Die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Rinteln kennen keine Corona Lockdowns. Sie müssen seit Beginn der Pandemie genauso weiterarbeiten wie bisher. "Genauso?" Nein! Während die Arbeit bleibt, leidet die Kameradschaft bei geselligen Veranstaltungen gewaltig. Denn zu Einsätzen müssen die Wehren auch weiterhin ausrücken, notfalls dicht an dicht in den Fahrzeugen. Die Kameraden stehen Seite an Seite im Notfall, löschen, bergen, schützen und helfen den Menschen in Not. Doch wenn es um das gesellige Aufbereiten von Einsätzen geht, um Übungen oder einfach auch nur mal gemütlich in schöner Runde zusammensitzen und sich im Rahmen einer Jahreshauptversammlung für ihre Arbeit feiern zu lassen, dann werden die Einschränkungen spürbar. Seit zwei Jahren schon wird so gut wie gar nicht mehr über die Wehren berichtet. Die Beförderungen der Kameradinnen und Kameraden geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch die Statistiken über die vielen Einsätze erfahren keine öffentliche Würdigung. Das SW fragte nach bei Stadtbrandmeister Tim Schinz, wie es um die Wehren in der Stadt steht. SW: Sehr geehrter Herr Schinz. Die Feuerwehren versehen ja auch in Corona Zeiten ihren Dienst am Nächsten, haben jedoch kaum eine Möglichkeit, sich zu geselligen Veranstaltungen zu treffen oder - wie sonst üblich - einmal im Jahr der Öffentlichkeit ihre Statistiken zu präsentieren. Hat Corona dem Mitgliederbestand der Ortswehren geschadet und wenn ja, welchen? Wie ist die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den letzten fünf Jahren, bezogen auf die Stadtfeuerwehr? Tim Schinz: Alle Ortsfeuerwehren sind mit der Pandemie sehr professionell umgegangen und waren immer einsatzbereit. Sicherlich kam gerade das kameradschaftliche untereinander wesentlich zu kurz. Die Mitgliederzahlen sind in den letzten Jahren konstant geblieben. Mitglieder die zum Beispiel durch erreichen der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst herausgefallen sind, konnten durch Mitglieder, die aus den Jugendfeuerwehren in den aktiven Dienst gewechselt sind, ausgeglichen werden. Es gab aber auch einige Quereinsteiger, die inzwischen unsere Einsatzabteilungen verstärken. SW: Haben alle Ortswehren noch ihre Mindeststärke in der Aktivenabteilung und wenn nicht, welche Ortswehren sind nicht mehr voll einsatzbereit? Tim Schinz: Die Mindeststärke in einer Ortsfeuerwehr liegt bei zwei Gruppen. Das sind 18 Kameradinnen und Kameraden. Diese Stärke ist bei all unseren Ortsfeuerwehren zur Zeit gegeben. SW: Wie ist die Einsatzlage der Ortswehren im vergangenen Jahr 2021 gewesen? Tim Schinz: Im Jahr 2021 wurden 220 Einsätze durch all unsere Ortsfeuerwehren abgearbeitet. Diese gliedern sich in 45 Brandeinsätze, 108 Einsätze technische Hilfe und 67 Fehlalarme. Durch die vor einigen Jahren eingeführte Zugbildung arbeiten meist mehrere Feuerwehren diese Einsätze zusammen ab. SW: Gibt es besondere Einsätze, die im vergangenen Jahr die Wehren forderten? Tim Schinz: Viele Einsätze haben uns im letzten Jahr vor Herausforderungen gestellt. Von Gebäudebränden bis zu schweren Verkehrsunfällen war alles dabei. SW: Welchen Herausforderungen sehen sie sich als Stadtbrandmeister derzeit insbesondere gestellt? Tim Schinz: Zur Zeit natürlich die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft all unserer Ortsfeuerwehren in der aktuellen Pandemie. Die Planung eines Logistikzentrums, damit sicheres Arbeiten gewährleistet und genügend Lagerplatz vorhanden ist. Außerdem muss eine Kontaminationsverschleppung durch Brandrückstände in den privaten Bereich durch unsere Kameradinnen und Kameraden unbedingt vermieden werden. SW: Wie sind die Jugendwehren der einzelnen Ortswehren aufgestellt. Ist der Nachwuchs über die Jugendwehren noch gesichert, oder gab es Corona bedingt hier einen Rückgang der Zahlen? Tim Schinz: Die Zeit während der Pandemie ist für unsere Jugend- und Kinderfeuerwehren sicher nicht leicht. Wir haben aber auch ganz tolle Jugendwarte und Jugendwartinnen, welche kreativ werden, um in Kontakt mit ihren Kindern und Jugendlichen zu bleiben. Nur durch diese Arbeit konnte der Mitgliederbestand gehalten werden. SW: Die Feuerwehr in Bad Pyrmont machte jetzt Schlagzeilen, weil dort die Einrichtung einer Pflichtfeuerwehr kurz bevorsteht. Wie stehen Sie zu einer "Pflichtfeuerwehr". Kann man tatsächlich Freiwilligkeit durch Pflicht ersetzen? Tim Schinz: Die Pflichtfeuerwehr kann nur die letzte Möglichkeit sein, um den Brandschutz innerhalb einer Stadt oder Gemeinde zu gewährleisten. Natürlich kann eine Pflichtfeuerwehr nicht die Freiwilligkeit ersetzen. Unsere Freiwillige Feuerwehr lebt durch das hohe Engagement jedes Einzelnen und die tolle Kameradschaft untereinander. Jeder kann sich hier auf den anderen verlassen. So macht Feuerwehr doch richtig Spaß!
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Feuerwehren sind auch in Pandemie Zeiten einsatzbereit
Stadtbrandmeister Tim Schinz sieht die Wehren gut gerüstet in die Zukunft gehen
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