1. "Wir brauchen mehr Ärztinnen oder Ärzte"

    Interview mit Sachsenhagens Samtgemeindebürgermeister

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    SACHSENHAGEN (gi). Zum Jahresabschluss haben wir mit dem Samtgemeindebürgermeister Jörn Wedemeier gesprochen. Nach einem herausfordernden Jahr 2021 stehen für das kommende Jahr weitere Aufgaben an. Schaumburger Wochenblatt: Die vergangenen 18 Monate waren in weiten Teilen durch die Pandemie bestimmt. Was war dabei für Sie im letzten Jahr besonders? Wedemeier: Das Jahr begann mit den ersten flächendeckenden Impfungen, die Erst- und Zweitimpfungen für immer größer werdende Kreise der Bevölkerung. Sehr viele Bürgerinnen und Bürger haben sich vorbildlich an die immer wechselnden Hygienevorschriften gehalten und damit zu einem sehr moderaten Verlauf der Pandemie in unserer Samtgemeinde beigetragen. Dafür gebührt jedem Einzelnen ein großer Dank. Besonders war auch das starke ehrenamtliche Engagement, was in vielen Bereichen im Zuge der Pandemie neu erwacht ist. Ein Punkt dabei ist zum Beispiel die Ferienspaßaktion der Samtgemeinde. Diese konnten wir personalbedingt nicht anbieten. Die Landjugend und eine Vielzahl von Vereinen haben ehrenamtlich dieses Projekt gestemmt und zu einem tollen Erfolg in den Schulferien 2021 werden lassen. Dass hieraus jetzt ein dauerhaftes ehrenamtliches Engagement erwächst, zeigt mir, dass die Pandemie auch in der Gesellschaft einiges hat wieder zusammenrücken lassen. Aber auch an vielen anderen Stellen sind die Menschen deutlich mehr füreinander da gewesen als in vergangenen Jahren. SW: Positive Wendungen im Rahmen der Pandemie hört man so wenig. Haben Sie weitere Beispiele, wo etwas besonders gut geklappt hat? Wedemeier:Im Bereich der Pflege unserer älteren Mitbürger ist das Personal im ambulanten und stationären Bereich durch die Hygienevorschriften vor ganz besonderen Herausforderungen gestellt worden. Diese sind durch einen vorbildlichen Einsatz der Mitarbeitenden gestemmt worden. Grenzen der Leistungsfähigkeit wurden dabei sicherlich zu oft ausgeschöpft. Aber auch in unseren Arztpraxen und in den Krankenhäusern wurde von dem Pflegepersonal und den Ärzten die übermäßig hohe Belastung aus der Kombination von Pandemie und Normalbetrieb durch einen großen langen Kraftakt bewältigt. Auch hier hat die Versorgung gut geklappt. SW: Kinderbetreuung ist in der Samtgemeinde in den vergangenen Jahren ja immer mit einer sehr hohen Betreuungsquote aufgefallen. War dies im Corona-Jahr 2021 auch so? Wedemeier: Im laufenden Betrieb haben zunehmende Infektionen und Krankheitsfälle einige Betreuungszeiten leider ausfallen lassen. Auch in den Schulen ist durch die verschiedenen Szenarien und Homeschooling der persönliche Kontakt von Erziehern und Lehrern zu den Kindern nicht so möglich gewesen, wie wir es uns wünschen. Hier waren gerade bei der Betreuung der Kleinsten auch Hygieneregeln nicht immer so anzupassen, dass jede Gefährdung verhindert werden konnte. Aber das Kindeswohl besteht dann auch nicht aus virenfreier Gesundheit. Bei der Betreuung der unter 6-Jährigen haben wir auch 2021 trotz Corona jedem Betreuungswunsch ein Angebot darstellen können. Wir haben uns mit der Ausschreibung von zwei neuen Kindertagesstätten in Sachsenhagen und in Hagenburg samt dem Betrieb strategisch neu aufgestellt. Wir wollen bis zum Sommer 2022 dort zwei Aufträge vergeben, um in beiden Orten jeweils eine neue Kindertagesstätte für die Betreuung der unter 6-Jährigen entstehen zu lassen. Diese sollen von externen Trägern betrieben werden, um die Auswahl an verschiedenen Konzepten und Betreuungsmöglichkeiten nochmals zu erhöhen. Auch für die Betreuung der Grundschulkinder im Nachmittagsbereich haben wir erhebliche Mittel an beiden Schulstandorten bereitgestellt. Dass hier im Jahr 2021 durch die Hygienekonzepte und Betriebskonzepte eine verlässliche Nachmittagsbetreuung kaum darzustellen war, ist als zusätzliche erhebliche Belastung für die Eltern und Kinder leider nicht zu verhindern gewesen. SW: In Sachsenhagen ist die neue Turnhalle nun deutlich vorangekommen. In Auhagen ist ein Neubaugebiet entstanden. Hagenburg hat den Sanierungsplan verabschiedet. Waren dann in der Pandemie doch noch erhebliche Fortschritte möglich? Und wie sieht es mit der Finanzierung aus? Wedemeier: Ja, einiges ging auch im Jahr 2021 an Projekten voran. Erhebliche Einschränkungen bei externem Personal aber auch der Ausfall von eigenem Personal und die exorbitant gestiegenen Preise am Baustoffmarkt haben viele Projekte verzögert. Durch eine kontinuierliche stringente Abarbeitung des Möglichen konnten dann aber doch, wie am Beispiel der Turnhalle zu sehen, deutliche Fortschritte erzielt werden. In diesem Bereich sind auch für uns in der Verwaltung die Mühen deutlich größer geworden, um zu vernünftigen Arbeitsergebnissen zu kommen. Finanziell hat die Corona-Pandemie bisher dank einiger bundesweiter Stützungsprogramme nur leichte Dellen hinterlassen. Die erheblichen Anstiege der Baukosten können aber selbstverständlich nicht abgefangen werden. Wir werden uns auch zukünftig an einigen Stellen der Frage der Finanzierbarkeit von berechtigten Wünschen stellen müssen. SW: Wenn Sie einen Wunsch für das Jahr 2022 frei haben und nur einen. Was würden Sie sich wünschen? Wedemeier: In den vergangenen Monaten sind in unseren Nachbarkommunen einige Hausärzte in den Ruhestand gegangen. Dadurch haben wir im Bereich der Hausarztversorgung mit unseren vier starken Standorten in der Samtgemeinde aber eine sehr hohe Auslastung. Der Weihnachtsmann könnte gerne ein oder zwei Ärztinnen oder Ärzte vorbeibringen. Diese brauchen auch nichts weiter mitbringen. Arztpraxen mit modernen Ausstattungen und funktionierenden Teams, in denen sie sofort mitarbeiten können, haben wir mehrere zur Auswahl. Wenn der Weihnachtsmann damit eine junge Ärztin oder einen jungen Arzt glücklich machen kann, soll er ihn gerne bei uns in der Samtgemeinde vom Schlitten fallen lassen. Foto: gi

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