1. Zunächst eine kleine Geschichte

    Kathrin Brüggemann, 1. Vors. Pfarrgemeinderat kath. Pfarrgemeinde St. Sturmius Rinteln

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    Bei der Stadt Gubbio trieb sich ein großer wilder Wolf umher. Er fiel auch Menschen an. Die Bewohner lebten in großer Angst. Keiner ging unbewaffnet vor das Stadttor. Der Heilige Franziskus hatte Mitleid mit den Menschen und er beschloss, dem Wolf entgegen zu treten. Der Wolf rannte mit offenen Rachen auf Franziskus zu, doch dieser machte das Kreuzzeichen über ihn. Der Wolf hielt inne, er spürte die Kraft, die von dem Heiligen ausging. Franziskus rief:" Komm zu mir, Bruder Wolf! Im Namen Christi befehle ich dir: Tue niemanden etwas zu leide!" Der Wolf lief herbei und legte sich Franziskus zu Füßen. Franz versprach dem Wolf, dass ihm die Menschen genug zu essen geben würden, damit er niemanden mehr angreifen und verletzten müsse. Als Zeichen für sein Einverständnis legte der Wolf seine Tatze in die Hand von Franziskus. Gemeinsam gingen sie in die Stadt. Der Wolf ging nun jeden Tag von Haus zu Haus und die Menschen gaben ihm zu fressen. Mit seiner Sanftmütigkeit erinnerte er sie an den heiligen Franziskus. Die obige Begebenheit stammt aus den sogenannten "Fioretti", eine Sammlung von kleinen Geschichten und Anekdoten aus dem Leben den Heiligen Franziskus. Sie entstanden im 14. Jahrhundert und prägen unser heutiges Franziskusbild. In dieser Geschichte wird von den verängstigten Bewohner einer kleinen Stadt erzählt. Ein Wolf treibt dort sein Unwesen und versetzt die Bewohner in Angst und Schrecken. Angst ist seit jeher ein Thema, dass in vielen Geschichten und Sagen eine zentrale Rolle spielt. Angst begleitet unser Leben ja seit jeher. Mal besteht sie vor einer sehr konkreten Situation ( Krankheit ), mal ist sie für uns nicht fassbar und bleibt diffus. Gleich wie sie man sie bewertet oder erlebt, Angst kann unser Leben belasten und nachhaltig verändern, bestimmen und beschränken. Wer von ständiger Angst geplagt wird, läuft Gefahr alles schwarz zu sehen. Franziskus stellt sich der Angst. Mit ausgestreckter Hand geht er auf den Wolf zu, er stellt sich ihm liebevoll entgegen und nimmt ihn an. Mehr noch, er nimmt den Wolf in die menschliche Gemeinschaft auf und sorgt dafür, dass der Wolf von den Bewohnern der Stadt versorgt wird. Das liebevolle Handeln Franziskus zeigt uns, das Ernstnehmen von Ängsten und das mutige Darauf-eingehen hilft in dieser Geschichte beiden Seiten: den ängstlichen Bewohnern und dem hungrigen Wolf: Nur wenn für beiden Seiten gesorgt wird, kann die Angst geduldig gezähmt und somit ein wertvoller Bestandteil des Lebens werden. Die Angst im Form des Wolfes verliert ihren Schrecken, die Menschen verlieren ihre Ohnmacht vor der Situation. Vielen von Ihnen und so auch mir geht es sicherlich wie den Bewohnern dieser Stadt. Unser aller Leben wurde in den letzten Jahen durch eine Vielzahl von Änderungen, Einschränkungen, von politischen Entwicklungen geprägt. Neue Erfahrungen stellten sich ein, es gibt plötzlich Situation, die wir aus unserem bisherigen Leben nicht mehr kannten. Das Unbekannte und Neue macht uns angst. Wir sind nicht allein in dieser Situation. Gott reicht uns seine Hand, lädt uns ein unsere Hand ins seine Hand zu legen und an seiner Hand vertrauensvoll unseren Weg auch mit der Angst zu gehen. Gemeinsam mit ihm können wir unseren Ängsten begegnen. Mögen diese auch nicht auch nicht für immer unserem Leben verbannt werden, sie kommen und gehen.

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