Ohne Vertrauen ist ein menschliches Miteinander nicht möglich. Vertrauen ist die Brücke zum anderen und ebnet den Weg für die Liebe, für die Nächstenliebe, für eine gute Geschäftsbeziehung oder ein gutes Arbeitsverhältnis. Wird diese Brücke beschädigt oder stürzt sie gar ein, dann erleiden die Beziehungen einen Schaden oder werden zerstört. Jeden Tag haben wir die Chance Vertrauen zu üben. Kinder verlassen sich auf ihre Eltern, Eltern verlassen sich auf Lehrer/innen und Erzieher/innen, Partner verlassen sich aufeinander. Flüchtlinge vertrauen darauf, dass sie bei uns gut behandelt werden und Zuflucht finden. Gerade in Krisenzeiten kann deutlich werden, dass es dem einen leicht fällt zu vertrauen, dem anderen aber sehr schwer. Dies soll die folgende Geschichte veranschaulichen: Ein frisch verheiratetes Paar fährt eines Tages mit einem Boot über einen See, als ein schwerer Sturm heraufzieht. Der Mann fürchtet sich nicht, denn er ist ein Krieger, doch seine Frau, die fürchtet sich sehr. Sie glaubt ihr Leben sei am Ende und ängstigt sich, jeden Moment in den tosenden Fluten ertrinken zu müssen. Sie schreit und jammert, während der Krieger, ihr Ehemann, einfach nur still und ruhig auf einer Kiste sitzt, so als ob gar nichts wäre. Die Frau zittert vor Angst und fragt ihren Mann: "Hast Du denn gar keine Angst? Sieh doch, wir brauchten schon ein Wunder, um aus dieser Hölle hier gerettet zu werden. Wir werden sterben, mein Geliebter. Wie kommt es, dass Du nichts unternimmst? Bist Du verrückt? Nur ein Narr wartet so ruhig auf den sicheren Tod!" Der Krieger beginnt zu lächeln, dann zieht er sein Schwert und hält die scharfe Klinge seiner zitternden Frau an den Hals. Er fragt sie: "Und Du, hast Du nun Angst vor meiner Klinge?" Die Ehefrau vergisst für einen Moment ihre Angst und lächelt. "Warum, mein Geliebter, sollte ich vor dieser Klinge Angst haben? Du liebst mich, Du bist stark, warum sollte ich mich fürchten?" Da nickt der Mann, steckt sein Schwert weg und spricht: "Ja, Du hast recht - und so ist es auch mit mir. Warum sollte ich wegen des Sturmes Angst haben? Ich weiß, die Schöpfung liebt uns. Sie ist stark und mächtig, viel mächtiger als dieser Sturm. Was auch immer geschieht, warum sollte ich mich fürchten? Selbst wenn wir sterben, so ist dies gut, denn alles liegt in der Hand der Schöpfung!" Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen ganz viel Vertrauen in jeder Situation, in der sie es brauchen.
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Eine Geschichte über das Vertrauen
Martin Barwich, Kirchenkreissozialarbeiter beim Diakonischen Werk Grafschaft Schaumburg
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