Mit dabei auf der "Tour de Tourette"

Mit seinem Programm "Aber bitte mit ohne" entführte der vielfach prämierte Kölner Comedian Martin Zingsheim sein Publikum auf die "Tour de Tourette" und brillierte mit seinen verschiedenen Stimmlagen und seinen aufgefeilten Texten. Der selbsternannte Hobby-Choleriker mit vier Kindern, eins davon fahrlässigerweise "Alexa" genannt, wusste von allerlei Verzicht zu erzählen. Verzicht auf Sport, Verzicht auf schlechtes Essen und auch auf schlechte Freunde. Er machte einen Ausflug zum Klimawandel, rezitierte aus Schizopedia über Geschlechterklischees und fragte sich, ob "Askese" tatsächlich Laktosehaltig sei. Religion war für den Kölner im Bistum von Skandal-Kardinal Rainer Maria Woelki ein zentrales Reizthema und der Katholikentag, so stellte es Zingsheim als Frage in den Raum, sei der denn wirklich ein "Dschihad für Weicheier"? Fest stand für ihn allerdings die Tatsache, dass Männer weltweit feminine Frauengesichter bevorzugten und das nicht erst, seit eine Studie das herausfand. Kein gutes Haar ließ er an Putin, Trump, Erdogan und Lukaschenko, den Diktatoren dieser Welt: "Allerdings, wenn die jetzt hier auf der Bühne ständen, wäre ich scheißenfreundlich zu ihnen!" Dem Kulturring, auf dessen Initiative Zingsheim kostenfrei mit Spendenaufforderung auf dem Kirchplatz spielte, ist es zu verdanken, dass nach Thomas Philipzen ein weiterer Hochkaräter der Comedy-Szene in die Weserstadt kam und wenn dieses auch der Tatsache geschuldet ist, dass es derzeit keinen adäquaten Saal für große Theateraufführungen gibt, so kann man feststellen, dass Aufführungen wie diese ein Publikum anlockt, dass sonst möglicherweise nicht den Weg ins Theater gefunden hätte. Nach Zingsheim gab es noch einen tollen Solo-Musical Abend über Marlene Dietrich und das schlichtweg geniale Symphoniekonzert mit den Göttinger Symphonikern in der Nikolai-Kirche am gestrigen Abend. Am Mittwoch, 10. August, kommt dann die "Leipziger Pfeffermühle" mit dem Stück "5 % Würde" in den Ratskellersaal. Eintrittskarten dafür beim Kulturring Rinteln.