Der Bauernverband Weserbergland e.V. beim Landvolk Niedersachsen hatte zum "Grünen Abend" in den Schäferhof eingeladen und circa 50 Personen kamen. In der Kornkammer des Hofes von Christian Schweer in Probsthagen hatten sich die Landtagskandidaten aus den beiden Wahlkreisen 36 (Schaumburg) und 38 (Nienburg/Schaumburg) eingefunden, um mit Landwirten aus der Region über ihre Sorgen und Probleme zu diskutieren. Lediglich die Kandidaten der Grünen nahmen wegen einer eigenen Veranstaltung im Bruchhof nicht teil. Maria-Christina Luig-Steijn (Die Linken), Jan-Philipp Beck (SPD), Matthias Heine (Die Basis), Andreas Paul Schöniger (Freie Wähler), Colette Thiemann (CDU), Lutz Knoblich, René Franke (beide AFD), Robin-Pascal Stalica, Anton Van den Born (beide FDP) wurden dazu von Moderator Henrik Brunkhorst mit einer Reihe von Fragen und Aussagen konfrontiert. **"Die Kornkammer Europas brennt!" (Moderator Hendrik Brunkhorst)** Nach der Begrüßung und Dankesworte unter anderem an die Landjugend, die für das leibliche Wohl sorgte, konfrontierte Brunkhorst die Kandidaten zunächst mit einer Aussage von Minister Cem Özdemir: "Hunger ist kein Argument für Abstriche bei der Biodiversität" und forderte zu einem Kommentar auf. Luig-Steijn:"… erst die Menschen und wenn es möglich ist, auch die Natur…" Beck antwortete:" Landwirtschaft muss weiter die Bevölkerung mit Nahrung versorgen." Knoblich war der Ansicht, die Landwirtschaft sei durchaus in der Lage, auch beides zu gewährleisten. Colette Thiemann wies daraufhin, dass circa 80 Prozent der bürokratischen Vorgaben vom Bund und der EU stammten. Dokumentationspflichten beispielsweise müssten verringert werden. Eine der größten Sorgen der Landwirte betrifft das Referendum von EU-Kommissar Timmermans, wonach der Einsatz von Düngemitteln bis 2030 um die Hälfte reduziert werden soll. Colette Thiemann reagierte entsetzt auf diese Ankündigung. "Man verkennt damit die aktuelle Situation." Moderator Henrik Brunkhorst, selbst Landwirt, erklärte, der weitgehende Verzicht auf Düngemittel führe dazu, dass die Erträge irgendwann zu wenig würden. In der anschließenden Antwortrunde waren sich alle Kandidaten einig, dass es dazu nicht kommen dürfe. Im Zusammenhang mit der Diskussion um verringerten Düngemitteleinsatz, sprach Brunkhorst das Thema der "roten Gebiete" an. Dabei handelt es sich um Flächen, bei denen der gemessene Nitratwert im Grundwasser zu hoch sei. Dem damit einhergehenden Vorwurf an die Landwirtschaft, dafür verantwortlich zu sein, widersprechen die Bauern. **"Wir waren verpflichtet, rote Gebiete an die EU zu melden." (Colette Thiemann)** Unisono herrschte auch zu diesem Thema Einigkeit bei den Kandidaten. Aus den Reihen wurde gefordert, zu einer höheren Verursachergerechtigkeit zu gelangen (Beck), genauer hinzusehen, wie das Nitrat ins Grundwasser kommt (Thiemann) sowie rote Gebiete neu zu organisieren (Stalica). Schöniger stellte infrage, ob die Messstellen richtig eingesetzt würden und wer diese überprüfen würde. Die Bundesregierung hält fest an dem Ziel, bis 2030, 20 Prozent als Ökolandbau auszuweisen. Brunkhorst forderte auch hier zu Stellungnahmen. Luig-Steijn war der Ansicht "… man könne es ja erstmal versuchen…", Beck wollte sich auf 15 Prozent beschränken, Heine und Schöniger wollten sich nicht festlegen, ebenso die AFD-Kandidaten. Die FDP würden das gern mit den Landwirten diskutieren. Thiemann blickte zurück und erklärte, dass der Öko-Boom aus Corona-Zeiten deutlich zurückginge, der Trend zu Öko sei nicht mehr da. **"20 % Ökolandbau ist derzeit eine Luxusdiskussion." (Colette Thiemann)** Ihrer Ansicht nach gehe es jetzt in erster Linie darum, die Menschen zu ernähren. Bei der Frage des Moderators nach einer Meinung zu "CRISPR/Cas" zuckten bis auf die CDU-Landtagsabgeordnete Colette Thiemann alle Politiker mit den Achseln. Lediglich Thiemann konnte erklären, dass damit das sogenannte Genschere-Verfahren gemeint war, bei dem Pflanzen gekreuzt werden, um sie widerstandfähiger gegen Pilze und andere Schädlinge zu machen. Das Verfahren ist in Deutschland verboten, die veränderten Pflanzen werden jedoch nach Deutschland eingeführt. Brunkhorst hält das für einen deutlichen Wettbewerbsvorteil für die benachbarten Länder. Eine Blitzlicht-Antwort forderte der Moderator zum Thema Trassenbau der Bahn. Auch hierzu erhielt er von allen Teilnehmern die Antwort:" Trassennaher Ausbau." Nachdem noch einige wenige Fragen aus dem Publikum beantwortet wurden, schlossen die Kandidaten mit dem Versprechen, sich den Sorgen der Landwirte anzunehmen und den "Niedersächsischen Weg" zum Natur- und Artenschutz, Biodiversität und dem Umgang mit der Ressource Landschaft weiter zu verfolgen.
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„Grüner Abend“ im Schäferhof
Landtagskandidaten diskutieren über Sorgen der Landwirte
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