1. „Wie kommt die Oma zum Friedhof?“

    Grünen fordern eine Mobilitätsgarantie im ländlichen Raum / Diskussion über Chancen

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    Auf Einladung der Bückebürger Grünen diskutierten Landtagskandidatin Imke Hennemann-Kreikenbohm und Landtagsabgeordneter und Sprecher für Wirtschaft und Verkehr im Niedersächsischen Landtag Detlev Schulz-Hendel über Anforderungen und Chancen der Mobilitätswende im ländlichen Raum. Claus Rechtien, Vorstand Bückeburger Anrufbus, präsentierte eine lokale Ergänzung zum bestehenden Nahverkehrsangebot, mit der ein von allen Anwesenden gewünschtes Ziel, eine Mobilitätsgarantie für die Bürger, auch in ländlichen Regionen realisiert werden könne. Inga Siemann und Martin Leuchtmann gegrüßten im Namen der Bückeburger Grünenfraktion die Gäste. Landesabgeordneter Schulz-Hendel startete mit "vielen verpassten Chancen in der Landespolitik". Dass das Verkehrsministerium weiter aufs Auto setze, um Menschen zu verbinden, mag er nicht weiter kommentieren: "Nicht jeder kann sich ein Auto leisten". Vielmehr habe unter anderem das Neun-Euro-Ticket bewiesen, "dass, wenn wir gestalterischen Willen zeigen, wir in kurzer Zeit eine übergreifende Tarifstruktur schaffen können". Mit einer Milliarde Fahrten habe nun glücklicherweise auch die FDP eingesehen, dass es ein Anschlussticket geben muss. **Streckenstilllegungen waren "Sündenfall"** "Wir möchten in Niedersachsen eine Mobilitätsgarantie schaffen. Wenn man faire gesellschaftliche Teilhabe möchte, brauchen wir einen unbeschränkten, barrierefreien Zugang zu Mobilitätsangeboten", so Schulz-Hendel. Dies sei nicht sofort, aber mit langfristigen Maßnahmen zu erreichen, etwa alle Orte an eine regelmäßige ÖPNV-Taktung anzuschließen, die Angebote besser zu vernetzen und für Gleichberechtigung der Verkehrsträger zu sorgen. Mit mindestens zwei Modellregionen sollen Blaupausen geschaffen werden, unter der Beteiligung der Bürgerschaft. Zudem sei die Stilllegung zahlreicher Bahnstrecken im ländlichen Raum für Schulz-Hendel "ein Sündenfall" gewesen. Aktuell gebe es ein Förderprogramm zur Reaktivierung dieser Strecken, dass entsprechende Projekte mit 90 Prozent bezuschusst. Abgerufen worden sei jedoch nichts. "Wir bekommen einen irren Pott dafür und werden sofort nach der Wahl loslegen, wenn wir mitregieren". Eine Favoritenstrecke in Schaumburg hat der Abgeordnete schon: Die Strecke zwischen Rinteln und Stadthagen sei vielversprechend, "und die Schönste". **Schaumburgs Radwege in schlechten Zustand** Grünen-Landtagskandidatin Dr. Imke Hennemann-Kreikenbohm bringt es gleich zum Start auf den Punkt: "Wir brauchen die Mobilitätswende aufgrund der Klimakrise". Sie selbst ist an diesem Tag mit dem Rad von Bad Nenndorf aus gekommen. Ihr Resümee: "Die Radwege in Schaumburg sind im schlechten Zustand". Die geforderte Mobilitätswende habe jedoch zahlreiche Facetten, weswegen sich die Kreistagsfraktion bereits Gedanken zu einem integrativen Mobilitätskonzept gemacht habe. "Wichtig ist uns, dass auch eine Bürgerbeteiligung stattfindet". Mit einem Landesprogramm sollen mit einem Investitionsfonds entsprechende Projekte umgesetzt werden, wie der Ausbau des Radwegenetzes und eine Verlässlichkeit des Nahverkehrs. "Auch das bedeutet Mobilitätsgarantie". Neben einer guten Taktung muss der ÖPVN kostengünstig sein. Zudem würden die Grünen sich wünschen, dass die Landkreise selbst über die Einrichtung von Tempo-30-Zonen entscheiden dürften, "für mehr Sicherheit für Leib und Leben". "Was wir nicht brauchen, ist der weitere Ausbau der Autobahnen", so die Landtagskandidatin abschließend. **Lücken in der Versorgung füllen** Mit Claus Rechtien und dem Bückeburger Anrufbus stellte sich hingegen eine in Bückeburg noch ganz junge Ergänzung zum Nahverkehrsangebot vor. Das Rufbussystem biete dabei bei moderatem Preis - "teurer als der Bus, aber günstiger als das Taxi" - einen von Tür zu Tür-Transport, auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, dank einer elektronischen Rollstuhlrampe. In Bückeburg kostet aktuell eine Fahrt sechs Euro. Genehmigungsbehörde ist der Landkreis. Der Betrieb trage sich selbst und sei kostendeckend. "Scheinbar deckt der Anrufbus eine Lücke in der Versorgung", konstatiert Inga Siemann. Doch auch hier existieren unterschiedliche Tarife und zudem kein landkreisübergreifendes System, dass alle Ortschaften miteinander verbindet. Der Wunsch der Anwesenden: "Die verschiedenen Anrufbusse müssten vernetzt werden mit einer Dachorganisation, um so auch alle Orte mitzunehmen". Cornelia Laasch, Mitglied der Bückeburger Grünen-Stadtratsfraktion, bringt es auf den Punkt: "Wir müssen herausfinden: Wie kommt die Oma zum und nicht auf den Friedhof?". Chancen sehen die Diskussionsteilnehmer im Ausbau und der Vernetzung des Nahverkehrs, infrastrukturellen Baumaßnahmen, Mobilitätserziehung und die Nutzung aller Verkehrsmöglichkeiten. "Wir brauchen die Veränderung", so Hennemann-Kreikenbohm abschließend. Foto:nh

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