1. Gutes Neues Jahr!?

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    Könnten Sie sich vorstellen, heute Sylvester zu feiern? Wahrscheinlich eher nicht. Warum auch? Bis zum 31.12. sind es ja tatsächlich noch 5 Wochen hin. Dennoch vollzieht sich jetzt gerade, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, ein Jahreswechsel. Der vergangene Sonntag, der Ewigkeitssonntag, vielen Menschen auch unter dem Namen "Totensonntag" geläufig, war der letzte Sonntag im nun zu ende gehenden Kirchenjahr. Und morgen feiern wir den 1. Advent. Mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Wenn ein Kalenderjahr zu ende geht, werden oft in den Medien, besonders aber im Fernsehen, Rückschauen auf das vergangene Jahr gehalten. Besondere Ereignisse und Entwicklungen in den verschiedensten Kategorien, insbesondere aber in der Politik, der Gesellschaft, des Sports, des Weltgeschehens werden noch einmal ins Gedächtnis gerufen, analysiert und, mitunter daraus resultierend, Prognosen für das neue Jahr entwickelt. Genau genommen ist es beim Kirchenjahreswechsel genauso, nur nicht so spektakulär, so medienwirksam. So ist es ein guter Brauch, am Ewigkeitssonntag in den Kirchengemeinden und auch in gottesdienstlichen Veranstaltungen in manchen Pflegeeinrichtungen derer zu gedenken, die in der Zeit seit dem Ewigkeitssonntag des vergangenen Jahres verstorben sind oder, anders ausgedrückt, aus dieser Zeit in die Ewigkeit abberufen worden sind. Gedanken der Trauer aber auch der Liebe und Dankbarkeit bekommen noch einmal einen besonderen und würdigen Raum. Allerdings, anders als beim Kalenderjahreswechsel, den wir mit gegenseitigen guten Wünschen, guten Vorsätzen und Hoffnungen für das neue Jahr begleiten, erhalten wir zum Beginn des neuen Kirchenjahres mit der Adventszeit und Weihnachten eine feste Zusage Gottes für die Geborgenheit in seiner Liebe. In der Adventszeit bereiten wir uns auf die Ankunft des Sohnes Gottes, Jesus Christus, vor, denn Advent heißt nichts anderes als "Ankunft", welche dann in Weihnachten, der Geburt des Gottessohnes, gipfelt. Er, der sich uns in seinem Sohn, Jesus Christus, selbst geschenkt hat, will unser persönlicher Begleiter in unserem Leben sein. Dieses Geschenkangebot ist an jeden einzelnen von uns ganz persönlich gerichtet. Allerdings ist es auch an jedem einzelnen von uns persönlich gelegen, dieses Geschenk anzunehmen, auszupacken und mit Freuden in Gebrauch zu nehmen. Im übrigen gilt dieses Geschenkangebot Gottes so lange wir hier auf Erden leben zu jeder Zeit und gilt dann auch über unser irdisches Leben hinaus für die Ewigkeit. Die Adventszeit erfreut uns, gerade nach manchen dunklen Novembertagen, mit vielen Lichtern und Kerzenschein und mancherlei leckeren Naschereien. Das ist auch gut so und ich will ihnen jetzt nicht die gute Laune und Vorfreude verderben. Aber eigentlich ist die Adventszeit eine Buß- und Fastenzeit. Allerdings ist diese Praxis heutzutage weitgehend in den Hintergrund getreten. Fasten ist ja etwa gleichbedeutend mit Verzicht. Sicher sollen wir nicht auf schöne und gemütliche Stunden in, wenn möglich, guter Gemeinschaft mit leckeren Keksen, Lebkuchen und anderen Köstlichkeiten verzichten müssen. Aber vielleicht können wir mal auf ein bisschen unserer Zeit zugunsten anderer verzichten, und jemanden besuchen oder anrufen oder zur Seite stehen, der allein oder traurig oder krank ist. Auch ein kleiner Verzicht in materieller Hinsicht zugunsten anderer, in der Nähe und in der Ferne, denen es in mancherlei Hinsicht nicht so gut geht, wäre eine probate Möglichkeit des Fastens. Genauso wie beim herkömmlichen Fasten, also des teilweisen Verzichts auf Nahrung, das Purzeln der Pfunde bei uns ein Glücksgefühl auslöst, so wird auch diese andere Art des Fastens zugunsten anderer bei uns selbst ein Gefühl des Beschenktseins auslösen. Probieren wir es also aus und lassen uns positiv überraschen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine helle, frohe und gesegnete Adventszeit und schon mal ein hoffnungsfrohes und gutes neues Kirchenjahr. Ihr Christian Floß Prädikant, Kirchengemeinde Hohnhorst

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