1. Auch russisches Gas fließt durch Rintelner Leitungen

    Stadtwerke erhöhen Preise zum 1. April / Derzeit sind Wärmepumpen das Maß der Dinge

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    Das Schaumburger Wochenblatt wollte anlässlich des fürchterlichen Krieges in der Ukraine und der Tatsache, dass Deutschland mit seinen Zahlungen für russische Gaslieferungen die Kriegsmaschinerie Putins mit finanziert, von den Rintelner Stadtwerken wissen, ob sie auch Gas aus russischer Produktion an die Kund*innen verteilen. Und wenn ja, ließe sich das durch Gaslieferung aus anderen Ländern kompensieren? In einem Presseartikel hatten die Stadtwerke Schaumburg-Lippe behauptetet, dass sie kein russisches Gas ins Netz ihrer Kund*innen stellen. Das SW wollte wissen: "Ist das überhaupt möglich festzustellen, woher das eingekaufte Gas kommt?" Ebenso interessant ist auch, wie die Stadtwerke unter den derzeitigen Verhältnissen die Preisentwicklung für ihre Kund*innen einschätzen und ob sie Kund*innen bei möglichen Wechseln von Heizenergieformen beraten? Welche Form der Heizenergie würden die Stadtwerke Rinteln derzeit ihren Kund*innen empfehlen? Sarah Albrecht von den Stadtwerken Rinteln gab dazu detailliert Auskunft: "Laut Statista teilten sich die deutschen Erdgasimporte (Werte aus 2020) wie folgt auf: Russland 55,2 Prozent, Norwegen 30,6 Prozent, Niederlande 12,7 Prozent, übriges Europa 1,6 Prozent. Man sieht an diesen Zahlen deutlich die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen. Die Stadtwerke Rinteln beziehen zurzeit L-Gas (Anm. d. Red.: L für "low" Gas. Vorwiegend aus Deutschland und den Niederlanden). L-Gas unterscheidet sich von H-Gas (Anm. d. Red.: H für "high". Vorwiegend aus Russland, Norwegen, Großbritannien) durch einen niedrigeren Brennwert. Seit 2015 findet in Deutschland die sogenannte Erdgasumstellung statt. Bis zum Jahr 2030 soll im Norden und Westen Deutschlands komplett auf H-Gas umgestellt werden. Aber schon heute wird H-Gas dem L-Gas beigemischt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass auch "russisches Gas" seinen Weg nach Rinteln findet. Die Gasmengen aus Russland zu kompensieren ist kurzfristig nicht möglich. Norwegen steht bereits heute an seiner Kapazitätsgrenze und hat eine Lieferung von Mehrmenge bereits ausgeschlossen. In den Niederlanden wird die Erdgasförderung bereits seit Jahren zurückgefahren, da insbesondere im Gebiet um Groningen jährlich eine Vielzahl von Mikroerdbeben - ausgelöst durch die Erdgasförderung - zu verzeichnen sind. Zurzeit wird trotz dieser Risiken die Förderung von Erdgas gesteigert, was bereits zu heftigen Protesten der Bevölkerung in Groningen geführt hat. Als mögliche Alternative bietet sich verflüssigtes Erdgas (LNG) an. Lieferanten wären u.a. die USA, Katar und Australien. Da es in Deutschland jedoch keine Entlademöglichkeiten (LNG Terminals) gibt, ist auch hier eine kurzfristige Alternative nicht gegeben. Die Stadtwerke Rinteln haben eine Preisanpassung beim Erdgas zum 1. April bereits angekündigt. Eine weitere Erhöhung ist in 2022 nicht vorgesehen. Ob in 2023 mit weiter steigenden Gaspreisen zu rechnen ist bleibt, abhängig vom Verlauf der Russland-/Ukrainekrise (Anm. d. Red.: Russland-/Ukrainekrieg), abzuwarten. Die Stadtwerke Rinteln beraten ihre Kunden gerne in Fragen von Heizungsmodernisierung. Die Antwort, welche Heizenergie in Zukunft die richtige ist, gestaltet sich jedoch komplex. Die Bundesregierung hat beschlossen, das ab 2025/2026 hauptsächlich elektrische Wärmepumpen zum Einsatz kommen sollen. Eine Herausforderung, besonders im Gebäudebestand. Eine aktuelle Äußerung des Umweltbundesamtes stellt auch die bisher als ökologisch eingestufte Pelletheizung in Frage.

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