Die Selbsthilfegruppe "Hoffnungsschimmer - gegen Depression und Ängste" hat ein sogenanntes Selfis-Seminar organisiert, dessen 16 Teilnehmer sich mit dem Thema "Anti-Stigma-Arbeit" auseinandersetzten. Das Seminar in den Räumlichkeiten der Tanzschule Bésuch in Stadthagen zielte darauf ab, Selbst- und Fremddiskriminierung bewusst zu machen und die Teilnehmer zu stärken und zu ermutigen. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen seien oftmals von Stigmatisierungen betroffen, wie die beiden das Seminar leitenden Coaches Ellen Kubica, Sunita Schwarz sowie Organisator Doktor Maik Behrendt ausführten. Weitverbreitet sei beispielsweise die Vorstellung, die Betroffenen seien aggressiv und tendenziell gefährlich. Ein Bild, teils durch Medienberichterstattung gefördert, das in der Gesellschaft zu Scheu, Angst und Ablehnung führe. Dies ziehe Ausgrenzung und Diskriminierung nach sich, die sich wiederum auf das Selbstwertgefühl der Menschen auswirke und letztlich auch Ressourcen zur Genesung schwäche. Anti-Stigma-Arbeit gehe diese Problematik an, wie Sunita Schwarz und Ellen Kubica im Pressegespräch nach Abschluss des zweitägigen Seminars in Stadthagen ausführten. Ein wichtiger Ansatz des Kurses sei es gewesen, die zugrundeliegenden Mechanismen und Strukturen bewusst zu machen. So werde auf die Fremd-Stigmatisierung aufmerksam gemacht, wenn etwa Zuweisungen durch die Gesellschaft wie eben die von Aggressivität oder die Vorstellung von einer raschen Überforderung der Betroffenen vorgenommen würden. Damit einher gehe oftmals auch eine Selbststigmatisierung, indem solche Bilder von den Betroffenen übernommen würden, mit negativen Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl. Zunächst gehe es um das Hinterfragen solcher Zuschreibungen und das Bewusstmachen der Formen von Selbst- und Fremddiskriminierung, wie die beiden Coaches verdeutlichten. Dabei gelte es, zu akzeptieren, dass es für den Menschen als soziales Wesen ganz natürlich ist, die Wahrnehmung durch andere zu registrieren und darauf zu reagieren. Ziel müsse es sein, einen Umgang damit zu finden, der es den Betroffenen erlaubt, im Kontakt und Austausch mit anderen zu bleiben, der sich gesichert und gut für sie anfühle. Verbunden mit der Aufklärung und Bewusstmachung sei die Zielsetzung, die Teilnehmer zu stärken und Selbst-Voreingenommenheit abzubauen. Dabei werde der Blick auf die eigenen Ressourcen gelenkt. Eine Technik dazu sei das Verfassen sogenannter Empowerment-Geschichten. Dabei wird zum Beispiel eine erfolgreiche Überwindung einer problematischen Situation thematisiert, um so Stärken und Fähigkeiten in den Vordergrund zu rücken. In einem umfassenden Sinn sollen so Ressourcen erschlossen und die Widerstandsfähigkeit gestärkt werden. In dem Seminar sei es nicht um eine therapeutische Behandlung gegangen, sondern um eine Ermutigung der Teilnehmer, wie die beiden Coaches festhielten. Das "Selfis-Seminar" (Selfis für "Selbst finden und stärken") wurde von der AOK-Niedersachsen gefördert, wie Maik Behrendt erklärte. Weitere Seminare, ebenso im geschützten Rahmen, folgen am 25. Juni und 26. Juni zum Thema "Empowerment" sowie am 27. August und 28. August zum Thema "Resilienz". Zielgruppe sind Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen aus der Selbsthilfe sowie Angehörige und beruflich Helfende. Wer sich für die Teilnahme interessiert, ist herzlich eingeladen, unter SHG-Hoffnungsschimmer@gmx.de Kontakt aufzunehmen. Foto: bb
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Den Blick auf die Ressourcen richten
Seminar „Anti-Stigma-Arbeit“ / Stärkung und Ermutigung der Teilnehmer
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