Für viele Betriebe des Bäckereihandwerkes haben sich die
derzeitigen Preissteigerungen zu einer Existenzbedrohung
entwickelt. Mit der Aktion "Uns geht das Licht aus" machten
Bäckereien in ganz Norddeutschland auf die schwierige Lage
aufmerksam. Die Bäckerei Otto aus Pollhagen gab dem Schaumburger
Wochenblatt einen Einblick in die schwierige Entwicklung. "Wenn es
so weiter geht, gibt es ein großes Bäckereisterben", so die
Einschätzung von Helmut Otto. Die Betriebe befänden sich im
Klammergriff zwischen deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen und
heraufrauschenden Kosten für Energie. So müsse für Zutaten wie Mehl
und Zucker heute erheblich mehr gezahlt werden als noch vor wenigen
Monaten. Dazu schlagen wie in jedem Privathaushalt die Kosten von
Gas, Strom und Treibstoff ganz empfindlich zu Buche, wie Helmut und
Heidrun Otto vom bekannten familiengeführten Betrieb mit Stammsitz
in Pollhagen erklärten. Jeder hat die Backöfen vor Augen, deren
Betrieb ganz unumgänglich viel Energie benötigt. Hinzu kommen
jedoch noch weitere Vorgänge, wie das zwischenzeitliches Kühlen im
Produktionsprozess, der Strom zum Aufbacken in den
Verkaufsfilialen, die Beleuchtung und Heizung dort. All dies
schlägt nach dem erheblichen Preisanstieg nun empfindlich zu Buche.
Zur Backstube und den drei Filialen kommt noch ein besonderer
Service der Bäckerei Otto. Drei Autos sind zusätzlich im Landkreis
unterwegs, um mobil auch in den kleineren Ortschaften Brot und
anderes Gebäck zu verkaufen. Hier macht sich der gestiegene
Dieselpreis bemerkbar.
"Bei den Energiepreisen muss etwas passieren":
Die Möglichkeit zur Weitergabe der Kostensteigerungen sei begrenzt,
wie Heidrun und Helmut Otto ausführten. Im Grunde müssten dies ganz
erhebliche Preiserhöhungen sein, "aber es muss ja bezahlbar für die
Menschen bleiben". Zudem bestehe die Gefahr, dass die Kunden auf
das Angebot der Discounter ausweichen würden. Eine gewisse
Kaufzurückhaltung in bestimmten Bereichen, wie etwa bei den
belegten Broten sei angesichts der schwierigen Lage ohnehin schon
spürbar. Letztlich hoffe man auf eine gewisse Normalisierung der
Preise. Sowie auf eine Unterstützung durch die öffentliche Hand.
Denn auf Dauer sei die gegenwärtige Entwicklung kaum zu tragen.
"Bei den Energiekosten muss etwas passieren", betonte Helmut Otto.
Kollegen, die über wenig Rücklagen verfügen würden, gerieten
bereits in eine kritische Lage.
Drehen an vielen Stellschrauben:
Derweil macht sich das Team Gedanken, an welchen Stellschrauben zu
drehen ist, um die Situation zu bewältigen. Zum Beispiel werde es
kaum noch möglich sein, die gewohnte große Sortenvielfalt für den
Nachmittag in den Filialen aufrecht zu erhalten. Vorbestellungen
der Kunden würden helfen, hier passgenauer zu planen, um Verluste
zu vermeiden. Eventuell müsse man in den Filialen früher schließen,
um Energie und Personalkosten in nicht so intensiv frequentierten
Zeiten zu sparen. Auch über den Umfang der Lieferfahrten müsse man
nachdenken. Oder eventuell über eine Anfahrtspauschale, wie Heidrun
und Helmut Otto ausführten. Wobei es dem Team eigentlich am Herzen
liege, beispielsweise auch die ältere Dame im der kleinen
Ortschaft, die seit Jahrzehnten Stammkunde ist, weiterhin mit
Backwaren zu versorgen.
Modelle zur Preisgestaltung seien denkbar, in denen man einige
gängige Sorten weiterhin zu einem Betrag anbiete, den sich jeder
dauerhaft leisten könne. Während für ein aufwändigeres Produkt,
dann auch tiefer in die Tasche gegriffen werden müsse.
Solche Schritte würden schwer fallen, für einen Betrieb, der ja
gerade für eine breite Auswahl traditionell-handwerklich
hergestellter Produkte stehe, wie Helmut Otto betonte. "Am Ende
müssen wir aber auch noch Geld verdienen können".
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„Es droht ein großes
Bäckereisterben“Probleme durch Preisexplosion bei Energie und Rohstoffen
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