Zum Weltfrauentag wurde im Motto "BreaktheBias" das Aufbrechen von Stereotypen und der Abbau von Stellschrauben hin zu mehr Gleichberechtigung in der Gesellschaft gefordert. Auch in der Politik sind in vielen Bereichen vielerorts Frauen unterrepräsentiert. Im Bückeburger Rat beispielsweise war es ein langer Weg, bis sich ein gewisser Frauenanteil unter den Ratsmitgliedern etablieren konnte. Doch auch heute sind wir noch weit entfernt von einer gleichberechtigten Besetzung des Rates. Das liege auch unter anderem daran, dass sich noch immer zu wenig Frauen aktiv in der Kommunalpolitik engagieren, vermutet SPD-Fraktionsvorsitzende Sandra Schauer. Blicken wir einmal zurück: Vor rund 40 Jahren saß im Rat eine einzige Frau, damals noch Ratsherrin genannt: Edeltraut Müller von der SPD, die einzige weitere Frau im erweiterten Gremium war die zweite stellvertretende Bürgermeisterin Erika Maltusch von der CDU. 1988 gab es immerhin schon zwei Ratsherrinen im Rathaus. 1994 erlebte das Frauenverhältnis im Rat einen Aufschwung, ganze sieben Ratsherrinen (von insgesamt 26 Ratsmitgliedern) gehörten zum Gremium. Ab 1998 nahm diese Zahl wieder langsam ab (1998: 6 Ratsfrauen, 2000: 5 Ratsfrauen ) und pendelte sich bis in die 2010 Jahren bei fünf Ratsfrauen ein. 2011 hatten es dann sogar 11 Frauen in den Bückeburger Rat geschafft, eine Zahl, die seitdem aber nicht mehr erreicht wurde. 2016 schafften es sechs Frauen in den Rat, nach der vergangenen Kommunalwahl 2021 sitzen aktuell acht Frauen im Bückeburger Rat. Damit stellen sie 25 Prozent des Gremiums und sind weiter unterrespräsentiert. Doch sie haben durchaus wichtige Funktionen inne: Iris Gnieser ist die Fraktionsvorsitzende der CDU und leitet den Jugend- und Familienausschuss. Ratsfrau Cornelia Laasch (Die Grünen) sitzt dem Klima- und Umweltausschuss vor. Sandra Schauer (SDP) ist ebenfalls Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Bau- und Mobilitätsausschusses, um nur einige Beispiele zu nennen. Sandra Schauer äußert sich passend dazu zum Weltfrauentag auf unsere Nachfrage: "Wir brauchen mehr aktive Frauen in der Politik, damit politische Themen, die eher die Lebensrealitäten von Frauen betreffen, einfacher auf die politische Agenda gesetzt werden. Wenn dann fraktionsübergreifend Politikerinnen sich für frauen- und gleichstellungspolitische Themen einsetzen, können wir diese auch durchsetzen - im Bund, Land, Kreistag und Stadtrat. In Bückeburg sind von 32 Ratsmitgliedern gerade mal 8 Frauen vertreten und so viele waren es in den 90er Jahren schon einmal. Es gibt zu wenige Frauen, zu wenig junge Leute und zu wenig Partizipation und leider immer noch zu viele Vorurteile. Ehrenämter wie Politik müssen sich mit dem Alltag vereinbaren lassen und dafür brauchen wir zeitgemäße Rahmenbedingungen. Eine gerechte Bezahlung, zeitgemäße Kinderbetreuung und wirksame Regelungen gegen Altersarmut von Frauen würden helfen, Freiräume zu schaffen. Frauen haben zudem eher Hemmungen, ihre Meinung öffentlich zu äußern, als Männer, weil sie Angst haben belächelt oder verbal angegriffen zu werden und leider haben sie damit recht. Frauen werden für ihre Meinungsäußerungen härter angefeindet als Männer, vor allem in den sozialen Netzwerken. Im Berufsleben sieht es oft ähnlich aus. Da wünsche ich mir mehr Mut von Frauen und dass sie sich nicht mehr unter Wert verkaufen. Wenn wir endlich eine echte Gleichberechtigung erreichen wollen, brauchen wir mehr Solidarität, Unterstützung und Förderungen, gerade auch von anderen Frauen, aber gefordert sind wir letztendlich alle. Dann sind auch Werkzeuge wie Quotenregelungen total überflüssig". Auch CDU-Fraktionsvorsitzende Iris Gnieser sieht das ähnlich: "Meiner Meinung nach ist der Hauptfaktor, warum es noch so wenig Frauen in Politischen Ämtern gibt, dass Sitzungen hauptsächlich spätnachmittags oder abends stattfinden und gerade junge Frauen, noch mit kleineren Kindern, da nur schwer teilnehmen können. Die Zerrissenheit, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist doch schon so sehr schwierig und dann auch noch zusätzlich im zeitintensiven politischen Ehrenamt. Das ist dann schon ein echter Spagat, das funktioniert auch nur mit einem Partner, der das komplett unterstützt. Wenn man vielleicht nicht schon in jungen Jahren ins politische Geschehen eintaucht, traut man es sich später nicht mehr zu. Zudem ist der Wunsch, sich über die politische Arbeit mehr Anerkennung und Macht zu erarbeiten, bei Männern auch viel ausgeprägter. Das Wissen, dass es im politischen Alltag nicht immer fair und kollegial zugeht, ist eventuell für viele Frauen auch ein abschreckender Faktor. Wir Frauen sind da doch oft einfach emotionaler gestrickt. Ich wünsche mir, dass sich mehr Frauen in politischen Gremien einsetzen und engagieren, nicht über eine Quote, sondern weil wir das Zeug dazu haben und oft Probleme und Herausforderungen einfach mit mehr Diplomatie und Gemeinschaftssinn angehen und weniger mit Konkurrenzdenken. Wir können auch Vorschläge und Ideen von anderen annehmen und befürworten, das liegt vielleicht ja noch in den Genen, dass Männer beim Jagen sich selbst am nächsten sein mussten und eher Einzelkämpfer waren." Foto:nh
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Frauen im Rat weiter unterrepräsentiert
Anteil Ratsfrauen im Bückeburger Rat / SPD-Fraktionsvorsitzende ermutigt Frauen
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