Unter Teilnahme von rund 70 Personen wurden vier weitere Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes im Flecken Lauenau verlegt. Sie erinnern an die Schicksale der in der Nazizeit enteigneten und ausgewanderten jüdischen Familie Adolf und Franziska Hammerschlag, die ihres Besitzes beraubt, sich mit ihren beiden Söhnen in die Emigration retten konnten. Thomas Berger organisierte die Aktion auf dem Bürgersteig vor dem Haus des Antik-Ladens Trümper, am Straßenzug Am Rundteil. Verlegt wurden die Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig, der am Abend zuvor über seine Arbeit in einem Vortrag berichtete und die Bedeutung herausstellte. Zum Konzept des Künstlers gehört, dass Stolpersteine auch für Überlebende des Holocaust gelegt werden können, die als Flüchtlinge oder Emigranten ebenfalls Opfer der Verfolgung waren. Bereits 2015 wurden in der Langen Straße und Marktstraße in Lauenau fünf Stolpersteine verlegt. Zusätzlich wurde im Fleckenmuseum eine durch Jürgen Schröder, den Vorsitzenden des Heimat- und Museumsvereins, organisierte Ausstellung eröffnet, in der wichtige Details zur Geschichte der Familie Hammerschlag zusammen- und ausgestellt sind. Stolpersteine sind Gedenksteine, die für Opfer des Nazi-Terrors vor deren einstigen Wohnhäusern verlegt werden. Es sind Betonwürfel, die in das Pflaster des Gehsteigs eingemauert werden, mit einer eingelassenen zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatte. Darauf sind Name, das Geburtsjahr und Stichwörter zum weiteren Schicksal des Opfers eingraviert. Erfinder der Stolpersteine ist der in Berlin geborene Künstler Gunter Demnig. Sein Projekt ist ein dezentrales Denkmal, das die Erinnerung an die Ermordeten und Emigrierten zu jenen Orten zurückbringt, wo sie zuletzt freiwillig gelebt hatten. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Demnig. Lennard und Mark Hammerschlag ließen es sich nicht nehmen, aus Südafrika beziehungsweise aus den Vereinigten Staaten nach Lauenau zur Verlegung der Stolpersteine zu kommen. Sie sind die Söhne des jüngsten Sohnes Lutz Hammerschlag, der damals mit nach Rhodesien ausgewandert ist. Es war ein Wunsch von Lennard Hammerschlag einen Brief seiner Mutter zu diesem Anlass zu verlesen, den sie 1988 geschrieben hat. In ihm schildert sie ihre Erinnerungen an ihre Kindheit vor der Emigration und in der Reichskristallnacht. Er schildert außerdem die Empfindungen der Juden in dieser Zeit. Ein sehr eindrücklicher Text, den der Sohn selbst vorlas, während Demnig die Stolpersteine in den Fußweg einsetzte. Teilnehmer an diesem Ereignis konnten mit dem Legen einer weißen Rose ihre Verbundenheit zum Ausdruck bringen. "Die Familie Hammerschlag lebte seit dem 16. Jahrhundert in Lauenau als angesehene Familie", schilderte Berger die Hintergründe. "Sie besaßen ein gutgehendes Textilgeschäft. Der Vater und die Mutter, Adolf und Franziska Hammerschlag, sie hatten zwei Söhne, engagierten sich im Ort. Franziska in einem Vorläufer des Roten Kreuzes und Adolf für die Gründung einer Volksbank." Mit Beginn der Nazizeit änderte sich das Verhältnis ihnen gegenüber schlagartig. 1935 erkannten sie, dass es für sie keinen Sinn mache zu bleiben, sondern dass sie versuchen müssten zu fliehen. Sie schickten ihren ersten Sohn Ernst vor nach Rhodesien. Dort sollte er die Emigration der restlichen Familie vorbereiten. Das scheiterte, da Südafrika seine Grenzen für deutsche Juden verschloss. Dass hieß dann für Hammerschlag, sein Haus verkaufen zu müssen und vier Jahre im eigenen Geschäft als Angestellter arbeiten zu müssen. 1939 konnte der Sohn schließlich doch Visa besorgen, sodass die weiteren Familienmitglieder ihm folgen konnten. Samtgemeindebürgermeister Thomas Wolf sprach den Enkeln der Emigrierten ein herzliches Willkommen aus und bedankte sich bei allen Organisatoren im Namen des Rates vom Flecken Lauenau für das Setzen der Stolpersteine. Besonders betont sagte er: "Wir müssen alle dafür sorgen und dafür wählen, dass wir auch weiterhin in Deutschland in demokratischen Strukturen und demokratischen Verhältnissen leben können."
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Vier weitere Stolpersteine in Lauenau verlegt
Gedenken an die jüdische Familie Hammerschlag
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