Kurzfristige Maßnahmen zu ergreifen, um Bürger und Wirtschaft
von den explodierenden Energiekosten zu entlasten, jedoch
gleichzeitig den Ausbau der erneuerbaren Energien als langfristige
Lösung erheblich beschleunigen. So lässt sich die Marschroute
zusammenfassen, die der niedersächsische Umwelt- und Bauminister
Olaf Lies (SPD) bei einem Besuch im Rodenberger Ratskeller zum
Thema Energiepolitik skizzierte. Dabei betonte Lies, dass in
Deutschland und Niedersachsen noch ein sehr weiter Weg zu gehen
sei, um die angepeilten Ausbau-Ziele im Bereich der erneuerbaren
Energien zu erreichen. "Wir brauchen PV-Anlagen auf jedem Dach",
verdeutlichte er beispielsweise im Bereich Solarenergie die Größe
der Aufgabe, hinzu müssten Freiflächenanlagen kommen. Ebenso gelte
es, den Ausbau der Windenergie voranzutreiben. Selbst bei
Ausnutzung aller Potentiale, werde es nötig sein, grünen
Wasserstoff zu importieren, um Deutschland mit ausreichend
erneuerbarer Energie zu versorgen. Es sei schon in vielen Staaten
möglich, grünen Wasserstoff wirtschaftlich zu produzieren. Hier
böten sich diesen Ländern Entwicklungsmöglichkeiten, so Lies.
Gleichzeitig habe Deutschland die Chance, seine Energielieferungen
auf viele verschiedene Partner zu verteilen.
Um eben eine hohe Abhängigkeit von einem Lieferanten wie in den
vergangenen Jahren Russland zu vermeiden. Die nun eingetretene
Entwicklung müsse Warnung sein, nicht wieder in eine ähnliche
Situation zu geraten. Der richtige Weg, um bezahlbare Energie und
Versorgungssicherheit zu erhalten, sei der massive Ausbau der
erneuerbaren Energien.
Bürger und Staat sollen sich Mehrkosten teilen:
Um die derzeitige Krise der explodierenden Energiekosten zu lösen,
sei einerseits eine Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis
dringend nötig. So sei eine Senkung der Strompreise auf ein
erträgliches Maß zu erreichen. Beim Gaspreis liege die Sache
schwieriger, weil tatsächlich ein Mangel des Rohstoffes vorliege.
Maßnahmen wie die Vergrößerung des Angebotes über
Flüssiggas-Lieferungen würden erst allmählich Wirkung entfalten.
Eine Entlastung von Haushalten und Wirtschaft sei aber dringend
nötig. Entsprechende Instrumente müssten zu einer Lösung führen, in
der sich "Staat und Bürger die Mehrkosten teilen". Sicherlich
bringe das erhebliche Kosten für die öffentliche Hand mit sich, mit
rund 40 Milliarden Euro im Jahr sei zu rechnen. Die Alternative
wären jedoch erhebliche soziale Verwerfungen. "Es wird trotzdem
hart", so Lies mit Blick auf die kommenden Monate, aber die
Situation bleibe handhabbar.
"Energieintensive Betriebe im Norden ansiedeln":
Die Veranstaltung hatte der sozialdemokratische Landtagskandidat
Jan-Philipp Beck organisiert. Dieser moderierte auch, als die
Teilnehmer die Möglichkeit hatten, auf Bierdeckeln notierte Fragen
einzureichen. Lies hob beispielswiese hervor, dass Norddeutschland
und Niedersachsen mit den Potentialen für Windenergie auf dem Meer
die Chance hätten, zu einem Motor der Energiewende zu werden. Dabei
sei es wichtig, neue energieintensive Industrie auch im Norden
anzusiedeln, anstatt Leitungen bis nach Süddeutschland zu ziehen.
Die Verwirklichung des Baus solcher Trassen sei ohnehin fraglich,
weil bei Anwohnern kaum Akzeptanz für sie bestehe.
Zur Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien sei die
Akzeptanz der Bürger entscheidend. Auch der ländliche Raum müsse
profitieren beispielsweise von der Ansiedlung von Windkraft.
Teilhabe der Bürger in Form von Genossenschaften, über verbilligte
Strompreise und Abgabe eines Teils der Erlöse an die Kommunen seien
hier Lösungen. Ebenso seien im PV-Bereich Lösungen zu finden, die
über Genossenschaften beispielsweise die Bündelung verschiedener
Dächer zur Stromerzeugung ermöglichen und unter anderem auch
Bürgern das Einsteigen ermöglichen, die selbst nicht Dachbesitzer
sind.
Auch zu Themen wie bezahlbares Wohnen oder den Umgang mit dem Wolf
nahm Lies auf Nachfrage Stellung.
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„Energiewende bietet Niedersachsen große Chancen“
Diskussion mit Minister Olaf Lies zum Thema Energiepolitik
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