RINTELN (ste). Auf einer gemeinsamen Sitzung von Ortsrat und Bauausschuss stellte Dipl.-Ing. Andreas v. Hoeren das von seinem Büro entwickelte "Blumenwallkonzept" vor. Dazu waren bereits im Vorfeld alle Bäume im Blumenwall mit kleinen Zahlenmarken erfasst worden, um sie in die Kartierung des Ist-Zustands einzupflegen. Sein Ansatz, den Blumenwall als historisches Denkmal zu sehen und zum Teil auch wieder nach historischen Vorbildern herzustellen, kam allerdings nicht vollinhaltlich bei allen Ortsratsmitgliedern an. Bereits zu Beginn der Diskussion über das Konzept stellte Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser kategorisch fest: "Eine Verlegung des Spielplatzes an das Parkhaus wird es nicht geben!" Von Hoeren stellte in seiner Präsentation heraus, dass Rinteln mit dem Blumenwall über ein noch gut erhaltenes Denkmal historischer Gartenkunst verfüge. Damit habe die Stadt entlang der Weser so gut wie ein Alleinstellungsmerkmal mit einem hohen Maß an Originalsubstanz und einem guten Pflegezustand. Er lobte ausdrücklich die Mitarbeiter*innen des Bauhofs: "Die wissen was sie tun!" Dennoch seien Pflegearbeiten und Rückschnitte nötig, um Sichtachsen wieder herzustellen und um den invasiven Ahorn Einhalt zu gebieten. "Nicht der Spaten ist das wichtigste Werkzeug des Gärtners, es ist die Axt", so von Hoeren. Der Blumenwall, so der Fachmann, sei ein Idealbild einer Festungsanlage nach niederländischem Vorbild mit vorgelagertem Wassergraben. Nachdem man von dem Festungscharakter des Walls abließ, plante man hier sogar eine Badeanstalt, die jedoch nie gebaut wurde. Das Wechselspiel zwischen offenen Rasenflächen und Gehölzen sei derzeit noch gut erkennbar, allerdings durch Buschbewuchs und seit Jahren ausschießenden Ahorn bedürfe es einer gezielten Pflege, um alte Sichtachsen wieder erkennbar zu machen. Immer wieder habe der Blumenwall Veränderungen in Bepflanzung und Pflege erfahren, in den 1960/1970er Jahren liefen gar Pfauen von der Vogelinsel aus frei durch den Blumenwall. Die "Pfaueninsel" ist derzeit allerdings eines der Sorgenkinder in der Pflege, eine "rote Zone". Rot heißt hier: Überplanungsbedürftig und Bedarf an Pflege und Rückschnitt. Dabei sind die "roten Zonen" bislang erst vom Planer festgelegt worden, die Politik scheint da ganz andere Vorstellungen von der weiteren Gestaltung des Blumenwalls zu haben. Die "historische Betrachtung" des Blumenwalls sei nicht sein erklärtes Ziel, stellte Dr. Gert Armin Neuhäuser fest. Die Lindenallee entlang der Mühlenexter vervollständigen "Ja", den Blumenwall wie in der Historie wieder herstellen "Nein". Unterstützung erhielt er von Matthias Wehrung (CDU). Der kritisierte zuerst einmal die Stadt, dass sie die Lindenallee trotz eines Antrags der CDU aus 2017 bislang nicht komplettierte: "Das hat auch etwas mit Wertschätzung des Ortsrates zu tun!" Er forderte bei den Planungen: "Biodiversität vor Sichtachsen!" Den naturschutzrechtlichen Aspekt beleuchtete das beratende Mitglied Dr. Nick Büscher vom NABU. Man solle bei allen Maßnahmen die Kompensierung von entnommenen Bäumen berücksichtigen und nicht vergessen, dass Büsche wertvolle Rückzugsgebiete für Vögel seien und der Blumenwall Habitat für viele Fledermausarten sei. Barrierefreiheit und eine ausgeglichene Bilanz von Entnahmen und Neupflanzungen forderte auch Uta Fahrenkamp. Der Ortsrat votierte am Ende für eine Kenntnisnahme des Konzepts, für eine Wiederherstellung der Lindenallee in naher Zukunft und dafür, dass der Ortsrat über die weiteren Maßnahmen entscheidet und sich damit alle Türen offenhält, um die weiteren Planungen zu begleiten.Foto: ste
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Hohe Gartenkunst mit Bedarf an Pflegearbeiten
Spagat zwischen historischer Gartenanlage und modernem Lebensraum
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