BAD NENNDORF/LANDKREIS (bb). Irgendeine Vorfestlegung für die Trassenführung der geplanten ICE-Strecke zwischen Hannover-Bielefeld sei nicht getroffen, haben zwei Vertreter der Deutschen Bahn bei einer Online-Informationsveranstaltung der Samtgemeinde Nenndorf nochmals versichert. Rund 120 Interessierte nahmen an der Videokonferenz teil, in der die beiden Gastreferenten auch einen Ausbau der Bestandsstrecke nicht ausschlossen. Vielfach und bis ins Detail gehend diskutierte die Öffentlichkeit im Landkreis in den vergangenen Wochen über die fünf verschiedenen von einem Planungsbüro im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums vorgelegten Trassenvarianten der neuen ICE-Strecke durch Schaumburg. Diese seien jedoch nicht maßgeblich für den nun anlaufenden genaueren Planungsverlauf. Der starte ganz neu vom "leeren Blatt Papier" aus. So die Aussage von Carsten-Alexander Müller, Projektverantwortlicher der Bahn für die Planung der Strecke zwischen Hannover und Bielefeld, und Bahnsprecher Volker Vorwerk zum Thema. Festgelegt sei lediglich der bekannte Suchkorridor. Unter der Moderation vom Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt äußerten sich die beiden Bahnmitarbeiter zum Verfahren und beantworteten die Fragen der Teilnehmer an der Videokonferenz. "Detailplanung startet vom weißen Blatt Papier aus": Die bisher vorgelegten Varianten seien lediglich die Basis für Modellrechnungen gewesen, die der Ermittlung der grundsätzlichen Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Projekts gedient hätten, wie Müller ausführte. "Wir klopfen nicht diese fünf Varianten ab", betonte er. Nun gehe es in die genauere Planung, unter sehr viel detaillierterem Einbezug der Eigenheiten der Region in Topographie, Siedlungsstruktur und ähnlichen Kriterien. Auch die Bestandsstrecke, also der trassennahe Ausbau werde gleichberechtigt in Betracht gezogen, wie Müller festhielt. Samtgemeindebürgermeister Schmidt hatte festgehalten, dass sich Nenndorf wie der Landkreis und alle betroffenen Schaumburger Kommunen seit vielen Jahren entschieden für eben diesen trassennahen Ausbau ausgesprochen haben. Die Bevölkerung sei ob der möglicherweise schwerwiegenden Auswirkungen verunsichert, für die Kommunen werde die Entwicklungsplanung angesichts der Ungewissheit erschwert. Auf Schmidts Nachfrage hielt Müller fest, dass derzeit auch eine Trassenführung die Schaumburg weit weniger beträfe, etwa über Hamelner Gebiet, nicht ausgeschlossen sei, ganz entsprechend des weit gefassten Suchkorridors. Auch Ausbau der Bestandsstrecke mit vielen Auswirkungen: Vorwerk berichtete von Erfahrungen von anderen Projekten, wo es nach anfänglicher Festlegung in der betroffenen Region auf einen Ausbau der Bestandsstrecke zu einem gewissen Umdenken gekommen sei. Der Bau zweier zusätzlicher Gleise durch gewachsene Ortschaften habe schließlich ebenfalls erhebliche Auswirkungen, führte er gemeinsam mit Müller aus. Mischvarianten zwischen Bestand und Neutrasse seien denkbar. Für die Nachbarkommune Wunstorf in der Region Hannover beispielsweise sei die Verlegung der Neutrasse entlang des Bestandes mitten durch die Stadt undenkbar. Beide führten aus, dass auch ein trassenferner Ausbau Vorteile für die Region bringen könne. So könnten die ICE auf der neuen Trasse vor allem tagsüber in Hochgeschwindigkeit unterwegs sein, während sich nachts die Gelegenheit ergebe, hier verstärkt Güterverkehr abzuwickeln. Dies würde sich nachts in einer Lärm-Entlastung für die siedlungsnähere Bestandsstrecke auswirken. Laufe der ICE-Verkehr nicht mehr über die Bestandsstrecke, lasse sich dort besser der langsamere Nahverkehr organisieren. Ein Grund für die derzeit häufigen Verspätungen sei die Mischung von schnellen und langsamen Zügen auf der Bestandsstrecke. Ein Videokonferenz-Teilnehmer äußerte den Vorwurf, Anwohner der Bestandsstrecke und einer eventuellen Neubautrasse würden gegeneinander ausgespielt und am Ende werde der Bestand vernachlässigt während die neue Strecke zusätzliche Belastungen bringe. Müller entgegnete, dass Fragen etwa zur Ausführung des Schallschutzes im späteren Laufe des Verfahrens Beachtung fänden. Festzuhalten sei, dass nun einmal zusätzlicher Verkehr auf die Schiene komme, wenn der Autoverkehr beispielsweise auf der überlasteten A2 begrenzt und CO2-Einsparungen im Sinne des Klimaschutzes erreicht werden sollten. Aufgabe des Planungsteams sei es, ein möglichst "raumverträgliches" Konzept zu entwickeln, das die Besonderheiten der Region berücksichtige und die Beeinträchtigungen des Ausbaus möglichst gering halte. Nach dem Planungsprozess unter stetiger Einbindung regionaler Vertreter falle die Entscheidung über den Bau letztlich im Bundestag. Schmidt dankte den beiden Gastreferenten für die Bereitschaft zum offenen Austausch und hielt zum Dialogverfahren in den kommenden Jahren fest: "Seien sie gewiss, dass wir mit ihnen ringen werden".Foto: bb
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"Planung für ICE-Trasse startet ohne Vorfestlegung"
Online-Konferenz: Planer betrachten den gesamten Suchkorridor
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