1. Auszeichnung als Modellort für Demokratiebildung

    Kultusminister hebt die Bedeutung des Lernortes ehemalige Synagoge hervor

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    STADTHAGEN (bb). Niedersachsens Kultusminister Grant-Hendrik Tonne hat der ehemalige Synagoge in Stadthagen den Titel "Ausgezeichneter Lernort Demokratiebildung" verliehen. Es sei dem Trägerverein in "außerordentlich guter Weise gelungen", die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich Schüler mit der Geschichte auseinandersetzen und darauf vorbereitet werden, sich als mündige Bürger in die pluralistisch-demokratischen Gesellschaft einzubringen, so der Minister. Grant-Hendrik Tonne wies in seiner Ansprache darauf hin, dass den Lernenden in der ehemaligen Synagoge sehr klar vor Augen geführt werde, dass die Verbrechen des NS-Regimes nicht etwas seien, dass sich örtlich und damit gedanklich wegschieben lasse in die Großstädte und Konzentrationslager. Nein, auch hier, mitten in der Kleinstadt sei die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik in vielfältiger Weise wirksam geworden. Das vom Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen zum Lernort entwickelte historische Gebäude könne einen großen Beitrag zur Sensibilisierung der Schüler dafür leisten, was es bedeute ausgegrenzt, erniedrigt und verfolgt zu werden. Dabei belasse es das Konzept nicht bei dem Blick in die Geschichte, sondern führe hin zur Übertragung auf das Heute. Knüpfe die Verbindung zur Gesellschaft des Jahres 2021 und rege zur Auseinandersetzung mit Menschenrechten, Extremismus und demokratischem Diskurs an. Ein Themenfeld, das angesichts einer sich zuspitzenden Polarisierung der Gesellschaft, verstärkt wiederaufkommendem Antisemitismus und einer Zunahme der Demokratie-Skepsis höchst aktuell sei. Die Auszeichnung des Landes sei eingebettet in den bildungspolitischen Schwerpunkt Niedersachsens, der besonders darauf ausgerichtet sei, die Schüler darauf vorzubereiten, sich aktiv, kritisch und selbstreflektiert in demokratische Prozesse einzubringen. Dazu gehöre es, neben Schulen auch "Lernorte für Demokratiebildung" auszuzeichnen. 39 Bewerbungen dafür seien eingegangen, zehn hätten die Auszeichnung erhalten, darunter die ehemalige Synagoge Stadthagen. Der Minister dankte allen Beteiligten, die sich für die Entwicklung des Gedenk- und Lernortes einsetzten. Klaus Reinartz-Franke, stellvertretender Vorsitzender des Vereins ehemalige Synagoge Stadthagen, und der Vorsitzende Andreas Kraus hatten dem Minister zuvor einen Einblick in die Geschichte der Synagoge, deren Übernahmen und Sanierung durch den Verein sowie deren nun umgesetzte Nutzung als Gedenk- und Lernort gegeben. Reinartz-Franke, Lehrer an der Integrierten Gesamtschule Schaumburg, verwies unter anderem auf die von Vereinsmitgliedern erarbeitete Datenbank. Mit 700 Biographien von Verfolgten und Informationen zu historischen Orten im Schamburger Land biete diese einen großen Schatz als Grundlage für die Arbeit von Schülern ebenso wie von anderen Lerngruppen. Das historische Gebäude, unter anderem mit vom Verein entwickelten Ausstellungs-Plakaten mit Bildern von Verfolgten in Schaumburg ausgestattet, sorge für eine besondere Atmosphäre, die für die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex in besonderer Weise sensibilisiere. Kraus zeigte die enge Zusammenarbeit mit den Schulen in Stadthagen und dem Studienseminar zur Lehrerausbildung auf. Er wies auf Aktivitäten wie die jährlichen Gedenkaktionen an den Stolpersteinen, Initiativen wie Schultheater, Schreibwettbewerb und Reisen zu Stätten der NS-Verbrechen hin.Foto: bb

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