RINTELN (mk). Anfang Januar hatte die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Rahmen einer kleinen Anfrage zum Thema Aus- beziehungsweise Neubau einer ICE-Strecke auch die Elektrifizierung der Weserbahn zwischen Löhne und Hameln angesprochen. Die kurze Antwort besagt, dass diese angemeldet wurde und die Ergebnisse einer bereits durchgeführten Untersuchung noch vorgestellt werden sollen. Die Diskussion um die Weserbahn ist keine neue. Für Aufsehen hatte 2010 eine Aussage des damaligen Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer gesorgt, der einen zweigleisigen Ausbau der Strecke für den schweren Güterverkehr angeregt hatte. Es folgt ein massiver Protest der betroffenen Bürger. Im Zuge des Bundesverkehrswegeplans 2030 wurde das Projekt aus dem vordringlichen Bedarf herausgenommen, allerdings nicht die Elektrifizierung der eingleisigen Strecke zwischen Hameln und Elze. In der Antwort des Deutschen Bundestages auf die kleine Anfrage ist nun auch von einer Elektrifizierung des weiteren Verlaufs die Rede. Diese Pläne könnten im Zuge des Elektrifizierungsprogramms "Elektrische Güterbahnen" umgesetzt werden. Dieses war erst 2019 vom Bundesverkehrsministerium aufgelegt worden. Von der Umsetzung und einer damit verbundenen möglichen Erhöhung der Zugfrequenz wäre auch der Verkehr in Rinteln betroffen. Insbesondere der Übergang Mindener Straße könnte durch längere Schließzeiten weitere Verkehrsbehinderungen nach sich ziehen. Das sagt die Politik Die heimischen Fraktionen sehen die Entwicklung grundsätzlich positiv, äußern aber auch Bedenken insbesondere mit Bezug auf die aktuelle Verkehrslage: Die Schrankenschließzeiten von über vier Minuten seien nicht hinnehmbar, eine Erhöhung der Zugfrequenz nur mit entsprechenden Maßnahmen möglich. Die SPD Rinteln stuft den Personenverkehr als bedeutsame Daseinsvorsorge für die Rintelner ein. Sollte es jedoch dazu kommen, dass verstärkt Güterverkehr über die Strecke geführt wird, müsse die SPD dem Ganzen eine Absage erteilen, wie die Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Astrid Teigeler-Tegtmeier, mitteilt. "Bereits jetzt gibt es bei geschlossenen Bahnschranken immer wieder einen massiven Rückstau in alle Richtungen", macht sie deutlich. Hinzu käme eine höhere Lärmbelästigung. Die SPD-Stadtratsfraktion hat die Anfrage des Schaumburger Wochenblattes zum Anlass genommen, den Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung setzen zu lassen. Hier solle Bürgermeister Thomas Priemer über den momentanen Sachstand informieren, insbesondere die Auswirkungen auf die Anrainer stehe hier im Fokus. Die Grünen favorisieren den Erhalt sowie den Ausbau von Bahnstrecken zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) grundsätzlich. Den Autoverkehr langfristig zu verringern und die Nutzung des ÖPNV für Pendler attraktiver zu machen, sei eine wichtige Zukunftsaufgabe. Ebenso die Verlegung des Güterverkehrs, der für ein erhebliches Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen verantwortlich sei. "Das Sonderförderprogramm zur Elektrifizierung der bislang vorwiegend eingleisigen Bahnstrecke ist ein Schritt in die richtige Richtung", betont Uta Fahrenkamp, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen. Für die Fraktion wäre eine Tunnel- oder Brückenlösung optimal. Dies würde auch das Problem des Lärmschutzes im Stadtgebiet entschärfen. Auch Ulrich Seidel, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes, knüpft die Elektrifizierung an eine Verbesserung der Erreichbarkeit der Nordstadt. "Wir sind für alles, was den Personennahverkehr verbessert", betont er. Seine Hoffnung: Die S-Bahn-Linie von Hannover nach Hameln könnte bis Rinteln verlängert werden. Das würde den Pendlern zugutekommen. Sollte das Verkehrsproblem jedoch nicht behoben werden könnte, drohe die Nordstadt abgeschnitten zu werden. Deren Bewohner könnten sich letztlich zum Einkaufen nach Bückeburg orientieren. Zustimmung gebe es zudem ausschließlich für den Personenverkehr, "jegliche Form des Güterverkehrs durch Rinteln würden wir nicht unterstützen." Die WGS sieht das ähnlich, wie Jörg May, Vorsitzender des Ortsverbandes, erklärt. Gerade die bis zu über einen Kilometer langen Güterzügen hätten "katastrophale verkehrstechnische Folgen." Auch unbeteiligte Verkehrswege seien davon betroffen, die Stadt würde in eine Nord- und Südhälfte geteilt, Geschäfte nur noch zeitintensiv erreichbar. Auch die WGS hat beantragt, dieses Thema auf die Tagesordnung der Stadtratssitzung zu setzen. Bei der Elektrifizierung gehe es vor allem um mehr Güterzüge, kritisiert FDP-Ortsverbandsvorsitzender Immo Blume. Die FDP befürchtet ebenfalls höhere Schranken-Schließzeiten und damit einhergehend eine Zunahme der "chaotischen Zustände". Besonders bereitet ihr die höhere Lärmbelästigung im gesamten Streckenbereich Sorge, daher wolle die Fraktion ein spezielles Augenmerk auf diese Thematik legen. Foto: privat/GoogleMaps
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Das Thema Weserbahn nimmt Fahrt auf
Elektrifizierung der Strecke angemeldet / Parteien diskutieren über Auswirkungen
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