Spätestens seit Donald Trump kennen wir den Begriff der
"alternativen Wahrheit". Es handelt sich um eine Interpretation
oder eine steile Behauptung, die meistens keiner Überprüfung
standhält. Eine Unterstellung oder eben diese steile Behauptung
führt bei der betroffenen Person zu einem enormen Aufwand: Es gilt,
diese Aussagen zu entkräften, sie zu widerlegen. Die "alternative
Wahrheit" im Alltag ist eine gute Grundlage für ein schlechtes
Miteinander. Damals bei Donald Trump hat die Presse die
Behauptungen auf Wahrheit überprüft, aber wer tut das schon in dem
kleinstädtischen, dörflichen Bereich?
Wer Opfer von Unterstellungen wurde merkt, wie schwierig die Abwehr
sein kann. Ich kann zwar beweisen, was ich getan habe, aber nicht
beweisen, dass ich etwas nicht getan habe. Versuchen Sie
beispielsweise zu beweisen, dass Sie nicht gestohlen haben, ist es
unmöglich. Deswegen gilt im Strafrecht auch, dass es bewiesen
werden muss, dass etwas passiert ist und nicht der Anklagte das
Gegenteil beweisen muss. In unserem Miteinander gibt es aber
Menschen, die unterstellen, die mit diesen "alternativen
Wahrheiten" arbeiten, um Andere auszugrenzen. Und das ist mehr als
verwerflich. Es heißt bereits im achten Gebot (2. Mose 20): "Du
sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten." Also:
Belüge deinen Nächsten nicht und unterstelle ihm nichts Falsches.
Gerade als Christenmenschen sollte man das Gute in den Mitmenschen
sehen, die auch Gottes Geschöpfe sind. Unsere Gesellschaft wird in
ihrem Zusammenhalt in der letzten Zeit genug auf die Probe
gestellt, da braucht es einen guten moralischen Kompass. Die 10
Gebote der Bibel, die Mose empfangen hatte, sind bis heute ein
solcher Kompass. Wir sollten aufpassen, wo wir andere Menschen
schädigen in ihrem Ruf oder ihnen keinen sprichwörtlichen Bären
aufbinden. Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufbauen dauert Monate und
Jahre, es zu zerstören nur ein paar Minuten.
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Keine Alternative zur Wahrheit
Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf
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