über die Landwirtschaft getroffen. Da werden Volksbegehren unterschrieben und Petitionen gegen Pflanzenschutzmittel gestartet. Für viele nur ein Federstrich ohne Risiko, möchte man meinen. Später wird Fleisch aus Spanien und Mangos aus exotischen Ländern gekauft. Für die deutsche Landwirtschaft sieht es anders aus. Tagtäglich werden immer neue Gesetzte in Tierhaltung, Pflanzenschutzverordnung und Düngung umgesetzt, es wird dokumentiert und präzise geplant, damit auch weiterhin die Teller mit guten deutschen Lebensmitteln gefüllt werden. Vor allem in ungewissen Zeiten wie diesen, sollten wir alle dankbar dafür sein, dass wir hier im Kreis Schaumburg so fruchtbares Ackerland haben, auf dem eine Vielzahl von verschiedenen Kulturen geerntet werden kann. Ohne Ernte kein Erntedank. Es sei denn, wir wollen in Zukunft nur noch das Einbringen von Soja in Brasilien und von Kiwis in Israel feiern. Wenn unsere heimischen Äcker durch unbedachte Volksbegehren, unüberlegte politische Entscheidungen oder realitätsferne Gesetzesänderungen verkrautet sind, wird keine Hand mehr zum Erntedank rühren. Foto: privat

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