Seit 13 Jahren ist Matthias Voges Berufsberater bei der
Arbeitsagentur und betreut mit weiteren acht Kollegen Schüler im
ganzen Landkreis. Wenn man ihn fragt, kennt er viele Gründe, warum
sich eine qualifizierte Ausbildung auf jeden Fall lohnt und warum
es für Jugendliche, die noch keine Vorstellung vom Berufseinstieg
haben, wichtig ist, sich von den Berufsberater der Agentur für
Arbeit im Landkreis beraten zu lassen. Für den Sekundarabschluss I
(Haupt- und Realschule) stehen weit über 470
Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu gibt es mehr als
10.000 Möglichkeiten für Studiengänge. Das Schaumburger Wochenblatt
fragte nach, auf was die "neuen" Azubis achten sollten.
SW: Wann ist der beste Zeitpunkt, sich bei den Berufsberater
beraten zu lassen?
Matthias Voges: Der beste Zeitpunkt ist immer, wenn Fragen
aufkommen. Bereits bevor das Schulpraktikum in den verschiedenen
Schulformen beginnt, kann schon die Frage stehen, wo es beruflich
hingehen soll. Die Wenigsten wissen, was sie beruflich machen
möchten. Bei einem unkomplizierten persönlichen Gespräch können die
Berufsberater mit einem Überblick und der bestmöglichen Beratung
helfen. Ansonsten ist der richtige Zeitpunkt ein Jahr vor dem
Schulabschluss.
SW: Ist es zur Zeit schwer, eine Ausbildungsstelle zu
bekommen?
Matthias Voges: Der Ausbildungsmarkt ist allgemein in den
vergangenen Jahren besser geworden für diejenigen, die eine
Ausbildungsstelle suchen. Dies gilt auch für Hauptschüler.
Abgesehen davon ist es ohnehin nur ein Gerücht, dass man ohne
Abitur keine Chancen auf eine gute Lehrstelle hat. Nach wie vor ist
der Fachkräftebedarf in vielen Unternehmen hoch. Aktuell sind noch
viele Ausbildungsplätze frei. Dabei sind Berufe wie Landwirte,
Buchhändler, Steuerfachangestellte, Goldschmiede,
Verfahrenstechnologen und viele mehr in den offenen
Ausbildungsplatzangeboten zu finden.
SW: Welche Rolle spielt der Schulabschluss bei der Suche nach einem
Ausbildungsplatz?
Matthias Voges: Es ist einfacher, eine Ausbildungsstelle mit einem
guten Hauptschul- oder Realschulabschluss zu bekommen, als mit
einem schlechten Abitur. Handwerksberufe bieten viele Möglichkeiten
für junge Leute mit Hauptschulabschluss. Gute Schüler mit dem
Realschulabschluss und dem erweiterten Realschulabschluss erwarten
ganz besonders gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz mit
Aufstiegsmöglichkeiten und Weiterbildungspotential. Bei schulischen
Ausbildungsgängen gibt es seit Jahren die Möglichkeit, gleichzeitig
damit einen höheren Schulabschluss zu erwerben. Problematischer als
der Schulabschluss ist die Tatsache, dass sich viele Jugendliche
auf immer die gleichen Berufe stürzen.
SW: Woran liegt es, dass immer wieder viele junge Leute den
gleichen Berufswunsch haben?
Matthias Voges: Jugendliche machen ihre Berufswahl in der Regel von
ihrem Umfeld abhängig. Eltern und Freunde prägen bei der
Entscheidung. Tarifverträge in der Industrie locken meist mit hohen
Löhnen. Somit lässt sich natürlich der Wunsch des
Industriemechanikers erklären, im Gegensatz zum Metallbauer, der im
Handwerk lernt und im Schnitt einige hundert Euro weniger
Ausbildungsvergütung bekommt. Eine Ausbildung im Büro lockt mit
geregelten Arbeitszeiten und wird somit attraktiver wahrgenommen
als eine gastronomische Ausbildung. Doch damit Jugendliche alle
Berufschancen für sich nutzen können, müssen sie überhaupt erst
einmal die vorhandenen Möglichkeiten kennen. Wir als Berufsberater
kennen Lehrberufe, die den Jugendlichen vielfach unbekannt
sind.
SW: Geht Karriere ohne Studium?
Matthias Voges: Immer noch ist die Tendenz hoch bei
Studienabbrechern. Falsche Vorstellungen mit denen ein Studium
begonnen wurde, dass dann nach einigen Semestern wieder angebrochen
wird, sind keine Seltenheit. Sie stellen sich dann bei der
Berufsberatung vor und machen danach eine Ausbildung. Das ist
schade und für gute berufliche Perspektiven auch überflüssig. Eine
Ausbildung ist ganz einfach ein Start in die berufliche Karriere,
außerdem gibt es bessere Entwicklungsmöglichkeiten als noch vor
einigen Jahren. Neben den klassischen Weiterbildungsmöglichkeiten
ist die Zulassung zu einem Studium nach einer Ausbildung mit
entsprechender Berufserfahrung möglich, ohne Abitur oder
Fachhochschulreife. Immer mehr Firmen bieten ihren guten
Auszubildenden sogar an, deren Weiterbildung nach der Ausbildung
finanziell zu unterstützen. Bei einer handwerklichen Ausbildung
wartet vielleicht ein Handwerksbetrieb, der übernommen werden soll,
oder man kann neben dem Meister oder Techniker auch direkt nach
einigen Jahren Berufserfahrung studieren gehen.
Wer Beratung und Hilfe für den Berufseinstieg braucht, kann sich
schriftlich per Mail unter
stadthagen.251-berufsberatung@arbeitsagentur.de oder telefonisch
unter der Hotline 05721/933501 (montags, mittwochs und freitags von
10 bis 12 Uhr, dienstags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 14
bis 18 Uhr) an die Berufsberater wenden. Die Beratung ist natürlich
kostenfrei.
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