Matthias Menzel ist Rintelner, passionierter Radfahrer und übergab vor mehr als zwei Jahren einen Kalender mit - aus Radfahrersicht - besonders ärgerlichen Hindernissen auf den Radwegen an den damaligen Bürgermeister Thomas Priemer. Das SW berichtete ausführlich darüber und die Stadt reagierte. Über das Verkehrsplanungsbüro Dargel Hildebrand GbR wurde ein Radverkehrskonzept in Auftrag gegeben, das jetzt im Bauausschuss vorgestellt wurde. Jetzt haben die Ortsräte erst einmal die Möglichkeit, das Konzept auf Herz und Nieren zu prüfen sowie Anregungen und Hinweise zu geben. Dann erfolgt eine neuerliche Prüfung, eine erneute Vorstellung im Bauausschuss und dann geht das Konzept in den Verwaltungsausschuss und wird dem Rat der Stadt zur Entscheidung vorgelegt. Schon jetzt steht fest: Der Stadt ist offensichtlich bewusst, wie stark der Radverkehr schon jetzt das Leben der Stadt bestimmt und wie groß das Potential von Radverkehr für eine Stadt ist, die am Radfernweg Weser liegt und künftigen, weniger autoafinen Generationen, Verkehrsflächen zur Verfügung stellt, die nachhaltigen und umweltfreundlichen Verkehr garantieren. Die beauftragte Planungsgemeinschaft Verkehr aus Hannover stellte jetzt in einem Ergebnisbericht heraus, wie der Bestand an Radwegen ist, wie hoch die Frequenz der angebotenen Wege bei den Radfahrer*innen ist, wo Parkmöglichkeiten für Räder existieren, erstellte ein Stärken/Schwächen-Profil und erarbeitete Punkte mit Handlungsbedarf. Die Analysemittel für das Konzept waren vielfältig. Neben Verkehrszählungen und Befragung von Radlerinnen und Radlern stand auch die Auswertung von Verkehrsunfällen mit Radfahrern auf der Agenda der Verkehrsplaner und auch die Bürgerinnen und Bürger selbst hatten die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Taubenberg ist für Radler nicht erschlossen Auffällig ist, dass in Rinteln als Anbindung an die Ortsteile viele Radwege gemeinsam mit Gehwegen und im Zweirichtungsverkehr befahren werden können. Das ist suboptimal. Dabei sind die Ortschaften des Taubenbergs so gut wie gar nicht angeschlossen an ein Radverkehrsnetz. Innerorts, so stellten die Gutachter fest, ist die Radverkehrsführung "...wechselhaft und unübersichtlich". Bahnhofstraße und Seetorstraße "unfallhäufig" Bei der Auswertung der Unfallhäufigkeit zeigte sich den Planern, dass auf der Bahnhofstraße und Seetorstraße eine besondere Unfallauffälligkeit besteht. Der Kreisverkehr "Große Tonkuhle", die Einmündung Dankerser Straße/Bahnhofstraße und die Extertalstraße/Seetorstraße sind dabei die Stellen mit der größten Unfallhäufigkeit. Hauptverkehrsströme in Nord-Süd-Richtung Kaum verwunderlich ist, dass die Hauptverkehrsrichtung des Radverkehrs in Nord-Süd-Richtung verläuft. Dabei spielt der Schulverkehr morgens und mittags eine große Rolle. Auffällig ist dabei, dass viele Radfahrer die falsche Seite auf der Bahnhofstraße und der Weserbrücke benutzen. Parken ist schwierig Fahrräder haben heute einen großen Wert. Der durchschnittliche Preis eine Fahrrades oder E-Bikes beträgt heute etwa 1.300 Euro und damit möchte man sein Rad möglichst immer im Auge haben, wenn man beispielsweise in ein Geschäft geht. Das stellten auch die Planer fest, denn viele in der Fußgängerzone angebotenen Abstellbügel würden nicht genutzt. Klar votierten sie dazu, dass man moderne Vorderrad- und Rahmenhalter installiert und das auch noch überdacht. Solche Radparkplätze gibt es beispielsweise beim Marktkauf. Mehr als 870 Rückantworten von Radnutzern Bei einer Online-Umfrage beteiligten sich mehr als 870 Menschen, was von einem erfreulich hohen Interesse der Rintelnerinnen und Rintelner am Radverkehrskonzept zeugte. Viele nutzen ihr Rad für Einkäufe, zur Schule, für Freizeitbeschäftigungen, zur Arbeit oder als Sportgerät. Das Gefühl der Sicherheit im Verkehrsraum war dabei sehr gespalten. Immerhin 37 Prozent fühlten sich eher unsicher aufgrund von unzureichenden Radwegebreiten, schlechter Oberflächenbeschaffenheit und fehlender Radwegeverbindungen. Größte Knackpunkte dabei die Weserbrücke, die Innenstadt und der Exter Weg. Stärken und Schwächen Die Stärken des Radverkehrs in Rinteln sind zum ersten einmal die Radfahrer*innen. Über 1.000 Radler fahren täglich zwischen Nord- und Altstadt und das zeigt sich auch im großen Interesse der Menschen an einem Radverkehrskonzept. Die Topografie in der Weserniederung ist ein weiteres Plus für den Radverkehr und natürlich die Führung des Radfernwegs Weser durch die Stadt. Doch Rinteln hat auch deutlich erkennbare Schwächen bei der Radverkehrsführung. Exemplarisch dafür ist beispielsweise die Ampelquerung im Bereich Woolworth, wenn man Richtung Doktorsee fahren möchte. Auch gibt es Netzlücken, es fehlt an sicheren Querungsmöglichkeiten von Hauptverkehrsstraßen, an gut ausgebauten Vorzugsrouten, an Beleuchtung, an Fahrradstraßen, Schutzstreifen, Piktogrammen und Fahrradsignalen. Auch das witterungsgeschützte Abstellen der Räder ist ein Problem. Das SW wird in Sachen Fahrradkonzept am Ball bleiben und weiter berichten.
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Stadt will Radverkehrsnetz ausbauen
Bauausschuss nimmt Radverkehrskonzept zur Kenntnis / Mehr als 800 Eingaben zur Verbesserung
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