1. 100 Tage Bürgermeister Jörn Lohmann

    Auetal soll digitaler, moderner, (verkehrs-)sicherer, familienfreundlicher, zukunftsfähig und besser angebunden werden

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    Am 1. November übernahm Jörn Lohmann (CDU) das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Auetal. Was hat sich seither getan. Wo liegen die Schwerpunkte seiner Arbeit? Was steht noch ganz oben auf seiner Agenda? Das SW fragte nach bei Jörn Lohmann, wie er das durch Corona klaffende Haushaltsloch stopfen will, wo er Einsparpotential sieht, wo er Möglichkeiten für die weitere Wirtschaftsförderung und Ansiedlung von Betrieben erkennt und wie er die Entwicklungschancen Auetals einschätzt, insbesondere auch unter dem Fokus, dass die Eisenbahnstrecke Bielefeld-Hannover im "Deutschland Takt" ausgebaut werden soll und dadurch das Auetal in besonderer Weise betroffen sein könnte. Hier seine Antworten. SW: Herr Lohmann, am 1. November traten sie ihren Dienst als Bürgermeister an, jetzt neigen sich die ersten 100 Tage bereits dem Ende entgegen. Wie ist die erste Bilanz ihres Wirkens, was konnten Sie bereits an Maßnahmen anschieben, die sie sich auf die Agenda gesetzt hatten? Jörn Lohmann: Ich glaube behaupten zu können, mich im Rathaus gut eingelebt zu haben. Die Zusammenarbeit mit dem Team im Rathaus und den weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bauhof, Freibad und dem KiTa-Bereich sowie dem Personalrat klappt gut und macht mir viel Spaß. Eine Maßnahme, die ich mir auf die Agenda gesetzt habe und die ich im Wahlkampf versprochen habe, war die Digitalisierung. Und zwar sowohl im Bereich der Verwaltung als auch außerhalb des Rathauses. Hier konnte ich bereits erste Entwicklungen in Gang setzen: Sowohl mit einer neuen Gemeinde-Homepage, die entwickelt wird und den Anforderungen an die Barrierefreiheit gerecht wird sowie zusätzliche Angebote an unsere Bürgerinnen und Bürger macht, als auch mit der Möglichkeit, in neun Gebieten unserer Gemeinde Glasfaseranschlüsse bis zur Haustür verlegen zu lassen, entwickelt sich unsere Gemeinde digital weiter. Das würde ich mir schon auf die Fahne schreiben. Außerdem bin ich auch in den einschlägigen sozialen Medien vertreten und für alle Auetalerinnen und Auetaler stets verfügbar. Wer mir schreibt, bekommt in der Regel sehr schnell eine Antwort. SW: Was steht ganz oben auf ihrer To-Do-Liste für die nächsten 100 Tage? Jörn Lohmann: In den nächsten 100 Tagen stehen wirklich viele Dinge auf meiner Liste. Hier vielleicht die vier Wichtigsten, ohne Priorisierung in der Reihenfolge: a) Sporthallen-Neubau in der OS Rehren, b) KiTa-Neubau, c) Inbetriebnahme des Regionalen Versorgungszentrums in der Alten Molkerei, d) Verbesserung der Verkehrssicherheit innerhalb unserer Gemeinde, e) Installation dezentraler stationärer RLT-Anlagen in der Grundschule Auetal, f) Schaffung bezahlbaren Wohnraums SW: Haben Sie bereits Einsparpotentiale im Haushalt entdeckt und wenn ja, wo? Jörn Lohmann: Keine direkten Einsparpotentiale, aber Potentiale, die dem Haushalt zugute kommen, wie beispielsweise die Vermarktung gemeindeeigener Grundstücke zu Wohnzwecken. SW: Gibt es Bereiche, wo Sie aus Sicht eines Bürgermeisters Einsparungen ablehnen. Jörn Lohmann: Alles, was wir in die Zukunft für unsere Kinder investieren, ist tabu, wenn es um Kürzungen geht. SW: Auetal steht ja derzeit im Fokus der Aufmerksamkeit wegen der geplanten Ausbaustrecke der Bahnverbindung Bielefeld-Hannover. Wie stehen Sie dazu? Jörn Lohmann: Die Pläne der DB Netz AG halte ich für ineffizient, das Vorgehen der Bundespolitik für rechtlich fragwürdig. Klar ist, dass es im Schienenverkehr um Hannover einen Flaschenhals gibt. Diesen Flaschenhals gibt es jedoch nicht erst seit gestern. Gerade jetzt, zu einer Zeit, in der ein extrem großes Loch durch Corona und die Flutkatastrophe im Bundeshaushalt klafft, Milliarden in den Bau einer Kurzrennstrecke zwischen Hannover und Bielefeld "investieren" zu wollen, halte ich für unklug. Aber auch unabhängig von der Auswahl des Zeitpunktes finde ich das Vorgehen insgesamt fragwürdig. Mit dem Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz hat sich der Bundestag selbst dazu ermächtigt, Baurecht für bestimmte Infrastrukturmaßnahmen zu schaffen. Was früher Verwaltungsangelegenheit war (Exekutive) ist nun Angelegenheit der Bundestagsabgeordneten (Legislative). Diese Gewaltenverschiebung halte ich aus verfassungsrechtlicher Sicht für fragwürdig. Ebenfalls fragwürdig finde ich das Vorgehen des BMVI, das alleine das Konzept des Deutschlandtaktes an diese Maßnahme anlegt. Die Betroffenheit unserer kleinen Gemeinde durch dieses Vorhaben könnte sich existentiell auswirken, sodass ich auch Zweifel an der Verhältnismäßigkeit des Vorhabens habe, sollte es gemäß der entsprechenden Schüßler-Plan-Varianten umgesetzt werden und eine Auetaler Betroffenheit auslösen. Falls wir es auf politischer Ebene nicht schaffen, werde ich im Fall der Fälle auch juristische Schritte gehen, um die Interessen unserer Gemeinde bestmöglich zu vertreten. Das habe ich im Wahlkampf versprochen und dazu stehe ich nach wie vor. SW: Windkraft wird ja in Rinteln bislang "erfolgreich" verhindert. Im Auetal gibt es Anlagen. Wie stehen sie zum Ausbau regenerativer Energien. Kann das auch eine Chance für das Auetal sein? Jörn Lohmann: Wenn es uns gelingt, die Anwohner bestimmter Flächen, ggf. über Genossenschaftsmodelle, mitzunehmen und zu beteiligen, können regenerative Energien immer eine Chance sein. SW: Rinteln ist ja als Kooperationspartner in vielen Bereich im Auetal beliebt. Wo kooperieren Sie und wird das noch ausgeweitet? Jörn Lohmann: Wir kooperieren beispielsweise im Bereich der Auszubildenden und der Stromversorgung. Die bisherige Zusammenarbeit möchte ich definitiv beibehalten, über eine Ausweitung mache ich mir aktuell gemeinsam mit Andrea Lange Gedanken. SW: Wie sieht es aus mit der Frage nach Baugebieten. Corona hat ja eine wahre Flucht auf das Land ausgelöst. Gibt es im Auetal genügend Neubaugebiete? Wie sieht es aus mit Leerstand alter Immobilien. Rinteln will Anreize zum Kauf dafür schaffen. Macht das das Auetal auch? Jörn Lohmann: Der Run auf das Baugebiet "Teichbreite" in Rehren hat gezeigt, dass das Auetal für viele junge Familien aus den umliegenden Ballungsgebieten attraktiven und bezahlbaren Wohnraum bietet, der auch nachgefragt wird. Aus meiner Sicht können wir dem demografischen Wandel nur erfolgreich begegnen, wenn wir beides machen: Neue Baugebiete ausweisen und leerstehende Häuser mit-vermarkten. Mit einer entsprechenden Förderrichtlinie "Jung kauft alt" setzen wir einen Anreiz: Wer ein Haus für sich und seine Kinder kauft, das älter ist als 35 Jahre, bekommt einen entsprechenden Zuschuss aus den Haushaltsmitteln der Gemeinde, wobei die Höhe des Zuschusses auch von der Anzahl der Kinder abhängt, die mit einziehen. SW: Wie wird das Auetal nach fünf Jahren Bürgermeister Jörn Lohmann aussehen? Jörn Lohmann: Digitaler, moderner, (verkehrs-)sicherer, familienfreundlicher, zukunftsfähig, besser angebunden, ausgestattet mit einem lebendigen Marktplatz.

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