1. Klinikum überwindet schrittweise schwierige Startphase

    Dr. Rinne gibt Einblicke in Hintergründe zur Krankenhausentwicklung

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    Im Pressegespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt hat Doktor Axel Rinne, Vorsitzender der Stiftung Krankenhaus Bethel, hervorgehoben, dass die Gesundheitsversorgung im Landkreis ein im Vergleich "insgesamt exzellentes Angebot" erreiche. Das Ziel, im Klinikum Schaumburg zu einem Betrieb ohne Defizit zu kommen, sei in den kommenden Jahren erreichbar und müsse erreicht werden. Entschieden wies der Mediziner auf die Notwendigkeit hin, künftig mehr Ärzte auszubilden (weiterer Bericht). Rinne führte aus, dass es ein Bündel verschiedener Faktoren zu betrachten gelte, um die Ursachen des Defizites des Agaplesion Evangelischen Klinikums Schaumburg zu erklären. Die langfristigen Planungen hatten vorgesehen, nach Defiziten in den Anfangsjahren des Klinikbetriebes am Standort in Vehlen in 2021 erstmals einen Ausgleich zu erreichen. Die Geschäftsführung verkündete stattdessen erneut ein Defizit von 2,7 Millionen Euro. Eine Verringerung gegenüber den Vorjahren, aber eben noch nicht das angestrebte Ergebnis von plus minus Null. Strukturelle Benachteiligung des Klinikums: Doktor Axel Rinne verwies auf den "Fixkostendegressionsabschlag" durch die Krankenkassen, der ein junges Krankenhaus im Aufbau wie das in Vehlen besonders treffe. Hier wirke sich ein grundsätzlicher Systemfehler aus, die Erhöhung der Auslastung sei ja gerade das notwendige Ziel im Klinikum, werden jedoch bei weitem nicht ausreichend vergütet. Hinzu kämen die Belastungen im Zuge der Corona-Pandemie (wie berichtet). Bei der Ursachenforschung blickte Axel Rinne, bis zu seinem Übergang in den Ruhestand in 2013 Ärztlicher Leiter des Krankenhauses Bethel in Bückeburg, auch weiter zurück. Beispielsweise hätten die Bauverzögerungen und in deren Folge der verspätete Einzug zu Problemen geführt, die sich finanziell ausgewirkt hätten. Nicht zuletzt galt es, drei Häuser mit unterschiedlichem Hintergrund und etwas unterschiedlichen Mentalitäten zu verschmelzen: Das Krankenhaus Bethel, als Haus einer mildtätigen diakonischen Stiftung sowie die beiden kommunalen Kliniken aus Rinteln und Stadthagen. Es sei nicht verwunderlich, dass das Zusammenführen der Beschäftigten in gemeinsamen Stationen mit oftmals anderen Erfahrungen in der Arbeitspraxis eine Herausforderung sei. "Alle Standorte haben gute Arbeit geleistet", betonte Axel Rinne, der in seinem Berufsleben in den drei Häusern tätig war, gewisse Abläufe und Strukturen seien jedoch unterschiedlich gewesen. Gleichzeitig hätten Mitarbeiter zum Beispiel für den Umgang mit neuer Technik geschult werden müssen. Das Zusammenkommen unterschiedlicher Tarifsystem sei ebenfalls nicht unproblematisch gewesen. Die Komplexität dieses Prozesses sei wohl anfangs nicht überall gesehen worden. Auch dies habe zu Verzögerungen und in der Folge zu entsprechenden Kosten geführt. Hierbei sei festzuhalten, dass das Land mit einem Zuschuss von 95 Millionen Euro sicherlich einen sehr namhaften Beitrag zum Bau geleistet habe (insgesamt Baukosten von rund 140 Millionen Euro). Eine Förderung beispielsweise für die Schulung der Mitarbeiter und der Vorbereitung auf die Zusammenführung der Abteilung jedoch nicht erfolgt sei. Belastungen für die Mitarbeiterteams: Zu betrachten sei, dass die Mitarbeiter seit dem Umzug ins Klinikum zum Jahreswechsel 2017/2018 eigentlich keine normales Arbeitsjahr erlebt hätten. Seien zunächst noch die Folgen des Umzuges und die Zusammenführung der Abteilungen zu bewältigen gewesen, folgten anschließend die Sonderbelastungen im Zuge der Corona-Pandemie. Agaplesion habe erhebliche Verluste aus dem bisherigen Betrieb getragen, in der ersten Phase seien auch Landkreis und Stiftung Bethel am Defizitausgleich beteiligt. Mit Blick in die Zukunft sieht Axel Rinne Gründe zur Zuversicht, bis 2025 die angestrebte "graue Null" für den Klinikbetrieb zu erreichen. Die Mitarbeiterteams seien mittlerweile eingespielt, die Akzeptanz des Klinikums in Landkreis und Umfeld deutlich gewachsen. Hohes Versorgungsniveau im Landkreis: Angesichts der Baukosten-Entwicklung könnten sich alle Beteiligten zudem glücklich schätzen, dass Projekt abgeschlossen zu haben. Mit dem Schritt der Zusammenführung von drei Häusern der Grund- und Regelversorgung hin zu einem Haus der Schwerpunktversorgung sei zudem eine deutliche Leistungserweiterung mit neuen Fachabteilungen erreicht worden, von welcher die Schaumburger profitieren würden. Abgesehen davon, dass der Landkreis die Defizite der Krankenhäuser vor dem Zusammenschluss jeweils mit Zuschüssen von jährlich mehreren Millionen Euro ausglich, die den Haushalt sehr belasteten. Auch der Status eines Lehrkrankenhauses mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hätte sich in der ursprünglichen Struktur nicht erreichen lassen, so Axel Rinne. Insgesamt müsse man heute bei manchen Detailproblemen von einem exzellenten Angebot zur Gesundheitsversorgung in Schaumburg sprechen mit Blick auf andere Landkreise, im internationalen Vergleich ohnehin. Dazu trage neben dem neuen Klinikum die regionale Lage bei, mit den gut zu erreichenden klinischen Angeboten in Minden, in Bad Oeynhausen sowie in Hannover. Mit dem Hospiz-Bau für Schaumburg am Standort in Stadthagen gehe die Stiftung Krankenhaus Bethel einen wichtigen Lückenschluss in der Versorgung an. Ein Projekt von hoher Bedeutung für den Landkreis. Foto: archiv bb

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