Zu einer besonderen Tagung lädt die Schaumburger Landschaft gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, dem LWL.Landschaftsverband, dem Niedersächsischen Landesarchiv und dem historischen Seminar der Leibniz Universität, ein: Am 22. und 23. September werden in der Wandelhalle Bad Nenndorf die Kurorte in der Region in ihrer Mannigfaltigkeit beleuchtet. Dabei geht der Blick sowohl auf die historische wie gesellschaftliche Bedeutung als auch über die Entwicklung vom 18. bis ins 21. Jahrhundert. Als internationale Tagung wird aber auch der Blick über den Tellerrand hinaus sowie in bisher nicht beleuchtete Themengebiete gewagt.Lu Seegers, Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft, und Stefan Brüdermann, Leiter des Niedersächsischen Landesarchivs in Bückeburg, machen auf die Vielseitigkeit der Tagung, deren Vorbereitungen bereits seit 2019 laufen, aufmerksam: "Es gibt zwar viele Tagungen zu dem Thema, aber wenige befassen sich dabei mit der Gesellschaftsgeschichte. Die Orte sind in der Region behaftet und stehen damit im Verhältnis", erklärt Seegers. Im Laufe der zweitägigen Tagung werde sowohl die Gründungs- als auch die Hochzeit der Kurorte beleuchtet und wie sich diese immer wieder neu erfanden. Gesundheitspolitische Einflüsse sowie ein unterschiedliches Publikum spielen ebenso eine Rolle. **Weiter Rahmen** "Kurorte sind nichts Statisches, sondern Teil einer komplexen Gesellschaft". Zudem werden gänzlich unbekannte Aspekte analysiert. "Bad Nenndorf und Bad Eilsen kennen alle, doch dass Stadthagen auch ein Kurort war, ist eher unbekannt", erläutert Brüdermann. Die Tagung spanne zudem einen weiteren Rahmen über die Region hinaus, unter anderem zu den Kurorten der Landesherren und herrschenden Dynastie in Pyrmont und den Ostfriesischen Inseln und die Bedeutung von Kurorten in Europa. Der erste Tagungstag, Donnerstag, 22. September, wird mit einer Begrüßung und einer Einführung von Dr. Lu Seegers sowie Dr. Matthias Frese und Dr. Malte Thießen, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, starten. Zunächst werden die Gesundheitsvorstellungen im historischen Längsschnitt vom 18. bis zum 21. Jahrhundert betrachtet, unter anderem die Indikatoren für Kuren und Gesundheitskonzepte vom Nationalsozialismus bis in die 1970er Jahre und darüber hinaus. Im zweiten Themenblock befassen sich die Referenten mit den Repräsentationen der Gesellschaft in den Kurorten. Unter anderem wird Dr. Stefan Brüdermann das Fürstenhaus Schaumburg-Lippe auf der Kur und als Kurortbetreiber näher betrachten. Doch auch Bürger und Bauern auf Kur sowie prominente Gäste werden hier zur Sprache kommen. **Neues Forschungsthema** Im dritten Themenblock an diesem Tag geht es um Exklusion und Inklusion beim "Kurort als Hinterbühne". Hier wagen sich die Referenten auf neues Terrain: Das Thema von Prof. Dr. Britta-Marie Schenk "Kriegsversehrte und Kriegsopfer als Kurortpatienten" wurde bisher kaum behandelt und es gibt wenig Literatur dazu; das Thema "Arbeitsmigration in norddeutschen Kurorten seit den 1960er Jahren" von Dr. David Templin wurde überhaupt noch nicht betrachtet, informiert Seegers. Templin wird sich für seine Recherche durch Archivquellen wühlen und Zeitzeugen interviewen, um so ganz neue Aspekte zu erforschen. Abgeschlossen wird der Themenblock durch "Kinderkuren - zwischen wirtschaftlicher Risikoabsicherung und menschlichem Leid" von Dr. Jens Gründler. Spannend wird es noch einmal beim Abendvortrag von Frank Werber, Chefredakteur von Zeit Geschichte in Hamburg. Ab 20 Uhr wird er sich dem Thema "Rechte Mythen und Deutungskämpfe um das Wincklerbad in Bad Nenndorf" widmen. "Dabei interessiert ihn auch: Wie ging dieser Ort damit um und welche Folgen hatte das für Bad Nenndorf", fügt Seegers hinzu. Anschließend wird noch Zeit für eine Diskussion sein. **Zweiter Tagungstag** Am darauffolgenden Freitag, den 23. September, startet der Tagungstag mit der Sektion "Das Kurwesen in Literatur und Film". Neben Auftritten von Bädern in literarischen Stoffen von Prof. Dr. Astrid Köhler wird Dr. Stefanie Mathilde Frank die Kurorte in Spielfilmen der NS-Zeit betrachten. "Ein ganz neues Forschungsthema", stellt Seegers in Aussicht. Im fünften Themenblock zeigen die Referenten die regionale und interkommunale Bedeutung der Kurorte auf, mit Aspekten wie der städtischen Segregation, dem Tourismus ab dem 20. Jahrhundert und der Bädergründung in der ostbayrisch-österreichischen Grenzregion. Am Nachmittag wird sich die letzte Sektion den europäischen Perspektiven widmen. Unter anderem die Kurorte in Westeuropa und Skandinavien sowie im späten Zarenreich und der Sowjetunion werden betrachten. Mit einer abschließenden Diskussion geht die Tagung zu Ende. **Anmeldung erforderlich** Nach aktuellen Stand ist die Tagung als Präsenzveranstaltung geplant, die Veranstalter behalten sich aber auch die Durchführung als Hybridveranstaltung vor. "Wir richten uns nicht nur an Wissenschaftler, sondern an alle Geschichtsinteressierten", so Seegers. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine vorherige Anmeldung bei Sabine Meyer unter meyer@schaumburgerlandschaft.de ist erforderlich. Weiterführende Informationen sowie das gesamte Programm sind einsehbar unter https://www.schaumburgerlandschaft.de/project/tagung-kurorte/. Foto:nh/pr
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„In 300 Jahren immer neu erfunden“
Tagung „Historische Kurorte“ wird Geschichte, Hintergrund und Einfluss der Kurbäder beleuchten
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