1. Der Lindenbrink bei Riehe birgt noch viele Rätsel

    Dritte Grabung beendet/Goldener Gurtbeschlag entdeckt

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    KREIS SCHAUMBURG (al). Rund 20 Helfer haben an vier Tagen versucht, dem Lindenbrink bei Riehe weitere Geheimnisse zu entlocken. Nach zwei ähnlichen Aktionen vor zwei Jahren wurde damit die schon seit 2016 begonnene systematische Erkundung durch die Schaumburger Kommunalarchäologie fortgesetzt. Diesmal galt das Interesse zwei Flächen, die aufgrund früherer Erkenntnisse dafür ausgewählt wurden: eine "Abfallgrube" von mindestens sechs Metern Durchmesser sowie der Platz eines möglichen Grubenhauses. Für Kommunalarchäologe Daniel Lau entsteht nach eigenen Angaben "immer mehr der Eindruck", dass sich auf der westlich von Riehe gelegenen Anhöhe keine größere Siedlung sondern der Gutshof einer höhergestellten Persönlichkeit befunden habe. Aus den Funden wie Reitersporn, Hufnägel, Messerklingen und Trensenteilen, jedoch auch durch eine goldene Schnalle und einen vergoldeten Greifenanhänger lasse sich dies schließen. In einem kleinen Schmuckkästchen bewahrt er das aktuellste und wertvollste Stück auf: ein nur zwei Mal zwei Zentimeter großer vergoldeter Schwertgurtbeschlag, der auf das achte oder neunte Jahrhundert datiert werden kann. Wohl aus dem neunten Jahrhundert stammt eine christliche Ikonographie, die auf eine Bedeutung des Hofes in der Zeit der Christianisierung deutet. In der teilweise freigelegten Abfallgrube fanden sich im Lehm- und Tongemisch immer wieder Brandlehm, metallene und keramische Stücke, darunter die Scherbe eines stattlichen Kugeltopfs aus dem elften Jahrhundert und ein Metallstift, den Lau scherzhaft mit "mittelalterlichem Schraubenzieher" bezeichnete. Auch Rinderknochen bedürfen einer näheren Untersuchung, bei der sich dessen Alter feststellen lasse. Im zweiten Grabungsbereich wurden bald Spuren eines Pfostens gefunden, der von der Lage her zu einem Grubenhaus gehören könnte. Lau spekuliert, dass in der zum Teil im Boden befindlichen Hütte vielleicht Web- und andere Handarbeiten erledigt worden sein könnten. Dies ließe sich aus Indizien schließen. Weil der Lindenbrink noch viele Rätsel birgt, werde hier weiter geforscht, kündigte der Kommunalarchäologe an. In welcher Weise dies sein wird, sei momentan noch offen. In jedem Fall aber müsse es bei ehrenamtlichem Engagement bleiben, wobei Riehe in der Person von Ralf Schröder beste Voraussetzungen bietet. Schröder hatte auch die jüngste Grabung organisiert und war dabei auf viel Resonanz gestoßen: "Das Interesse in unserem Dorf ist sehr groß." Vor Tagen war sogar die Jugendfeuerwehr da und guckte in das "Geschichtsfenster im Acker". Schröder kümmert sich auch darum, dass die hiesigen Fundstücke der Region erhalten bleiben. Im neuen Bad Nenndorfer Heimatmuseum können Besucher sich informieren und die Rieher Grabungsergebnisse betrachten. Allerdings bedürfen die jüngsten Funde noch viel mehr als ein erstes flüchtiges Abspülens der braunen Ackererde. Allein die Restaurierung des Metallstifts dürfte Monate in Anspruch nehmen. Anhand der bisherigen Funde wird der Siedlungszeitraum auf dem Lindenbrink für das achte bis 15. Jahrhundert angenommen. Hobbyforscher Ralf Schröder würde nur zu gern auch einen schriftlichen Beleg finden oder wenigstens einen urkundlichen Hinweis auf Existenz oder Niedergang des Hofes. Seit neun Jahren widmet er sich dem Thema: "Wir wissen noch nicht einmal, welchen Namen das Anwesen trug." Foto: al

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