Der 3:2-Sieg über Ingolstadt am letzten Spieltag ist in gewisser Weise ein Spiegel der Gesamtsaison. Vieles lief holprig bei manchen lichten Momenten, am Ende kommt 96 ohne das ganz große Zittern ins Ziel. So nimmt Hannover nun einmal mehr Anlauf für einen Neuaufbau, der diesmal zumindest planvoller anzulaufen scheint als gewohnt. Der etwas mühsame 3:2-Erfolg über Schlusslicht Ingolstadt mag sportlich kaum bedeutend gewesen, finanziell bringt er ein willkommenes Zubrot. Mit dem Sieg kletterte 96 in der Tabelle noch einmal deutlich auf Rang elf nach oben. Dies bedeutet ein Plus von mindestens 500.000 Euro an Fernsehgeldern, wie die 96-Verantwortlichen vorrechneten. Geld, das der Club gut zum eingeleiteten Kader-Umbau gebrauchen kann. 96 zieht im Herbst die Reißleine: Die gerade abgelaufene Saison war als Auftakt zu einem Wiederaufbau angekündigt worden, mit Jan Zimmermann sollte ein junger Trainer auf seiner ersten Profistation die Mannschaft weiterentwickeln und Talente einbauen. 96 fand unter Zimmermanns Leitung nicht zu Konstanz, wobei festzustellen ist, dass Club-Boss Martin Kinde bei einem unausgewogenen Kader angesichts der Corona-Turbulenzen noch auf die Sparbremse trat. Je mehr sich die Saison in den Herbst zog, desto mehr rutschte 96 in einem engen Tabellenfeld der Abstiegszone entgegen. Zudem kamen Gerüchte auf, dass Zimmermann nur noch wenig Rückhalt in der Mannschaft besessen habe. Kind und Manager Marcus Mann zogen Ende November die Reißleine und entließen "Zimbo" Zimmermann. Dabroswki sichert den Klassenerhalt: Interimstrainer Christoph Dabrowski stabilisierte das Team und impfte ihm neues Selbstvertrauen ein. Gerade in der Anfangsphase punktete 96 fleißig, zeigte sich in der Defensive deutlich verbessert. Durchgängig blieb die Verbesserung jedoch nicht. 96 leistete sich auch unter Dabrowski sehr schwache Auftritte. Insgesamt erreichten die "Roten" unter seiner Regie jedoch einen besseren Punkteschnitt und holten den Klassenerhalt. Mit Rang elf gelang sogar tabellarisch ein versöhnlicher Zieleinlauf. "Auftrag erfüllt", muss also das Fazit zu Dabrowskis Wirken lauten, der ursprünglich nur für zwei bis drei Partien übernehmen sollte. Marcus Mann gibt Gas beim Neuaufbau: Einen Vertrag für die neue Serie erhielt Dabrowski trotzdem nicht. Marcus Mann leitet einen Umbau über einen erneut sehr tiefen Schnitt ein. Erwartungen in einen solchen Neuaufbau wurden in den vergangenen Jahren immer wieder enttäuscht. Was Hoffnung macht, dass es diesmal besser werden könnte? Es hat den Anschein, als würde Mann die Aufgabe planvoll und eng ausgerichtet auf ein Gesamtkonzept angehen. Zudem ist der Manager für 96-Verhältnisse außergewöhnlich früh dran, hat eine ganze Reihe von Verpflichtungen schon unter Dach und Fach. Ein zentraler Pfeiler in diesem Gesamtkonstrukt ist die frühzeitige Verpflichtung von Trainer Stefan Leitl, der bei Fürth eine Aufstiegsmannschaft mit klarer, attraktiver Spielidee formte. Auch bei den Spielertransfers ist eine Handschrift klar zu erkennen, der Kader soll verjüngt werden. Spieler mit Entwicklungspotential werden geholt. Von Köln kommt mit Louis Schaub (27 Jahre) ein technisch starker Mittelfeldspieler. Abwehrspieler Phil Neumann (24 Jahre) bringt viel Tempo mit, er soll in der Viererkette den scheidenden Marcel Franke ersetzen. Der 23jährige Fabian Kunze, ähnlich wie Neumann ebenfalls mit Gardemaß von über 1,90 Metern, soll im defensiven Mittelfeld vor der Abwehr abräumen. Max Besuschkow (24 Jahre) soll als ballsicherer Akteur im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen. Enzo Leopold (21 Jahre) aus der dritten Liga ist im Mittelfeld defensiv wie offensiv einsetzbar. Mit Dominik Kaiser und Mike Frantz trennt sich 96 von zwei gestandenen Akteuren, Niklas Hult gehört ebenfalls nicht mehr zu den Jüngsten, mit Philipp Ochs geht auch ein jüngerer Akteur. Gleiches gilt für Linton Maina, der wie erwartet in die Bundesliga wechselt. Nach dem Abgang von Hult muss Mann sich nach Akteuren für die Linksverteidigerposition umsehen. Vermutlich fahndet er auch nach einem Mittelstürmer. Ziel ist es, Leitl möglichst früh einen weitgehend zusammengestellten Kader zur Verfügung zu stellen, um diesen frühzeitig einzuspielen. Foto: archiv bb
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Mann treibt den Neuaufbau kräftig voran
96 dreht nach enttäuschender Saison viele Steine um
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