1. Corona, Herausforderungen, Rettungsgasse – Feuerwehren werden gefordert

    Tag des Ehrenamts am 5. Dezember / Gespräch mit Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote

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    LANDKREIS (jb). Da der 5. Dezember in jedem Jahr der Tag des Ehrenamts ist, haben wir uns mit Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote zusammengesetzt, um über aktuelle Herausforderungen und Nachwuchssorgen in den Feuerwehren in unserem Landkreis zu sprechen. 3616 aktive Mitglieder engagierten sich 2020 in den Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Schaumburg: Das sind 124 und damit 3,5 Prozent mehr als noch in 2019. Das teilte Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote bereits im Ausschuss für Rettungswesen, Feuer- und Katastrophenschutz des Kreistages mit und wirkte dabei nicht ohne Grund überrascht. "Ich konnte es im ersten Moment eigentlich gar nicht glauben", erklärte er. Denn durch den monatelangen Stillstand durch Corona und damit dem Ausfall von zahlreichen Übungseinsätzen befürchtete der Kreisbrandmeister eher das Gegenteil. "127 neue Mitglieder sind schon eher selten", sagte er. Den Anstieg erklärt der Kreisbrandmeister mit den zahlreichen Übertritten aus den Jugendfeuerwehren in die Einsatzabteilungen. Das zeige, dass sich die gute Jugendarbeit auszahle. Nachwuchssorgen gebe des demnach derzeit nicht. Viel eher sei die Corona-Pandemie ein Problem, denn Übungsdienste mussten - und müssen immer noch - fast durchgängig eingestellt werden. Auch die Kinder- und Jugendfeuerwehren müssen vielerorts ihren Dienst (wieder) einstellen. Das gehe auf Dauer an die Substanz. "Wir haben den Städten und Samtgemeinden die Empfehlung - für den Bereich der Einsatzabteilungen - gegeben, die Dienste unter Sparflamme und in kleinen Gruppen weiter laufen zu lassen, solange es möglich ist", erklärte Grote. Aber letztendlich sei es die Entscheidung der Bürgermeister:innen. "Doch Verlässlichkeit sollte da sein. Man kann nicht mehrfach im Jahr alles runter fahren", betonte Grote. Die oberste Prämisse sei es schließlich, die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr aufrecht zu erhalten. Eine weitere Problematik, auf die Grote zu sprechen kam, ist die Rettungsgasse, denn seit wenigen Wochen gibt es einen neuen Bußgeldkatalog. Wer bei stockendem Verkehr auf der Autobahn keine Rettungsgasse bildet, kassiert mittlerweile zwei Punkte in Flensburg, zahlt mindestens 200 Euro Bußgeld und erhält einen Monat Fahrverbot. "Sehr sinnvoll", kommentierte Grote die Erhöhung. "Es kann einfach nicht so schwer sein, nach rechts oder links zu fahren", sagte er entrüstet. "Und warum fährt man nach dem Rettungswagen direkt wieder in die Mitte? Da kann immer noch jemand kommen". Manches lerne man eben nur durch den Schmerz, "und wenn es das Portemonnaie ist". Gerade in letzter Zeit gab es zudem einige große Unfälle auf der A2. Das sei nicht nur eine physische sowie psychische Belastung für die Kamerad:innen sondern auch eine finanzielle für die anliegenden Städte und Gemeinden, beispielsweise wegen der Lohnausfallkosten. "Ich hatte einen offenen Brief geschrieben und auch Gespräche mit unseren Bundestagsabgeordneten geführt, aber zählbare Ergebnisse gab es bisher nicht", erklärte der Kreisbrandmeister. Manche Unfälle würden mehrere Stunden dauern und das oftmals unter der Woche. Das mache auf Dauer vielleicht nicht jeder Arbeitgeber mit. "Wir wollen keine hauptberuflichen Kollegen an der A2, um Gottes willen", erklärte Grote. "Die Arbeit wird schon gemacht. Aber eine Anerkennung aus finanzieller Sicht wäre schön". Ein Projekt, das derzeit ansteht, ist der Neu- bzw. Umbau der FTZ, denn bisher habe es immer erhebliche Platzprobleme in Stadthagen gegeben, betonte Grote. Die Planungen seien soweit abgeschlossen, Mitte 2022 soll es dann endlich losgehen. Durch einen Anbau sollen künftig 17 neue Fahrzeugstellplätze sowie weitere Ausbildungsräume und ein großer Saal hinzukommen. Letzter hatte bisher gefehlt, die Kamerad:innen mussten für größere Versammlungen in die Kreisverwaltung ausweichen. Der Schlauchverbund des Landkreises sei für alle Kamerad:innen ein großer Vorteil, erklärte Grote. Schon jetzt werden die Schläuche bei der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Stadthagen gereinigt, getrocknet, gewartet und gegebenenfalls repariert. Je nach Menge der eingesetzten Schläuche kann es jedoch vorkommen, dass nicht ausreichend Reserveschläuche in der FTZ vorhanden sind. Durch den Schlauchverbund soll sichergestellt werden, dass die Feuerwehren immer in voller Stückzahl mit Schläuchen versehen ist. Das sei gleichzeitig auch eine Arbeitserleichterung für die Mitarbeiter der FTZ, die nun die Schläuche nicht mehr nach den Farben, die vorher jeder Stadt und Gemeinde zugeordnet waren, sortieren müssen. Ein weiterer Vorteil sei zudem die zentrale und damit günstigere Beschaffung von neuen Schläuchen durch den Landkreis. Ein ähnlicher Verbund sei für den Atemschutzbereich geplant. "Da ist eine Arbeitsgruppe dran", sagte Grote. Fotos: jb

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