1. Rintelner Gaswerke hinterlassen ihre Schadstoffe bis ins Grundwasser

    Stadtwerke betreiben innovatives Sanierungsverfahren mit Mikroorganismen auf dem Werksgelände

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    RINTELN (ste). Rinteln hatte von 1896 bis 1964 eine sogenannte "Kokerei", die aus Kohle oder Koks Gas für die Straßenlaternen und zum Kochen erzeugte. Das "Stadtgas" wurde am jetzigen Standort der Stadtwerke im Bahnhofsweg erzeugt und dann über Gasleitungen an die Haushalte und Laternen weitergeleitet. Ein Erdgasnetz gab es bis dahin nicht. Bei der Produktion entstanden aber auch schädliche Stoffe, die zum Teil in den Boden eindrangen, darunter Schlacke und Ammoniak. 2015 begann der Landkreis Schaumburg damit, Flächen systematisch auf Schadstoffverunreinigungen zu untersuchen. Dabei wurde der Landkreis auch auf dem Gelände der Stadtwerke fündig. Die betroffenen Flächen waren mittlerweile jedoch überbaut und versiegelt. Dabei konnten zwei Schadensherde - sogenannte "Hotspots" - auf dem Gelände geortet werden. Die aufgefundenen Altlasten sind größtenteils an ihren Orten gebunden, da durch Überbauung kaum Wasser an diese Stellen gerät. Dennoch wurden im Grundwasser Cyanide, Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Acridon aufgefunden. Besonders wegen der Cyanide im Grundwasser besteht Handlungsbedarf, so die Stadtwerke auf ihrer Homepage. Mit einem konventionellen Sanierungsverfahren, also Abtragung des belasteten Bodens in eine Deponie, würde der Abriss mehrerer Gebäude, Hallen und Wege einhergehen. Rund neun Millionen Euro hätte eine solche Sanierung gekostet: Ohne den Wiederaufbau der Gebäude einzurechnen! Jetzt teilen die Stadtwerke mit, dass sie mit Genehmigung des Landkreises ein innovatives biologisches Sanierungsverfahren durchführen werden. Darüber haben die Stadtwerke jetzt ihre Nachbarn persönlich informiert. Projektleiterin Aglaia Nagel von der M&P Ingenieurgesellschaft und Sebastian Reimers, Geologe von Sensatec, stellten sich den Fragen der Anlieger. Auch der technische Leiter der Stadtwerke Rinteln, Jan Giltmann, sowie Geschäftsführer Ulrich Karl standen Rede und Antwort. Ulrich Karl sagte: "Es ist mir wichtig, dass unsere Nachbarn wissen, was wir hier machen und warum wir dieses Verfahren gewählt haben." Das Besondere an der gewählten Methode: Mikroorganismen fressen die Altlasten im Grundwasser einfach weg. Das Verfahren funktioniere biologisch, sauber und leise. "Wir kommen im Gegensatz zum konventionellen Abtrag der Böden ganz ohne Großbaustelle und Abbrucharbeiten aus", betont der Geschäftsführer. So lasse sich die Sanierung kosten- und zeitsparend mit guten Ergebnissen umsetzen und es gibt keine Beeinträchtigung der Nachbarn. Informationen zur Sanierung haben die Stadtwerke Rinteln auf ihrer Website stadtwerke-rinteln.de veröffentlicht. Foto: ste/privat

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