1. "Sehr viel schnellere Hilfe im Sinne des Patienten"

    Interview zum Thema Geländerettung mit Bernd Gerberding, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes

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    LANDKREIS (bb.) Am 4. Dezember nahm die Geländerettung den Dienstbetrieb auf. Gleich am ersten Tag erfolgte nach wenigen Stunden der erste Einsatz im Deister. Gerettet werden musste ein Patient mit einer neurologischen Erkrankung. Die Geländerettung war in kürzester Zeit als erstes vor Ort und hat den Patienten dem Rettungswagen auf Asphalt übergeben. Exakt so stellt sich Bernd Gerberding das in Zukunft vor. Wir haben bei Bernd Gerberding nachgefragt, um die neue Rettungsdienstkomponente besser zu verstehen. Bernd Gerberding ist Geschäftsführer des DRK Rettungsdienstes Schaumburg, Vorsitzender des Landesauschusses Rettungsdienst Niedersachsen, Vorsitzender des Fachausschusses Rettungsdienst im DRK Landesverband Niedersachsen und im Beirat der Kreisfeuerwehr Schaumburg. 
SW: Herr Gerberding, die von ihnen als "niedersachsenweit einmalige Rettungskomponente" bezeichnete Einheit gehört zur Feuerwehr Rodenberg oder zum DRK Rettungsdienst Schaumburg? BG: Die Geländerettung ist eine Erweiterung des DRK Rettungsdienstes Schaumburg, was auch optisch eindeutig erkennbar ist. 
SW: Die Geländerettung wird mit Personal vom Rettungsdienst und der Feuerwehr Rodenberg besetzt. Wie kam es zur Kooperation mit der Feuerwehr Rodenberg? BG: Grundsätzlich ist es so, wie es unser Landrat Jörg Farr bei der Übergabe zusammengefasst hat. Die wichtige Basis dieser Kooperation mit der Feuerwehr Rodenberg liegt in der direkten Nachbarschaft begründet. Mit dieser Konstellation haben wir bereits in den letzten Jahren in anderen Projekten hervorragende Erfahrung gemacht. 
SW: Warum besetzen sie die Komponente nicht ausschließlich mit Einsatzkräften des DRK Rettungsdienstes? BG: Um nicht zu ausführlich gesetzlich werden zu müssen, bringe ich das kurz auf den Punkt. Wir besetzen die Komponente nicht ausschließlich mit unseren Kräften, weil die technische Rettung von Menschen die gesetzliche Aufgabe der Feuerwehr ist. Somit erfüllt die Feuerwehr Rodenberg im konkreten Fall der Geländerettung mit zeitgemäßen Rettungsmitteln des DRK Rettungsdienstes nicht mehr als eben die gesetzliche Aufgabe der Feuerwehr. Ganz wichtig: Und das sehr viel schneller im Sinne des Patienten sowie in Gänze ressourcenschonender für alle Einsatzkräfte und alle Einsatzfahrzeuge.
 SW: Gemäß unserer Recherche haben sie in ihrer Tätigkeit im Landkreis Hameln-Pyrmont bereits vor über zehn Jahren einen Unimog mit Krankentrage angeschafft. Warum halten Spezialfahrzeuge für das Gelände erst jetzt in Schaumburg Einzug? BG: Ihre Recherche stimmt zum Teil. Richtig ist, dass es auch im Landkreis Hameln meine Pflicht war, auf die individuelle Entwicklung im Landkreis zu reagieren und mit der Zeit zu gehen, beziehungsweise ihr voraus zu sein. Nicht richtig ist, dass ich diesbezüglich in Schaumburg untätig war. Ganz im Gegenteil. Wir fahren bereits seit vielen Jahren geländegängige Notarzteinsatzfahrzeuge, um auch im schlecht befahrbaren Gelände schnell beim Patienten sein zu können. Ein solches ausrangiertes Notarzteinsatzfahrzeug dient der neuen Komponente Geländerettung nun als Zugfahrzeug. Im letzten Winter haben wir mit Hilfe dieses Fahrzeuges bei den starken Schneefällen bereits Menschen aus Bereichen retten können, in die kein Rettungswagen mehr vordringen konnte. Ich war in dieser Nacht selbst aktiv im Einsatz und durfte die Effektivität dieses Fahrzeugs live erleben. 
SW: Warum ist es für Schaumburg nicht einfach ein Unimog geworden, sondern eine derart spezielle Komponente? BG: Wir sind über 10 Jahre weiter. Die Offroad-Entwicklung hat auch für den Rettungsdienst viel individuellere und effektivere Möglichkeiten geschaffen, die es vor 10 oder 15 Jahren noch nicht gab. Ob wir das ATV nehmen oder die motorisierten Mountainbikes. Das ist momentan die beste und modernste Kombination, die es bundesweit gibt, um Menschen aus dem Gelände zu retten. Diese Ausrüstung, gepaart mit einer passablen Abrückzeit und einem klaren Einsatzkonzept, ist eine sehr gute Ausgangslage für Menschen, die im Gelände auf schnelle medizinische Hilfe angewiesen sind. Bei Notfällen ist der Faktor Zeit für den späteren Genesungsverlauf des Patienten essentiell wichtig. Zeitfenster von über fünf Stunden bis zur Rettung von Patienten, wie wir es in Schaumburg erleben mussten, sind nicht hinnehmbar und sollten mit dieser Komponente nun der Vergangenheit angehören. 
SW: Planen sie weitere Standorte für die Geländerettung im Landkreis Schaumburg? BG: Für mich ist diese Einheit analog eines Spezialfahrzeug unseres Rettungsdienstes, wie zum Beispiel der Schwerlast-Krankenwagen in Bückeburg oder der Gerätewagen-San im Auetal. Unsere Spezialfahrzeuge gibt es nur an einem Standort im Landkreis, weil die Anschaffung kostenintensiv ist und die professionelle Bedienung sehr viel mehr Übung verlangt als die für Alltagsfahrzeuge. Jeder Handgriff muss sitzen. Es ist wichtig, dass die Spezialfahrzeuge von speziell geschultem Personal perfekt bedient werden, damit sie ihren Zweck für den Patienten maximal effektiv erfüllen. Da diese Effektivität in Bezug auf die Geländerettung in großer Abhängigkeit von der direkten Nachbarschaft von Feuerwehr und DRK Rettungsdienst steht, ist die Komponente Geländerettung in Rodenberg optimal stationiert, zumal auch die Anzahl der Einsätze im Deister in Gesamt-Schaumburg eindeutig überwiegen. Grundsätzlich ist die Komponente Geländerettung bewusst mobil aufgestellt, um unsere Rettungswagen und Notärzte im Sinne des Patienten überall im Landkreis bei der Rettung unterstützen zu können. Die Geländerettung ist eine zeitgemäße Beschaffung, die selbstverständlich überall in Schaumburg zum Einsatz kommen kann. 
SW: Wie sähe so eine Alarmierung außerhalb des Deisters aus? BG: Es wird die zuständige Ortsfeuerwehr alarmiert, die für die technische Rettung verantwortlich ist und den Einsatz führt, plus die nächststehenden Rettungsmittel. Erfordert es die Lage, wird die Komponente Geländerettung wie ein Sonderfahrzeug zu diesem Einsatz primär dazu alarmiert. Das ist für die Rettungsleitstelle, den Rettungsdienst und die Feuerwehr tägliche Routine. Die Mobilität im Gelände, die vielfältigen Möglichkeiten des Aufsuchens der Patienten, die notfallmedizinische Versorgung im Gelände und der sichere Transport aus dem Gelände sind einsatztaktisch alternativlos. Foto: privat

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