BAD NENNDORF (jb). Für manche Kritiker und Theaterbesucher ist es eines der wichtigsten Theaterstücke der 1980er Jahre. 1987 inszeniert der in Budapest geborene George Tabori in Wien mit großem Erfolg sein von ihm verfasstes Theaterstück "Mein Kampf". Die Groteske erfährt bis heute zahlreiche Aufführungen auf unterschiedlichen Bühnen. Zurzeit steht sie auch auf dem Spielplan des Wiener Burgtheaters - und diese kamen damit in das beinahe vollbesetzte Kurtheater in Bad Nenndorf. Der junge aber auch künstlerisch unbegabte Adolf Hitler (Jörg Vogel) reist 1910 dwas erste Mal nach Wien, denn er möchte sich an der Kunstakademie bewerben. Dabei landet er erst einmal in einem Männerwohnheim und trifft dort auf die beiden Juden Lobkowitz (Teo Vadersen) und Shlomo Herzl (Reiner Gabriel) - und dann nimmt das Schauspiel seinen Lauf. Herzl bemuttert den jungen Hitler quasi und gerade er als Jude rät ihm letztendlich, dass er sich doch lieber der Politik statt der Kunst zuwenden solle. Hitler, der immer wieder als tollpatschig und nicht weltgewandt dargestellt wird, erklärt ihm schließlich auch, dass er gar nicht Maler werden möchte, sondern die Welt haben will. Dabei kommt sogar das rollende R in der Aussprache hervor. Während Herzl dem späteren Führer sein charakteristisches äußeres Erscheinungsbild gibt, erklärt er ihm, dass er gerade an einem Buch schreibe, das "Mein Kampf" heißen soll. Lobkowitz warnt Herzl noch, dass die "Liebe" zu dem jungen Hitler lebensgefährlich sein wird, was zu einem Raunen im Publikum führte. Mit bitterem Humor und Sarkasmus fallen immer wieder solche Kommentare während des Stückes. Einige bringen das Publikum zum Lachen und andere zum Schweigen. Im Verlauf des Stückes wird Herzl das erste Opfer des sich allmählich ausprägenden Antisemitismus Hitlers. Das Theaterstück überzeugt mit viel schwarzem Humor und erinnert an den Diktatoren, der in der deutschen Geschichte eigentlich nicht mehr vergessen werden kann. Doch das Stück lässt nicht nur erinnern, es ist auch sehr unterhaltsam und stellt den jungen Hitler als Komödienfigur dar. Auch und vor allem die Schauspieler haben sehr in ihren Rollen überzeugt. Das Angebot, mit dem Bürgerbus zum Kurtheater zu fahren, wurde nach Hannelore Krage, 1. Vorsitzende des Kulturforums, kaum wahrgenommen. Zu den ersten zwei Veranstaltungen mit dem angebotenen Service hatte sich niemand gemeldet, bei der letzten Veranstaltungen stand dann der Bürgerbus vor dem Theater, um noch einmal darauf aufmerksam zu machen. Bei der jetzigen Vorstellung hatten sich zumindest einige wenige gemeldet. "Ob wir das Angebot im nächsten Jahr noch weiter führen werden, bleibt abzuwarten", resümiert Krage. Foto: jb
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"Ich will nicht Maler werden, ich will die Welt"
Theaterstück "Mein Kampf"über den jungen Adolf Hitler im Kurtheater
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