Liebe Leserinnen und Leser, Rheinbach, da bin ich als Jugendliche gerne mal zum Einkaufen gewesen: überschwemmt. Die Ahrthermen, wo meine Eltern über viele Jahre jeden Samstag badeten: zerstört. Stolberg und Kornelimünster, lauschige Ausflugsziele, wenn Besucher kamen: geflutet. Saarburg, wo ich ein paar Mal den Kollegen vertreten habe: überspült. Ehrang, wo ich Menschen im Krankenhaus besucht habe, evakuiert. Unglaublich, und hier war alles ruhig, die Wetterlage völlig unspektakulär. Als Erstes habe ich nach den Schreckensnachrichten versucht, meine liebe Freundin Thea anzurufen. Sie wohnt seit Kurzem mit ihren zarten 93 Jahren in der Nähe ihrer Tochter in Bad Münstereifel, auch so ein Ausflugsziel meiner Kindeheit. Endlich erreiche ich sie. Sie ist wohlauf, Gott sei Dank. Der Strom war einen Tag weg und sie musste im Dunkeln sitzen. Im Heim schuftet jetzt eine Notbesetzung, es gibt nur kaltes Zeug auf Papptellern, aber wenigstens besteht keine unmittelbare Gefahr. "Das erinnert mich an 1945", sagt Thea noch. Erst die Corona-Isolation und jetzt die Flut, ein friedlicher Lebensabend sieht anders aus. Mit und mit wächst meine Erleichterung darüber, dass meine vielen Freunde und Bekannten im Unglücksgebiet einigermaßen glimpflich davongekommen sind. Und jetzt hoffe ich, dass den vielen Worten auch Taten folgen und die richtigen Lehren gezogen werden hinsichtlich Katastrophenschutz, Prävention und Klimapolitik. Ich finde es trostreich, dass die Hilfsbereitschaft mit Spenden und tatkräftigem Einsatz so überwältigend ist. Und ich bete um ein nachhaltiges Füreinander-Dasein, damit die Opfer mit dem Schrecken und dem Verlust leben können. "Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich, und fördere das Werk unserer Hände bei uns." (Psalm 90,17)
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"Ich bin in tiefe Wasser geraten und die Flut will mich ersäufen." (Psalm 69,3)
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