Colette Thiemann, Mitglied des Landtages (MdL) und CDU-Landtagskandidatin hatte auf den Hof von Christian Schweer in Probsthagen eingeladen und circa 60 Besucher kamen. In der von Thiemann moderierten Veranstaltung kamen viele Themen zu allen Bereichen der Landwirtschaft zur Sprache und die Ministerin hielt kein Blatt vor den Mund. Deutliche Kritik äußerte sie beispielsweise in Richtung der EU. Ein Richtlinienentwurf des EU-Klimaschutz-Kommissars Timmermanns, sieht vor, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu verringern, sowie in "sensiblen Gebieten" ganz zu verbieten. "Dieser Vorschlag ist irre und darf so nicht durchgehen," so der eindeutige Kommentar der Ministerin . Hanglagen mit mehr als 15 Prozent Gefälle dürften danach ebenfalls nicht mehr gedüngt werden. "In Niedersachsen ist das wohl nicht das größte Problem," ergänzte Colette Thiemann suffisant," in Bayern sehen wir dann wohl Kühe mit Windeln." Sollte der Entwurf durchgehen, würden bis zu vier Millionen Hektar Ackerfläche in Deutschland betroffen werden, das entspricht ungefähr 25 Prozent der Gesamt-Ackerfläche. "Im Landkreis Holzminden wären sogar drei Viertel der landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche betroffen," machte die Ministerin das Problem vorstellbar. ** "Jeder zehnte Arbeitsplatz hängt an der Landwirtschaft!" ** Sie forderte die Landwirte auf, in Brüssel Druck zu machen. Sehr erleichtert hingegen war Otte-Kinast darüber, dass die bisher vorgeschriebene vier- prozentige Brache, die für jeden Landwirt galt, nun ausgesetzt wurde. Die Ministerin hatte sich vehement dafür eingesetzt. In Zahlen bedeutet dies, dass bei einer landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche von insgesamt circa 1,9 Millionen Hektar in Niedersachsen, nun über 70.000 Hektar zusätzlich für die Produktion von Getreide genutzt werden können. Bei einem Ertrag von ungefähr sechs Tonnen pro Hektar ergibt das über 420.000 Tonnen mehr Getreide für die Lebensmittelproduktion - in einer Zeit des Ukraine-Krieges:"… muss die Ernährungssicherheit Vorrang haben …". Deutliche Kritik gab es auch in Richtung ihrer Parlamentskolleginnen und Kollegen. **Das Thema Landwirtschaft muss mehr Wertschätzung erhalten!** Das Thema Landwirtschaft spiele für viele nur eine untergeordnete Rolle, Themen werden ans Ende von Sitzungen gestellt, wo viele Abgeordnete bereits fort seien. "Das Thema Landwirtschaft muss mehr Wertschätzung erhalten," so ihr Appell," und weiter: "Der Umgang mit Lebensmitteln muss in die Schulen!" Immer noch würden zu viele Lebensmittel entsorgt. Nach einem Einwurf von Landwirt Dirk Hasse zum Besuch von Schulklassen auf seinem Hof "Schüler wissen oft mehr, als die Lehrer," verwies Otte-Kinast auf das für Schule zuständige Resort Kultusministerium. An der Stelle bedauerte sie, dass der niedersächsische Kultusminister Grant-Hendrik Tonne (SPD) trotz mehrerer Versuche bislang nicht bereit war, mit ihr über Möglichkeiten zu reden. Ein Besuch der Ministerin bei einer "Ackerklasse" in einer "Agrarschule" sei sogar kritisch beäugt worden. Gut vorbereitet führte Colette Thiemann eine mit Reihe weiterer Fragen aber auch zu positiven Aspekten in Niedersachsen. **Der "Niedersächsische Weg" ist einmalig in Deutschland** Der "Niedersächsische Weg" beispielsweise, bei dem sich- bundesweit einmalig- Landesregierung, Landwirtschaftskammer sowie Natur- und Umweltverbände vertraglich zu großen Anstrengungen in den Bereichen Natur- und Artenschutz, Biodiversität und dem Umgang mit der Ressource Landschaft verpflichtet haben. In Niedersachsen sind mittlerweile 15 ökologische Stationen eingerichtet worden und dabei die Jägerschaft sowie die Angler eingebunden worden. Die Landwirtschaftskammer bietet Beratungen zum Thema Biodiversität an und eine "Wegbereiter-Plakette" für erfüllte Kriterien ist eingeführt worden. Auf die Frage der Moderatorin, wie man Sorge tragen könne, dass Landwirtschaft mehr wahrgenommen werde, verwies die Ministerin auf verstärkte Auftritte in den sozialen Medien sowie Großveranstaltungen zusammen mit gesellschaftlichen Institutionen und Organisationen. **Wir prüfen zurzeit intelligente Bewässerungssysteme auf den Feldern** Im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt wurde die Ministerin gefragt, inwieweit Wassersprenger zur Erhöhung des Ernteertrags, sinkender Grundwasserspiegel und mangelnder Niederschlag in Einklang zu bringen seien. Um akzeptable Erträge zu ernten, müssen vielerorts die Felder bewässert werden. In Zeiten von Wassermangel gerät der Landwirt damit in einen Teufelskreis. In Niedersachsen, so Otte-Kinast, würden derzeit intelligente Bewässerungssysteme getestet. Man will wegkommen von den großen Wasserkanonen, hin zu gezielter Bewässerung direkt an die Pflanzen. Zusätzlich werden Speicherkonzepte untersucht, bei denen Wasser in Starkregenzeiten gespeichert werden kann, um es in Dürrezeiten zu verwenden. Mit den Worten:" Wenn man mit Landwirten reden will, muss man dahin gehen, wo sie sind," hatte Colette Thiemann die Veranstaltung eröffnet. Mit den Worten: "Geht zur Wahl! Überlassen Sie nicht den anderen das Feld, nicht den Rechten, nicht der FDP und auch nicht den Grünen," beendete die Landwirtschaftsministerin den Nachmittag und übergab Gastgeber und Landwirt Christian Schweer ein signiertes, unverkäufliches Exemplar des Landwirtschaftsministeriums zu "75 Jahre Niedersachsen".
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„Dieser Vorschlag ist irre und darf so nicht durchgehen!“
Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) zu Gast in Schaumburg
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