Mit miesen Maschen versuchen Betrüger vermehrt ältere Mitbürger in die Falle zu locken und um ihr Erspartes zu erleichtern. Dabei sind die Tricks vielfältig und zugleich meist gut organisiert - die Verbrecher setzen auf die Gutmütigkeit und Höflichkeit ihres Gegenübers. Und eben diese Charaktereigenschaften werden Senioren in diesen Situationen oft zum Verhängnis, informiert Henri Slaar, Beauftragter für Kriminalprävention, in der jüngsten Informationsveranstaltung der Bückeburger Seniorenunion. Zudem gäbe es auch praktische Gründe, warum Betrüger vermehrt Senioren ins Visier nehmen - sie sind einfach häufiger zu Hause und begegnen auch Fremden mit Freundlichkeit und Manieren. "Zudem rechnen sich Täter bei Senioren geringere Chancen aus, dass es nach einer Tat zur Anzeige kommt". Aufgrund von Scham würden viele keine Anzeige erstatten und sogar in der Familie nichts davon erzählen, berichtet Slaar erfahrugnsgemäß. Das mache das Dunkelfeld im Bereich "Straftaten gegen Älter" sehr hoch. Zudem würden Täter Senioren als "ungefährliche Zeugen wahrnehmen, da sie häufig schlechter hören und sehen. **Niemanden ins Haus lassen** Dabei sind die Betrugsmaschen vielfältig: Von Haustür-Betrügereien über Trickdiebstähle und Telefon-Trickserei lassen die Täter nichts unversucht und sind äußert kreativ dabei, neue Maschen auszuhecken. Der Klassiker unter den "Gefahren an der Haustür": das Vortäuschen einer Notlage, beispielsweise eines Unfalls, mit dem Zweck, in die Wohnung zu gelangen. "Sie sollten auf keinen Fall Fremden die Tür öffnen - Sie können auch durch die geschlossene Tür sprechen. Das ist nicht unhöflich, sondern vorsichtig", stellt Slaar klar. Auch Handwerkern, die niemand bestellt hat, oder selbst Polizeibeamten, sollte ein gewisses Misstrauen entgegengebracht werden. "Lieber die Polizei verständigen und nachfragen, ob die wirklich Kollegen geschickt haben. Das wird Ihnen ein richtiger Polizeibeamter auch niemals übel nehmen", führt Slaar weiter aus. Helfen kann in solchen Situation die Installationen eines Kastenriegelschlosses, das ähnlich wie eine Türkette das Öffnen der Tür nur einen Spaltbreit ermöglicht, zugleich aber zuverlässig ein mögliches gewaltsames Eindringen von außen verhindert. Auch ein elektronischer Türspion kann helfen, direkt zu erkennen, ob sich eine unbekannte und vielleicht verdächtige Person vor der Tür befindet. "Ich kann Ihnen nur raten, misstrauisch zu sein und niemanden ins Haus zu lassen", so Slaar. Denn dann sei es oft schon zu spät - oft lenkt beispielsweise ein Täter das Opfer ab, während der zweite die Wertsachen an sich nimmt. **Druck am Telefon** Doch ebenso gerne greifen die Betrüger zum Telefon, um fette Beute zu machen. "Im Moment der weitreichenste Bereich der Straftaten gegen Ältere - die Fälle sind vom finanziellen Schaden oft enorm. Bundesweit seien bereits Schäden in dreistelliger Millionenhöhe aufgelaufen, weiß Slaar zu berichten. Der "Renner" unter den Telefonbetrügereien ist und bleibt der sogenannte Enkeltrick. Dabei muss es nicht immer das Enkelkind sein, als das sich der Betrüger am Telefon ausgibt. Auch die vermeintliche Identität andere Familienmitglieder wird gerne zeitweise übernommen, um eine Notlage vorzutäuschen, die die sofortige Herausgabe einer hohen Geldsumme nach sich trägt. Mit Fragen wie "Rate mal, wer hier ist", erschleichen sich die Verbrecher Informationen und das Vertrauen des Gegenübers. "Seien Sie generell vorsichtig, wenn jemand am Telefon Geld verlangt. Legen Sie auf, halten Sie Rücksprache mit der Familie, dann klärt sich oft schnell auf, dass an der Sache etwas faul ist". Doch diese Täter sind nicht von gestern, bauen oft starken Druck auf die Opfer auf, sodass diese in eine Art Tunnel geraten würden. Erst hinterher wird den Betroffenen dann klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. Inzwischen seien auch Banken und Taxiunternehmen mit im Boot, um auffälliges Verhalten bei Senioren zu erkennen und im Falle eines Falles zu intervenieren. **Falsche Beamte unterwegs** Seit einiger Zeit mehren sich auch Fälle falscher Polizeibeamter, die am Telefon vor Verbrechen warnen und Wertgegenstände und Geld "sichern" wollen. "Die Polizei ruft niemals mit 110 an und würde nie Geld fordern", macht Slaar deutlich. Dabei seien die Telefonbetrüger oft sehr überzeugend. "Da hört man auch nicht, dass die in irgendeinem Callcenter sitzen". Auch hier gilt: Auflegen, und zwar richtig. Und dann die Polizei anrufen. Ein großes Problem sei zudem die Aufklärung dieser Delikte, da die dahinter agierenden Banden oft im Ausland sitzen würden und schwer zu fassen seien. "Generell raten wir: Kein Geld und keine Wertsachen an Fremde übergeben und auch keine Auskünfte geben". Und am besten auch kein Geld zuhause horten. "Sonst haben es die Betrüger noch einfacher und wir können kaum intervenieren". **Vielfältige Maschen** Weitere, aktuelle Maschen am Telefon sind fingierte Gewinnspielversprechen, "wenn die Gebühren verlangen und Druck ausüben, ist das unseriös", sowie falsche Microsoft-Mitarbeiter, die sich Zugang zum Computer oder Tablet verschaffen möchten. Mit einer Schadsoftware können sie dann die Geräte fremdsteuern und "alles tun, was sie wollen". Henri Slaar macht deutlich: "Auch hier, kein Microsoft-Mitarbeiter ruft sie an. Und falls die Betrüger es doch geschafft haben, Kontrolle über ihre Geräte zu erlangen: Verbindung trennen, Stecker ziehen, Passwörter ändern". Die Seniorenunion-Gäste konnten selbst von zahlreichen Fällen berichten, in denen bekannte Senioren in derartige Fallen gelockt werden sollten oder wurden - so viele, dass die Vorsitzende Ruth Harmening irgendwann intervenieren musste: Ich glaube, Sie müssen auf jeden Fall nochmal wiederkommen". Foto:nh
-
Misstrauen ist keine Unhöflichkeit
Henri Slaar klärt über Straftaten gegen ältere Mitbürger auf
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum