Der Samtgemeinderat Nienstädt hat sich auf seiner letzten Sitzung mit Mehrheit gegen den Bau der vieldiskutierten Ortsumgehung um Nienstädt herum ausgesprochen. Vertreter der CDU und der Gruppe WGSN/FDP legten in einem Pressegespräch ihre Gründe für die Ablehnung der B65-Umgehung dar und erklärten, dass sie überzeugt seien, dass eine Mehrheit der Bürgerschaft hinter ihnen stehe. Ein Versiegelung sehr großer Flächen, die derzeit landwirtschaftlich genutzt werden oder eine Bedeutung für den Naturschutz haben, führte Hinrich Gottschalk (WGSN) als eines der Argumente gegen die Umgehung ins Feld. Petra Ritter und Florian Ernst (CDU) unterstrichen dies und verwiesen auf die Zerschneidung von Wegeverbindungen durch eine neue Trasse. Uwe Goth (WGSN) zog in Zweifel, dass durch eine Umgehung eine Entlastung in dem von den Befürwortern ins Feld geführtem Umfang erreicht werde, Umgehungs- und Quellverkehr seien bisher nicht eindeutig erhoben, so seine Ausführungen. Gemeinsam mit Oliver Struckmeier (WGSN) und Alexander Bruns (FDP) führten die Genannten in dem Gespräch zudem ins Feld, dass die alte B65-Trasse nach dem Bau der Umgehung zurück an den Landkreis falle. Dass dieser dann das Geld für den Rückbau der Fahrbahn und der Einfügung in eine sinnvolle Ortsentwicklung in Nienstädt schultere, sei schwer vorstellbar. Durch die Umgehung würden zudem dann Bürger in anderen Gebieten durch Lärm belastet. Auch in diesem Zusammenhang führten die Lokalpolitiker die sich verändernde Mobilität ins Feld. Der Anteil von Elektroautos nehme rasch zu. Bei diesen falle das Motoren-Geräusch als Belastungsfaktor weg, es bleibe vor allem das Reifenrollgeräusch. Dieses sei bei Geschwindigkeiten um etwa 50 Stundenkilometer nahezu vernachlässigbar. Auf der bestehenden Trasse mit Geschwindigkeitsbegrenzung werde dieser Belastungsfaktor also in Zukunft stetig abnehmen. Anders sehe das an der geplanten Umgehungsstraße aus. Weil hier höhere Geschwindigkeiten gefahren würden, sei auch die Lärmbelastung für die dortigen Anwohner höher. Petra Ritter erklärte, dass der Ablehnung der Umgehung durch die CDU ein längerer Umdenk-Prozess zu Grunde liege. Der "enorme Flächenverbrauch" sei neben anderen negativen Auswirkungen kritisch zu bewerten. Hinzu komme ein anderes Momentum, wie die erfahrene Lokalpolitikerin, selbst Anwohnerin der B65, ausführte. Mittlerweile seit Jahrzehnten würden die Nienstädter mit der Umgehung vertröstet, ohne dass die Verwirklichung wirklich näher rücke. "Die Bürger sind müde geworden", führte sie aus. Ihre Hoffnung sei, dass durch den Verzicht auf eine Umgehung den Nachbarn der bestehenden Straße im Endeffekt schneller geholfen werden könne. Lösungen wie weitere Lärmschutzmaßnahmen, auch in der "zweiten Reihe" oder Flüsterasphalt könnten dann nicht mehr mit dem Argument abgelehnt werde, dass ja irgendwann die Umgehung komme. Eine Einschätzung, welche Uwe Goth und die anderen Mitglieder der Runde gemeinsam mit Petra Ritter unterstrichen. Mann wolle die derzeit belasteten Einwohner nicht alleine lassen. Es gelte vielmehr, sich stärker auf die Verbesserungspotentiale an der bestehenden Strecke zu konzentrieren und auf eine rasch Umsetzung zu drängen, statt auf ein Projekt mit erheblichen negativen Folgen zu setzen, dessen Verwirklichung erst in vielen Jahren zu erwarten sei, so der Tenor. "Schweigende Mehrheit gegen Umgehung": Nicht zuletzt war es der Gruppe wichtig zu betonen, dass nach der Samtgemeinderatssitzung ein "falscher Eindruck" zur Meinung in der Bürgerschaft zu Befürwortung und Ablehnung der Umgehung aufgekommen sei. Zwar habe es bei der Sitzung viele kritische Stimmen aus der Zuhörerschaft zum Antrag zur Ablehnung einer Umgehung gegeben, so Florian Ernst. In Gesprächen erfahre er jedoch sehr viel Zustimmung für seine Position, erklärte er. Auch Petra Ritter erklärte, sie sehe eine "schweigende Mehrheit", die mittlerweile die Ortsumgehung ablehne. Uwe Goth, erinnerte an die Rolle der Grünen, die zwar den Antrag nicht mit eingebracht hätten, denen aber für die Zustimmung zu dem entsprechenden Beschluss zu danken sei. Festzuhalten bleibt, dass die Entscheidung über die Ortsumgehung Nienstädt als Projekt des Bundesverkehrswegeplans auf Bundesebene liegt. Hier spielen auch übergeordnete Argumente eine Rolle, wie die Stärkung des Verkehrs-Infrastrukturnetzes aus einer überregionalen Perspektive, wie Vertreter der Landesverkehrsbehörde Hameln bei verschiedenen Informationsveranstaltungen immer wieder ausführten. Allerdings auch einräumten, dass die Positionierung der kommunalen Gremien durchaus Auswirkungen haben könne. Foto: bb
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„Die bestehende Straße verbessern“
CDU und WGSN/FDP begründen Ablehnung der Ortsumgehung
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