1. Du kommst als Fremder und gehst als Freund

    Thomas "Tommy" Schilling reist zum elften Mal als freiwilliger Helfer ins Ahrtal

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    An diesem Wochenende ist Thomas "Tommy" Schilling wieder in Walporzheim, einem 670 Einwohner zählenden Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Idylle des Rotweinanbaugebietes an der so friedlich dahindümpelnden Ahr ist nicht der Hauptmotivator für seine mittlerweile elfte Reise ins 300 Kilometer von Rinteln entfernte Dorf. Schilling will helfen, und zwar dort, wo die Hilfe am Nötigsten ist. Am 15. Juni 2021 schaute Tommy Schilling wie viele weitere Menschen in Deutschland die Nachrichten und war geschockt von der Flutkatastrophe, die sich quer durch das Ahrtal zog. "Ich komme aus Rinteln an der Weser, dort habe ich auch schon Hochwasser miterlebt. Aber was ich dort gesehen habe, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen", so Schilling in einem Beitrag für ein Buch von Annett Baumgartner, die mit "Flut 2021 - Helfergeschichten" den Menschen ein Forum bieten will, die tatkräftig und ohne Wenn und Aber ihre Hilfe für die vielen tausend Flutopfer anboten und immer noch bieten. Tommy Schilling wird einer von ihnen sein, die dort im Buch ihre Geschichte wiederfinden werden. Als er am 25. Juni 2021 das erste Mal ins Ahrtal nach Walporzheim fuhr, war er auf der Suche nach einer Familie, die er durch seine Arbeitskraft unterstützen konnte. "Da wurde ich bei der Familie Bier fündig, fand den Namen ganz passend für mich und konnte dort zu allererst einmal helfen, den vielen Schlamm aus dem Haus zu holen!" Es wurde gerettet, was zu retten war, es wurde geputzt, sortiert, weggeschmissen, repariert: "Jeder der Helfer wusste sofort, was er zu tun hatte!" Dabei habe er viele Menschen kennengelernt, zu denen er jetzt "Freund" sagt. Ohnehin sei es so, dass man als Fremder ins Ahrtal komme, aber als Freund wieder fahre. So dankbar seien die Menschen für jede Art der Hilfe. Viel Unterstützung erhielt er von seinem Vater Peter, von Familie Irmtraud und Walter Exner, von seinem Arbeitgeber der Firma "Glaserei Wischnewski" und vielen weiteren Menschen und Firmen aus der Region. Auch seine Helferfreundin Sabine Glitsch zeigte sich solidarisch und fuhr mit ihm einige Male gemeinsam ins Ahrtal. Doch immer, wenn Schilling den Weg wieder nach Hause nach einem Arbeitswochenende antrat, hatte er das Gefühl, einfach zu wenig geleistet zu haben: "Dabei wird die Helferarbeit zurzeit hervorragend von einem "Helfer-Shuttle" koordiniert. Das seien echte Hoffnungsmacher in dieser so niederschmetternden Lage, in der sich die Menschen im Ahrtal befinden. Und es gibt immer noch jede Menge Arbeit, so der gelernte Tischler und Glaser. Es fehle an Baustoffen jeglicher Art und Gerätschaften, um die Gärten wieder flott zu machen. Die "helfenden Hände" bräuchten auch nicht unbedingt Handwerker zu sein: "Jeder findet eine Arbeit, die zu ihm oder ihr passt!" Ein Stück weit Normalität konnte Schilling bei einem der Hilfseinsätze auch miterleben. Der Wein des Anbaujahres 2021 musste geerntet werden und auch da half er mit. Familie Bier, die auch ein kleines Weingut haben, war unendlich dankbar dafür: "Ich bin als Fremder gekommen und gehe als Freund", so Tommy Schilling, der für sich aus dieser Katastrophe auch eine Erkenntnis mitnimmt: "Wenn jeder nur einen Stein bewegt, dann bewegt sich nur ein Stein. Wenn 1.000 einen Stein bewegen, dann bewegt sich eine ganze Mauer!" An diesem Wochenende wird er wieder da sein für Familie Bier. Er wird jede Menge Spenden aus Rinteln mitnehmen ins Ahrtal und Schilling weiß: "Es gibt noch viel zu tun; packen wir es an!"

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