1. „Gott weiß, ich will kein Engel sein“

    Lektor Frank Paul aus Lauenau

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    Ein Kleinkind sitzt in der Küche in seinem Kindersitz und singt: "Ich will kein Engel sein." Das ist sehr niedlich und süß oder? Erstaunlich ist allerdings, dass die Band Rammstein mit diesem Lied anscheinend genau den Nerv der Zeit trifft, und das sogar generationsübergreifend. Engel sind die Boten Gottes. Sie Verkünden seine Botschaften und künden bevorstehende Geschehnisse an. In Gemälden und auf Bildern werden sie als anmutige, süße bis drollige geflügelte Wesen gezeigt. In Kirchen zieren sie Decken und Altäre. Engelsfiguren begleiten uns ganzjährig, nicht nur während der Adventszeit. Es gibt Menschen, die sammeln Engel in allen möglichen Varianten. Sogar die ehemalige DDR hatte für Engel eine spezielle Definition: "Jahresendflügelfigur". Das hört sich doch alles durchaus positiv an. Warum wollen wir nun kein Engel sein? Im eingangs erwähnten Lied haben die Engel Angst und sind allein. Angst spielt bei Engeln keine besondere Rolle. Sie sorgen eher dafür, dass die Angst schwindet. Ich mag das Gefühl, dass uns Schutzengel begleiten. Gottes Zusage dazu haben wir. "Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe" (2.Mose 23,20). Und allein sind Engel auch nicht. Sie sind durchaus zahlreich und werden sogar als Engelsheere erwähnt. Spricht denn etwas dagegen, ein Engel zu sein? Ein Engel zu sein, das ist doch eine wohltuende Erfahrung. Es tut gut, wenn uns jemand sagt, dass wir für ihn ein Engel sind. Wir freuen uns darüber, wenn wir andere Menschen beglücken können. Oder ist uns dieses Empfinden abhanden gekommen? Gönnen wir anderen Freude und Glück? Dabei müssen es nicht immer große Geschenke oder spektakuläre Taten sein, die unseren Mitmenschen Freude bereiten. Es sind gerade die kleinen und oftmals unscheinbaren Dinge, die den Nächsten ein kleines Bisschen glücklicher machen. Da reicht oftmals eine nette Geste, ein nettes Wort, es reicht Gemeinschaft zu haben, Zeit zusammen zu verbringen. Wenn uns bewusst wird, dass es beim Engelsein zwar im ursprünglichen Sinn um die Verkündung von Gottes Botschaften geht, wir aber dies auch durch unser eigenes Handeln widerspiegeln und erreichen können, so stimmen wir eher in das Lied "Gott lass mich doch ein Engel sein" ein. Singen Sie mit?

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