"Das Zusammenleben mit Tieren bewirkt bisweilen kleine Wunder", berichtet Pflegedienstleiterin Iwona Erm aus ihrem Alltag in einem Altenheim. Die Menschen reagieren ausgesprochen positiv auf Zwergschnauzer Mona, Hauskatze Lilly, Wellensittich Angela sowie die beiden Kaninchen Joshi und Henry. In dem Haus mit 28 Bewohnern verlieren sich die Ängste vor einer Pflegeeinrichtung schnell, wenn die Tiere auftauchen. Neulich wollte sich eine Tochter gemeinsam mit ihrer Mutter das Domizil ansehen. Die Unsicherheit war beiden anzumerken. Als Katze Lilly bei dem Gespräch um die Beine der Tochter herumschlich und gestreichelt werden wollte, entspannte sich die Situation und sie fing an zu erzählen: von der Krankheit der Mutter, über die Verzweiflung in den vergangenen Wochen, von Streitigkeiten in der Familie wegen der Pflege und der Isolation, in die man schnell als pflegender Angehöriger gerät. Währenddessen hatte eine Altenpflegerin der an Demenz erkrankten Mutter das Haus gezeigt - begleitet von der 6-jährigen Hündin Mona. Am Ende des Rundgangs meinte die Interessentin nur: "Weißt du was? Ich bleibe hier." Ein vollkommen entspannter Übergang aus der vertrauten Häuslichkeit in eine stationäre Pflegeeinrichtung. "Wir leben hier wie in einer großen Familie - ganz gleich, ob Bewohner, Angehörige oder Mitarbeiter", erläutert Iwona Erm, die vor 14 Jahren die Chance hatte, ein anderes Modell von Pflege umzusetzen: Oft gibt es Probleme damit, dass sich die Bewohner mit Händen und Füßen gegen die Grundpflege wehren. "Eine Dame wurde kurz nach ihrem Einzug bei uns richtig ungnädig, wenn wir ihr beim Waschen und Anziehen behilflich sein wollten. Diese Frau hat niemanden an sich herangelassen", erzählt die Pflegedienstleiterin. Das Team hat im Laufe der Jahre jedoch etliche Tricks und Kniffe entwickelt. In diesem Fall brachte der Hund die Lösung. "Am Anfang saß Mona einfach nur auf dem Schoß dieser Dame", erinnert sich Erm. "Die Frau hat den Zwergschnauzer gestreichelt und nur geschimpft. Wir haben kein Wort verstanden. Doch dann wurde sie ruhiger und wir konnten mit der Grundpflege beginnen. Heute reicht es, wenn der Hund mit im Zimmer ist. Das Tier gibt Sicherheit." Einen ähnlich positiven Effekt haben die Haustiere bei Schlaganfallpatienten. Dazu wird eines der Kaninchen auf den gelähmten Arm gesetzt. Die Menschen bekommen durch diesen kleinen therapeutischen Kunstgriff wieder eine Wahrnehmung für die gelähmte Körperseite. Zurück zu der Dame, die gleich nach dem Rundgang geblieben ist. Vier Wochen nach dem Einzug wollte die Tochter ihre Mutter abholen und mit ihr in ein Café gehen. Eine Abwechslung vom Heimalltag. Doch am Gartentor blieb die Mutter stehen und sagte: "Kaffee und Kuchen? Dafür brauchen wir nicht wegzufahren. Das bekommen wir hier auch alles." So geht Geborgenheit. Foto: Umsorgt wohnen
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Haustiere sind die besten Therapeuten
Gute Pflege im Altenheim hat viele Seiten
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