1. Nilprozession auf der Weser

    Pastor Dr. Jörg Mosig, Pfarramt Ev-luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Rinteln

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    Ein Hauch von Ägypten im Weserbergland: Kürzlich hatte ich mal wieder den koptischen Bischof Damian in seinem Kloster Brenkhausen bei Höxter besucht. Seit 30 Jahren ist der Mönch aus Kairo Seelsorger für die in Deutschland lebenden altorientalischen Christen Ägyptens und mittlerweile ein bekanntes Gesicht in der Ökumene. Der Bischof hatte eingeladen zu einer Schiffsprozession auf der Weser. In Ägypten wird alljährlich Anfang Juni das Fest der Ankunft Heiligen Familie mit einer Prozession auf dem Nil begangen. Jesus und seine Eltern kamen kurz nach seiner Geburt als Flüchtlinge nach Ägypten! Unter den Gästen war bei der Nilprozession auf der Weser auch eine Mädchengruppe aus Eritrea in ihrer landestypischen, weißen Tracht. Anscheinend unbeschwert und ausgelassen genossen sie das "fromme Spektakel" auf der Weser. Bei den Mädchen handelte es sich um junge Christinnen, die wegen der religiösen Verfolgungen, denen ihre Familien in ihrer Heimat ausgesetzt sind, Zuflucht in Deutschland gefunden haben, die meisten von ihnen stark traumatisiert. Bischof Damian war freundlich und zugewandt wie immer. Aber im Gespräch kam seine große Sorge um die Christen im Nahen Osten zum Ausdruck. "Viele Kopten, die in Deutschland leben", so Bischof Damian, "haben Angst um ihre Familienangehörigen und Glaubensgeschwister, denn heute sind die Kopten in einer sehr schwierigen Situation". Seit Jahren werden immer häufiger Kirchen in Ägypten von radikalen Islamisten angegriffen, angezündet und zum Teil zerstört. Christen sind sich ihres Lebens nicht mehr sicher. Viele haben Angst, einen Gottesdienst zu besuchen. Das ist im ganzen Nahen Osten inzwischen so, und ein international kaum beachtetes Trauerspiel! Christen waren seit den Zeiten Jesu dort präsent. Jetzt werden es immer weniger, sie verlassen zu Tausenden nicht nur Ägypten, sondern auch den Libanon, Palästina, Syrien und den Irak. Selbst in der Türkei können sie ihren Glauben nicht frei leben. Sie werden im Glauben geprüft, wir aber werden in der Solidarität geprüft. - Was können wir tun? Wir können Hilfsprojekte fördern. Wir können die Politik auffordern, das Thema Christenverfolgung deutlicher anzusprechen. Wir können für die unterdrückten Menschen beten. Und wir können hier weiterhin gastfreundlich sein zu den Geflüchteten, die kommen - viele von ihnen sind Christenmenschen. Aber wir können uns auch bewusst machen, wie dankbar wir für die Religionsfreiheit in unserem Land sein sollten - und die meint auch die Freiheit, ohne Religion zu leben.

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