RINTELN (ste). Es kommt Bewegung in den Problemfall "Brückentor". In der letzten Verwaltungsausschusssitzung stellten Teileigentümer Christian Schneidewind und Architekt Wolfgang Hein stellten ihre Projektidee für eine Rundum-Ertüchtigung des Komplexes vor. Voraussetzung dafür: Die Stadt verkauft ihren Eigentumsanteil an Schneidewind. Und dafür legte er gleich auch ein Kaufpreisangebot vor, wie dem SW aus internen Unterlagen der VA-Sitzung zugespielt wurde. 40.000 Euro will Schneidewind für das Teileigentum der Stadt Rinteln bezahlen. Allein der Grundstückswert beträgt laut Bodenrichtwert mehr als 160.000 Euro. Doch der städtische Brückentorsaal hat für den Investor keinen Wert, er würde ihn für teures Geld abreißen lassen. Eine Sichtachse zur Weser würde so entstehen. Sanieren würde Schneidewind das Restaurant und auch das Hotel würde weiter Bestand haben. Allerdings knüpft der Geschäftsmann auch weitere Anforderungen an sein Kaufangebot. So soll die Stadt unentgeltlich Eigentumsanteile für Zugänge zur Weserpromenade übertragen, er fordert Zugeständnisse für Verkehrswege zur Parkplatzanlage und Radverkehrsbeziehungen und möglicherweise noch verkehrliche Gutachten für die Verkehrsströme auf der Landesstraße. Denn hier will Schneidewind aus- und einfließenden Verkehr auf die entstehenden Parkplätze auf dem jetzigen Saalgrundstück verwirklichen. Außerdem verlangt Schneidewind, dass die Stadt eine Treppenanlage zwischen Weserstraße und Promenade baut. Die Stadt Rinteln ist in einer Zwickmühle. Nachdem die Politik (CDU und Teile der damaligen WGS) den Investor Dittel mit Schimpf und Schande vom Hof jagte, ist das Thema "Brückentor" bei Investoren nicht gerade beliebt. Der geplante Mix aus Gewerbe, Dienstleistung und Wohnformen, der auch schon bei Dittel Gefallen in der Verwaltung gefunden hatte, macht die Planvorstellungen von Schneidewind für die Stadt interessant. Die Alternativen sind derzeit für die Stadt eher unattraktiv. Für drei Millionen Euro würde Schneidewind seine Immobilienanteile an die Stadt verkaufen, aber für ein Engagement der GVS in dieser Größenordnung fehlt es, so die Verwaltungsausschussvorlage, an Liquidität und notwendigem Leistungsvermögen. Bliebe alles beim Status Quo und verkauft die Stadt nicht an den Investor, dann saniert Schneidewind seine Gebäudeteile für den Mieter Woolworth, was letztlich seinen Teil der Immobilie im Wert steigert, das städtische Problem aber nicht löst. In der Beschlussvorlage der Verwaltung für den VA wird daher auch deutlich, dass es einen Abwägungsprozess zwischen einer zukunftsträchtigen Entwicklung des Brückentorkomplexes und einem höheren Kaufpreisangebot geben muss. Bis zum Jahresende will Christian Schneidewind Klarheit darüber haben, für welche Alternative sich die Stadt entscheidet. Fest steht aber jetzt schon: Die ehemalige Ratsmehrheit von CDU und Teilen der WGS hat das damalige Kaufangebot von knapp unter 800.000 Euro abgelehnt und trägt damit auch die Verantwortung dafür, dass der für die Stadt nutzlose Saal jetzt auch von möglichen Investoren als für sie nutz- und wertlos angesehen wird. Der von CDU und WGS verschrieene "Riegel" von Wohnbebauung auf dem Komplex soll auch nach den Planungen von Schneidewind so kommen und macht anhand der Neuausrichtung von Innenstädten mit mehr Wohnungen statt Einzelhandel Sinn; zumal in allerbester Lage mit Weserblick. Für die neue Bürgermeisterin Andrea Lange gleich zu Beginn ihrer Amtszeit am 1. November ein dickes Brett, dass sie bohren muss. Es bleibt also spannend am "Schandfleck in Filetlage".Foto: ste/privat
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Gewerbe, Dienstleistung und Wohnformen
Bewegung im festgefahrenen Verfahren des schier endlosen Brückentordramas
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