Nach vielseitigen und offenen Gesprächen nimmt Weihbischof Heinz-Günter Bongartz aus der Visitation der katholischen Pfarrgemeinde St. Maria vom Heiligen Rosenkranz in Bad Nenndorf zahlreiche Schwerpunkte und Erfahrungen mit, wie er dieser Zeitung im Gespräch erklärt. Die umfangreichen Gespräche führte er mit Bürgermeistern und Verwaltungschefs der Samtgemeinde Nenndorf und Rodenberg, Vertretern der Jüdischen Gemeinde Schaumburg, der Initiative Schaumburg ist Bunt - Bündnis gegen Rechtsextremismus, sowie mit Pastoren der evangelischen Kirche, der hauptberuflichen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Pfarrsekretärinnen, dem Kirchenvorstand und den Gemeindemitgliedern. "Wenn es eine Not in der Kommune gibt, dann ist diese Gemeinde da. Sie lebt ein hohes Engagement, ist wach und reagiert unmittelbar. So zum Beispiel im Zusammenhang mit der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen in der Vergangenheit und in der Gegenwart", betont das Mitglied der Hildesheimer Bistumsleitung. Allerdings erlebt er auch sehr deutlich die Sorge um die Zukunft der Pfarrgemeinde, die alle vier Kirchenstandorte in Bad Nenndorf, Lauenau, Rodenberg und Hohnhorst betrifft. Hierzu gehöre die gewichtige Frage, was in Zukunft aus der Gemeinde werde, "wenn wir immer weniger werden?". Und das auch als Folge der Zeit der Corona-Pandemie, während der sich viele Gemeindemitglieder zurückgezogen hätten. Die Sorgen betreffe außerdem besonders die Frage nach den jungen Menschen, dem Nachwuchs der Gemeinde. Und zu dieser wesentlichen Frage brächten die Gemeindemitglieder oftmals Erfahrungen aus der eigenen Familie mit ein. "Sie möchten wissen, wie die Gemeinde anziehend wird, um die jungen Menschen überzeugend in die Kirche, in die Gemeinde zu holen", schildert der Weihbischof. Seine eigene Rolle bei diesen Anfragen sehe er darin, "dass ich möglichst viel aus der Sicht des Bistums einbringe und verstehbar mache". Vor allem werde dies bei den Fragen zu der Zukunft der Kirchen, Gemeinde- und Pfarrhäuser deutlich. Die Mitglieder der Gemeinde in den verschiedenen Ortschaften spürten sehr wohl, dass es "in den nächsten zwanzig Jahren nicht so weiter gehen kann, wie bisher". Mit Begleitung durch Fachreferate der Hildesheimer Diözesanleitung sollen hierzu Entscheidungswege gefunden werden, "bei dem sich die Pfarrgemeinde möglicherweise von Immobilien trennt, weil sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr vorgehalten werden können. Es ist unmöglich, wie es derzeit ist", betont Bongartz mit Nachdruck engagiert und fügt hinzu: "Ja, auch aus wirtschaftlichen Überlegungen. Aber alle Entscheidungen werden nur mit der Gemeinde gemeinsam getroffen." Wichtig wird hierbei seiner Meinung nach sein, "dass alle Beteiligten, allen Ideen und Möglichkeiten gegenüber offen sind". "Hierbei könne sich herausstellen, dass es vielleicht eher nützlich und gegeben erscheint, ein bestehendes Dorfgemeinschaftshaus oder öffentliche Räume zu nutzen, als ein teures eigenes Gemeindehaus zu unterhalten." Beim laufenden Immobilienprozess, der alle Gemeinden im Bistum Hildesheim betrifft, stehe die Frage im Vordergrund, was man sich noch leisten kann oder sein muss. Und dabei gehörten die Kirchengebäude nicht zu der ersten Verhandlungsmasse, sondern eher die Pfarrheime und Grundstücke. "Wir werden uns aber auch von Kirchen trennen müssen", betont der Weihbischof. Könne hierbei nicht eine gemeinsame Nutzung der Kirchen durch katholische und evangelische Kirchengemeinden eine Zukunftsperspektive sein, wollte diese Zeitung vom Weihbischof wissen. In beiden Kirchen gebe es inzwischen zu viele und auch zu große Kirchen, so Bongartz. Man habe die gleichen Probleme. "Man wird sehen, wie es sich nach Corona entwickelt. Es geht darum zu reduzieren und somit beispielsweise auch um die Frage, ob ein Gemeindehaus noch im Verhältnis zum Nutzen steht, wenn sich dort lediglich alle zwei Wochen nur noch zwanzig Senioren treffen?" Unabhängig davon erlebe er bei den Visitationen in allen Gemeinden ein großes ökumenisches Miteinander. Auch hier in Bad Nenndorf. Dies bestätigte sich seines Erachtens nach zum Beispiel "bei den heutigen Gesprächen mit den Vertretern des öffentlichen Lebens und der evangelischen Kirche". Es gebe Möglichkeiten zu kooperieren. Bei allem sei immer wieder besonders wichtig im Blick zu haben, dass "die Kirche für den Menschen da ist und wie die Gemeinde dies in die Tat umsetzen kann". Daraus ergeben sich dann auch praktikable Entscheidungen bei der Frage nach dem Erhalt oder dem Rückbau von Immobilien. Bei vielen Themen, dass hätten die Gespräche am Tag der Visitation verdeutlicht, "gibt es zahlreiche Schnittschnellen zwischen den Kirchen und zu den kommunalen Belangen".
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Weihbischof: „Wir werden uns auch von Kirchen trennen müssen“
Zukunftsängste und -fragen bleiben nach Visitation zurück
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