In schweren Zeiten befindet sich die Rintelner Tafel. Nicht nur, dass die Preise für Lebensmittel und Energiekosten stetig steigen, auch die Anzahl der Kund*innen steigen daraus resultierend in die Höhe. 150 Neuanmeldungen hat die Rintelner Tafel seit März. Zurzeit ist Aufnahmestopp und die Tafel nimmt nur Familiennachzug auf, dies machte allein in einem Monat 77 Kund*innen aus. Die Lebensmittel in der Tafel werden immer knapper und auch Bestandskunden werden immer häufiger mit leeren Händen nach Hause geschickt. So sind es auf der einen Seite die Einzelhändler, die genauer kalkulieren und so weniger für die Tafel übrig bleibt und auf der anderen Seite die neuen Kund*innen, die durch die allgemein gestiegenen Preise bedürftig geworden sind. Bürgermeisterin und Vorsitzende der Stiftung für Rinteln, Andrea Lange, besuchte die Tafel, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. Gemeinsam gaben Rainer Brombach als Präsident des DRK, DRK Geschäftsführer Thomas Hoffmann und Tafel-Koordinatorin Heidi Niemeyer Auskunft. Brombach sprach davon, dass die Tafeln nach wie vor wichtig sind und einen hohen Stellenwert haben, was in einem reichen Land wie Deutschland sehr bedenklich sei. Als sehr schwierig stellte Heidi Niemeyer die derzeitige Situation der Tafeln da. "Zurzeit kommt alles zusammen. Auch wir zahlen natürlich höhere Nebenkosten, dazu die gestiegenen Preise für Lebensmittel und die Versorgung der Flüchtlinge", so Niemeyer. Der Unterschied zur Flüchtlingswelle von 2015 ist, dass damals alle Flüchtlinge zentral untergebracht und auch versorgt wurden. "Jetzt sind die Menschen häufig privat untergebracht und kommen zu uns", so Niemeyer. "Es sind aber nicht nur Flüchtlinge, sondern auch viele andere neue Kund*innen, bei denen das Geld knapp wird", ergänzt Hoffmann. "Dem Motto, was die Tafel einmal ausmachte, 'Lebensmittel zu retten', werden wir schon lange nicht mehr gerecht", so Niemeyer, die teilweise selber die großen Einkäufe mit Spendengeldern im Einzelhandel macht. Im Jahr 2020 wären die Tafeln nach eigenen Angaben ohne Privatspenden nicht mehr klargekommen. Dazu kommt, dass der Ton vieler Mitbürger*innen immer rauer wird. "Es gibt Tage, da werden wir ein bis zweimal beleidigt. Das hinterlässt Spuren bei meinen Mitarbeiter*innen und auch bei mir", so Niemeyer. Ein großes Problem ist hier der Sozialneid. "Wir rechnen in Bedarfsgemeinschaften und eine siebenköpfige Familie bekommt nun mal mehr als ein zweiköpfiger Haushalt", so Niemeyer, die häufig Unverständnis in diesem Bereich erfährt. Auch seien die Ehrenamtlichen in der Tafelarbeit so wichtig, dass man diese nicht überlasten darf. "Ohne Ehrenamt kommen wir nicht klar. Allein sechs Personen brauchen wir schon für die Ausgabe", so Niemeyer. Andrea Lange sah die derzeit hohe emotionale Belastung bei den Tafelmitarbeiter*innen, aber auch bei den Kunden und versprach, alles in ihrer Macht stehende auch zu tun, um die Tafel zu unterstützen. Als Stiftungsvorsitzende und Bürgermeisterin hatte Lange auch noch einen großen Scheck mit dabei. 1.200 Euro konnte Lange an Heidi Niemeyer überreichen. 300 Euro davon stammen aus dem Legat von Bäckermeister Hermann Brüggemann, der mit seinem Erbe an die Stadt Rinteln verfügt hat, daraus Backwaren für Bedürftige zu kaufen und 900 Euro stammen aus Spenden, die von der Bevölkerung eingegangen sind. Dringend sucht die Tafel auch noch Ehrenamtliche zur Unterstützung. Auskünfte gibt es telefonisch unter der Rufnummer 0175/939700 oder per Mail unter h.niemeyer@drk-schaumburg.de bei Heidi Niemeyer.
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Mit leeren Händen hin und mit leeren Händen zurück
Tafeln sind derzeit wichtiger denn je / Ehrenamtliche gesucht
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