1. Helfen oder wegsehen

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    Auf die Frage Gottes: "Wo ist dein Bruder Abel?" antwortete Kain: "… soll ich meines Bruders Hüter sein?"(1. Mose 4, 9) Fragen wir uns das heute auch manchmal? Sie saß oft auf dieser Bank am Rand der kleinen Grünanlage. Genoss die Sonne. Hörte dem Gesang der Vögel zu. Sah den Spaziergängern nach. Es war ihre Art, sich zu erholen, zu entspannen. Doch heute geschah etwas. Ein junger Mann hielt an und durchsuchte den Mülleimer neben ihrer Bank. Er fand eine Getränkedose und trank den Rest aus. Dann durchsuchte er die Papierknäuel und fand einen Essensrest. Gerade als er hineinbeißen wollte, sprang die Frau auf. "Das können Sie nicht machen!", rief sie und griff in ihre Hosentasche. "Hier, nehmen Sie das und kaufen sich etwas Frisches." Sie reichte ihm einen 20-Euro-Schein. Verblüfft ließ der Mann den Müll fallen. Er nahm das Geld und rannte fort. Die Frau sah ihn nie wieder. Aber sie dachte noch oft an ihn. Was ist aus ihm geworden? Hatte das Geld ihm geholfen? Wie groß muss die Not sein, wenn man versucht, sich von Weggeworfenem zu ernähren? Mich hat das an die Geschichte vom barmherzigen Samariter erinnert. An den Mann, der auch - einfach so - einem Fremden in Not half. Einem, an dem vorher schon zwei Männer vorbei gegangen waren. Sie hatten nicht geholfen. Warum half der Samariter? Warum half die Frau? Warum spenden Menschen für andere? Warum laufe ich zu jemandem, der gestürzt ist, um ihm aufzuhelfen? Jesus spricht: "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Matthäus 25,40) Helfen also Christen nur deswegen? Weil sie Lohn erwarten im Himmel? Das glaube ich nicht. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Menschen, die helfen, dies ohne Berechnung tun. Ich glaube, dass tief in uns allen diese Bereitschaft wohnt, bei Not einzuspringen. Das ist meine Überzeugung. Und der Antrieb dazu ist einfach der tief in jedem Menschen sitzende Wunsch, in der Not zu helfen. Ohne jede Berechnung. Ohne die Forderung nach Dank. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Not lindern zu können reicht aus. Zu wissen, dass es durch meine Hilfe jemandem besser geht - und sei es auch nur für kurze Zeit - das ist genug. Vielleicht ist dieser Antrieb oft nur verschüttet. Dann können wir ihn ja wieder ausbuddeln. Probieren wir es doch immer wieder aus! Denn: Wir sind unseres Bruders Hüter.Foto (privat)

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