1. Die Laga 2026 als eine Chance begreifen

    Was sind Chancen und Risiken der Lage? Ein Vergleich mit der Landesgartenschau Bad Iburg 2018

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    2026 findet die Landesgartenschau (Laga) in Bad Nenndorf statt. Unter dem Motto "Quellen der Vielfalt" wird die sechsmonatige Ausstellung im Kurpark und im Erlengrund stattfinden. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Wir haben uns gefragt: Was bedeutet das für die Kurstadt und die Region? Welches Potential hat eine Laga? Gibt es Risiken? Vor diesem Hintergrund hat sich das Schaumburger Wochenblatt einmal die letzte Laga angeschaut, die 2018 in Bad Iburg stattfand (die Laga in Bad Gandersheim wurde Corona bedingt auf 2023 verschoben). Im April 2026 soll die Landesgartenschau in Bad Nenndorf eröffnet werden. Neben zahlreichen Themengärten und Veranstaltungen sind ein Baumhotel, ein moderner Wohnmobilstellplatz, ein Aussichtsturm auf dem Galenberg, eine Fußgängerbrücke über die B65 und noch vieles mehr eingeplant. Kostenpunkt: rund 38 Millionen Euro. Dem gegenüber steht jedoch die Steigerung der Lebensqualität in Bad Nenndorf, die nachhaltige Aufwertung von Kurpark sowie eine nachhaltige Stadtentwicklung - so zumindest in der Theorie. Zur Laga in Bad Iburg 586.735 Menschen besuchten die sechste niedersächsische Landesgartenschau Bad Iburg. Bei knapp 10.000 Einwohnern (Stand: 2018) wurden 9100 Dauerkarten verkauft. Die Gartenschau war damit ein finanzieller Erfolg. Insgesamt 15,8 Millionen Euro kostete die Gartenschau, 2,4 Millionen Euro musste die Stadt selbst aufbringen. Auch Bad Nenndorf müsste Eigenmittel in Höhe von etwa 7,92 Millionen Euro im Investitionshaushalt und 645.000 Euro im Durchführungshaushalt aufbringen - stolze Summen, zu denen bereits einige ihre Sorgen äußerten. In Bad Iburg konnte jedoch ein Überschuss von rund 800.000 Euro erzielt werden - und das obwohl zunächst mit einem Minus von rund 200.000 Euro gerechnet wurde. Dementsprechend groß war die Kritik zu Beginn der Diskussionen. Zu dem knappen Budget der Stadt kamen die kurze Zeitspanne von zwei Jahren bis zur Eröffnung der Laga, der Rücktritt des designierten Geschäftsführers der Laga-Gesellschaft und zahlreiche Streitsitzungen der Politik, die zunächst die Laga nicht finanziell unterstützen wollte. 2018 war zudem ein Dürrejahr. Dass sich die anfängliche Skepsis jedoch in Begeisterung umwandelte, hatte viel mit dem Tun der Laga Geschäftsführerin Ursula Stecker zu tun. Im Endeffekt kauften sogar "einige der größten Laga-Gegner […] eine Dauerkarte", wie sie in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärte. Auch Politik und Bevölkerung standen letztlich hinter der Entscheidung, die Laga zu sich zu holen - 61 Prozent der Wähler stimmten bei einem Entscheid für die Gartenschau. Bad Nenndorf hat bereits hier den entscheidenden Vorteil, dass sowohl die Bevölkerung als auch die Politik die Entscheidung zur Austragung von Anfang an mehrheitlich mitgetragen hatten. Highlight: Baumwipfelpfad Viele der Flächen der Bad Iburger Laga wurden erhalten und nach der Laga öffentlich zugänglich gemacht. So wurde das Leuchtturmprojekt und das Highlight der Gartenschau - der Baumwipfelpfad - im April 2019 neu eröffnet. Während der Laga war er ein attraktives Ausflugsziel. Von nun an kostet der Eintritt 7,90 Euro. Mit neuen Angeboten, wie einer "Augmented Reality"-App, sollte die Attraktivität des Baumwipfelpfades auch nach der Laga erhalten bleiben. Dass das nur bedingt funktioniert, zeigen die roten Zahlen des Eigenbetriebes (Minus von etwa 257.000 Euro). Knapp 100.000 Besucher hatten in dem einem Jahr nach der Wiedereröffnung den Pfad besucht. Während der Laga 2018 waren es rund 500.000. Wer also einmal die acht Euro gezahlt hat, kommt häufig nicht wieder. Dennoch erfuhr die Stadt durch den Baumwipfelpfad eine überregionale Bekanntheit und viel Anerkennung für das Leuchtturmprojekt. Die Stadt profitierte sichtlich von der Laga - vor allem weil die Flächen zwischen Kurpark und Schloss nachhaltig aufgewertet wurden. Sanierung des Kurparkes Der Bereich um den dortigen Charlottensee wurde komplett saniert. Neue Wege führen durch den Park, eine neue Fußgängerbrücke führt in den waldigen Kurpark und sorgte so für eine bessere Anbindung des Kurparks an die Stadt. Zahlreiche Gartenflächen blieben nach der Laga erhalten und die Zäune drum herum entfernt. Auch wenn einige der Themengärten in Bad Iburg durch die zuständigen Landschaftsbauer abgebaut wurden und so Lücken im Gesamtkonzeptes des Park entstanden, die einige Anwohner kritisierten, ist der Kurpark nachhaltig aufgewertet worden. Der erwirtschaftete Überschuss der Laga-Gesellschaft wurde für die Parkpflege verwendet und die Parkanlagen wieder für Besucher geöffnet. Nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis könnte also auch Bad Nenndorf von einer nachhaltigen Aufwertung des Kurparks profitieren. Nachhaltige Stadtentwicklung Bei einer Besucherumfrage, die die IHK während der Laga durchführte, wurde deutlich, dass fast jeder fünfte Gast auch in der Region übernachtete und damit das Gastgewerbe ankurbelte. Zudem gaben die Besucher rund 35 Euro (ohne Eintritt) auf der Laga aus. Kein Wunder also, dass die Stadt insgesamt 32 Millionen Euro durch Touristen erwirtschaften konnte. Erstaunlich ist allerdings, dass rund 47 Prozent der Befragten keine Angaben zum Eindruck der Stadt Bad Iburg machten und damit vermutlich nur auf dem Laga-Gelände unterwegs waren. Eine attraktivere Innenstadt gehörte jedoch ursprünglich zu den Zielen der Laga in Bad Iburg. Verkehrsanbindung und Gäste Ein Drittel der Besucher kam aus der Gegend (Kreis Osnabrück), ein Fünftel aus dem restlichen Niedersachsen, 28 Prozent aus Nordrhein-Westfalen und aus Bad Iburg selbst 13 Prozent. Auch Niederländer waren mit 0,4 Prozent vertreten. Zahlreiche überregionale Besucher zog es also in die Stadt und in den Kurpark. 57 Prozent der Besucher reisten mit dem PKW an, 23 Prozent mit Bus oder Bahn, 10 Prozent auf dem Fahrrad und 9 Prozent zu Fuß. In einer Debatte mit Bürgermeisterin Annette Niermann und rund 70 Anwohner und Geschäftsleuten äußerten sich diese kritisch zur Verkehrssituation während der Laga. Der gestiegen Verkehr sowohl auf der anliegenden Bundesstraße sei "katastrophal" gewesen, wie es ein Anwohner beschrieb. Nach der Laga herrschte zudem Uneinigkeit über eine mögliche Fortführung der Parkraumbewirtschaftung. Ehemals kostenlose Parkplätze wurden gebührenpflichtig. Die Parkplatzsituation erhielt von den Besuchern in der Umfrage jedoch die Note 1,9. Bei einer Verkehrsschau sollte zudem die neue Verkehrsführung in der Innenstadt besprochen werden. Auch in Bad Nenndorf bereitet die Parkplatz- und Verkehrssituation einigen Bürgern Sorgen. Kritik dazu gab es bereits bei den ersten Überlegungen zur Austragung. Die Planer betonen jedoch, dass die Landesgartenschau 2026 für die Innenstadt Bad Nenndorfs keinen zusätzlichen PKW-Verkehr mit sich bringen soll. Auf zehn Seiten hatten die Planer in der Machbarkeitsstudie ein sorgfältiges Konzept ausgearbeitet. Zwei Haupteingänge soll es geben - südöstlich und nordwestlich des Kurparkes. An der B65 entstehen auf den landwirtschaftlichen Flächen PKW- und Fahrradstellplätze sowie eine Ladeinfrastruktur für E-Autos. Nutzer:innen des ÖPNV sollen mit Shuttles - elektrifiziert oder gar autonom - vom Bahnhof abgeholt werden. Foto: KurT/RMO Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

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