LANDKREIS (jb). Lokal einkaufen - das ist in Zeiten von Corona besonders wichtig. Denn neben den gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch wirtschaftliche Veränderungen in den heimischen Innenstädten zu bemerken. Viele Städte riefen deshalb dazu auf, durch das eigene Einkaufsverhalten die regionalen Strukturen zu stärken - und eben lokal einzukaufen. Doch inwiefern unterstützen die Städte und insbesondere Stadtmarketing- und Gewerbevereine ihren lokalen Einzelhandel? Genau das haben wir in Schaumburg, Wunstorf und Lippe einmal nachgefragt. Anmerkungen: Die hier aufgeführten Aktionen etc. sind nur Beispiele. Der Gewerbeverein Rodenberg wollte nach Anfrage keinen Kommentar abgeben, bei der Stadt konnte bis Redaktionsschluss niemand erreicht werden. Auch beim Stadtmarketingverein Bückeburg konnte niemand erreicht werden. Wunstorf Bereits im letzten Jahr hat die Werbegemeinschaft Wunstorf die Kampagne #schenkwunstorfdeinherz gestartet, um stärker auf den Lieferservice und die Abholmöglichkeiten der teilnehmenden Händler aber auch Nichtmitglieder hinzuweisen und so den lokalen Handel zu unterstützen. So sollte dem Wunstorfer Einzelhandel auch in den Sozialen Medien "ein Herz gezeigt werden". Auf der Website der Werbegemeinschaft wurde unter dem Titel "Tue Gutes & kauft einen Gutschein" zu eben jenem aufgerufen. In der Teilnehmerliste konnten Interessierte direkt Kontakt mit dem jeweiligen Geschäft aufnehmen. Im Zuge der Kampagne erfolgte auch eine Neuauflegung des Citygutscheins. Nach der Aufarbeitung der Affäre um den Vorgänger, sollen die Gutscheine nun wieder dazu beitragen, die Kunden vor Ort zu behalten. Die Gutscheine werden laut Marcel Möller, 2. Vorsitzender, nach wie vor gut angenommen. Weiterhin postete die Werbegemeinschaft Videos aus den einzelnen Geschäften auf Facebook unter dem Motto "Wisst ihr eigentlich was unsere Mitglieder so machen?" und brachte Aufkleber an den Mitgliedsgeschäften an, auf denen stand: "Hey du! Fehlen wir dir auch so? #schenkwunstorfdeinherz #kauflokal". Stadthagen Der Stadtmarketingverein Stadthagen (SMS) hat derzeit die Mitgliedsbeiträge erlassen. In den letzten Monaten hat der SMS zudem mehrere Aktionen gestartet. Ende 2020 brachte der Verein beispielsweise ein Gutscheinheft mit Vergünstigungen, Präsenten und weiteren Vorteilen in 50 Geschäften und Restaurants der Kreisstadt heraus. Derzeit befindet sich der Verein zudem zusammen mit der Stadt Stadthagen und der Weserbergland AG in der Umsetzungsphase des Projektes "ebay - City - Stadthagen". Die neue Website www.ebay-deine-stadt.de/stadthagen ist bereits freigegeben. "Wir wollen den Schaumburger Händlern den Einstieg ins Internetgeschäft ermöglichen. Mit einem umfangreichen Schulungs- und Betreuungsprogramm können interessierte Händler ihren eigenen Shop aufbauen. Diese Maßnahme wird mit 90 Prozent der Kosten gefördert", erklärt Christoph Jäger vom SMS. Ebenfalls soll durch die Namensgebung des Projektes den Bürger:innen die Möglichkeit gegeben werden, das "Geld im Wirtschaftskreislauf zu lassen und nicht unbedingt bei Amazon einzukaufen", sagt Jäger. Damit die verkauften Waren innerstädtisch aber auch außerhalb von A nach B kommen, wird gerade ein entsprechendes Logistik-Konzept entwickelt. Bad Nenndorf Von Beginn der Pandemie an haben die Kur- und Tourismusgesellschaft (KurT), das Citymanagement und die Stadt Bad Nenndorf mehrere Aktionen gestartet. Die Initiative "Solidarität statt Egoismus" wurde in Form einer Webseite ins Leben gerufen, auf der Unternehmen beispielsweise angeben konnten, ob es einen Liefer- oder Abholservice gibt. "Darauf aufbauend haben wir die Plakat-Aktion "Kauf hier in Bad Nenndorf" mit bekannten Bad Nenndorfer:innen ins Leben gerufen", erklärt Benjamin Lotz, Geschäftsführer der KurT. 80 Plakate, auf denen die Persönlichkeiten auf den lokalen Einzelhandel hinwiesen, waren in der gesamten Stadt verteilt worden. "Außerdem war die Einführung des Nenndorfer Gutscheins in Corona-Zeiten ein grundlegendes Element, um den Einzelhandel zu unterstützen", erklärt Lotz weiter. Seit Dezember 2020 kann er erworben und in 50 Geschäften und Unternehmen eingelöst werden. Im Zuge dessen unterstützte auch die Interessengemeinschaft Bad Nenndorf (IGBN) das Projekt mit einem hohen finanziellen Betrag. In den sozialen Medien hat die KurT zudem mit kleinen Unternehmensportraits im Videoformat und mit dem Bad Nenndorf Podcast "Kurparkgeflüster" immer wieder auf die aktuelle Situation aufmerksam gemacht. Rinteln Mit der Werbekampagne "Kauft lokal" hatte die Stadt Rinteln bereits im Frühjahr über Social Media geworben. Daniel Jakschik vom Amt für Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt berichtet, dass das Amt zusammen mit dem Stadtmarketingverein Pro Rinteln schon frühzeitig nach Lösungen gesucht habe, um auch zukünftig den Einzelhandel weiter zu unterstützen. Für diese "Ad-hoc"-Maßnahmen hat der Rat der Stadt Geld zur Verfügung gestellt. So sollen generell künftig verschiedene Attraktionen, Kampagnen, Musik-Events und Veranstaltungen in Rintelns Innenstadt wieder für Belebung sorgen. Bereits im August und September ist ein verkaufsoffener Sonntag und ebenfalls im September ein Öko- und Bauernmarkt geplant. Seit Anfang Juli lockt zudem die Rintelner Sommerbühne mit kostenlosem Programm von Musik bis Comedy. "Denn der Besuch in einer Innenstadt soll attraktiv sein und die Stadt mit Leben füllen", erklärt Jakschik. Bis zum 31. Januar 2022 werden zudem die Parkgebühren in der Innenstadt bis zu drei Stunden erlassen. Weiterhin wurde eine Ausweitung der Außenkonzessionen der Gastronomie und des Einzelhandels beschlossen. So dürfen nicht nur mehr Tische draußen aufgestellt werden, sondern auch die Sondernutzungsgebühren entfallen in diesem Jahr. Minden Im Verlauf der Pandemie haben die Stadt und das Team der Initiative "Kauf lokal" unter anderem mit dem Mindener Tageblatt zusammen unterschiedliche unterstützende Maßnahmen für die lokale Wirtschaft initiiert. Die Stadt Minden setzt jetzt auf die Einführung eines Gutscheinsystem mit begleitenden Aktionen. In der zweiten Jahreshälfte soll so ein Umsatzschub gewonnen werden. Dabei unterstützt die Stadt selbst die Gutscheinaktion mit einer fünfstelligen Summe als Anschubfinanzierung. Das führt dazu, dass der Wert der Gutscheine ein Fünftel höher ausfallen wird als das, was vom Kunden ursprünglich bezahlt wurde. Kauft man also einen 100 Euro Gutschein, werden 20 Euro von der Stadt dazu gelegt. Geplant ist der Start der Mindener Stadtgutscheine im Laufe des Sommers. Detmold "Für dich. Für Detmold" heißt der Stadtgutschein, der im Sommer vergangenen Jahres in Detmold eingeführt wurde. In über 90 Geschäften kann der Gutschein eingelöst werden - von Einzelhandel über Gastronomie bis hin zu Dienstleistungen. Bereits seit 2019 sei ein einheitlicher Stadtgutschein in Planung gewesen, doch gerade in Zeiten der Pandemie "kommt er genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt", erklärt Frank Hilker, Kämmerer und 1. Beigeordneter der Stadt. Ebenfalls möchte die Stadt die Innenstadt aufwerten und hat für ihr Konzept bereits 555.000 Euro Förderung erhalten. Das Konzept sieht etwa ein Leerstandsmanagement vor, über das nicht vermietete Immobilien möglichst schnell einen neuen Nutzer bekommen sollen. Von der Förderung soll außerdem ein Innenstadt- und Lieferservice profitieren. Die Idee ist es, dazu alle 218 Einzelhändler der Innenstadt zu vernetzen. Kunden sollen telefonisch oder digital etwas bestellen und noch am selben Tag an zentraler Stelle in der Innenstadt abholen können. Foto: jb/privat/Fotolia
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