1. "Ich war und bin eine Kämpferin"

    Ehemalige Bückeburgerin Maria Weller erzählt ihre Geschichte

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    BÜCKEBURG (nh). Es ist eine mitreißende Geschichte, die Maria Weller detailliert aus ihrer Erinnerung schildert. Als Neunjährige auf Familienbesuch in Köthen in der DDR, schließen die Grenzen plötzlich, und Maria Weller sollte erst 14 Jahre später unter abenteuerlichen Umständen zurück in ihre alte Heimat gelangen. Geholfen hat ihr dabei ihr Mut, ihre Beharrlichkeit und die Bemühungen von dem Deutschen Roten Kreuz und der UNO. Gefangen im Osten Aber fangen wir von vorne an: Maria Weller, vielen bekannt aus dem TV und als Ehefrau von Boxlegende René Weller, wurde 1961 in Stadthagen mit dem Nachnamen Dörk geboren und lebte mit ihrer Mutter und Schwester in Bückeburg. Ihre Großeltern hatten eine Landwirtschaft und einen Kaufmannsladen in der Bahnhofstraße. "In den Sommerferien reiste ich immer nach Köthen zur Familie. Doch 1961, ich war neun Jahre alt, sollte alles anders kommen: Ende August wurden die Grenzen plötzlich geschlossen und ich durfte nicht mehr zurück nach Bückeburg, das war furchtbar", erzählt Maria Weller. In der DDR begann in ihrer Jugendzeit ein "Spießrutenlauf" - sie wurde zur Außenseiterin und gemobbt, auch, weil ihre Mutter ihr aus dem Westen regelmäßig Pakete mit Kleidung schickte, der Neid bei den anderen Kindern und die folgenden Schikanen waren groß. Die Jahre zogen ins Land, ohne das es für Maria einen Hoffnungsschimmer auf eine Rückkehr gegeben hätte. Anfang der Siebziger begann sie dann eine Friseurlehre, die sie erfolgreich abschloss. 1972 bekam sie eine Stelle im staatlichen Rechenzentrum der Reichsbahn in Halle an der Saale. 1974 sollte sich dann alles ändern: eine Freundin von ihr erzählte von der Gipfelkonferenz in Helsinki, deren Beschlüsse eine Zusammenführung von Familien 1. Grades ermöglichen sollten. "Ich hab mir gedacht: Wie bitte? Daraufhin habe ich Wochen gebraucht, bis ich mich traute den Antrag zu holen und bei der Stadt zu stellen. Dort wurde nach Unterlagen gefragt, die sie nicht hatte, schließlich war sie als Kind total unvorbereitet in diese Situation geraten. Hoffnung nach 14 Jahren Ein paar Tage später, Maria war auf der Arbeit, rief ihr Chef sie plötzlich zu sich: "Was wollen Sie eigentlich hier?" - "Na, arbeiten?", antwortete Maria unbedarft. Der meinte was ganz anderes: "Leute mit Westambitionen können wir hier nicht gebrauchen", warf er ihr an den Kopf. Völlig erschüttert versuchte sie sich zu erklären: "Aber ich wollte doch nur zu meiner Mutter". Doch die Stasi war schon da, und das Verständnis des sozialistischen Staates hielt sich in Grenzen. Maria musste ihren Spind räumen und wurde in die Buna-Werke strafversetzt. Ein Tag dort fehlen bedeute die sofortige Inhaftierung. "Ich musste mich fügen", sagt sie heute rückblickend. Dennoch lies sie sich nicht abschütteln: Wieder führte ihr Weg zur Stadt, sie fragte nach ihrem Ausreiseantrag. Der Beamte schien sie zu mögen: "Ich möchte Ihnen helfen, aber bitte verraten sie mich nicht". Das Klima aus Angst und Unterdrückung war überall zu spüren. Es gebe keine Antwort vom Außenministerium, in einer Woche solle sie erneut wiederkommen. Maria verzweifelte langsam und die Lage spitzte sich weiter zu: Es folgte ein Schreiben der Stasi-Polizei, kurz draurauf wurde ihr von der Staatssicherheit unter Androhung von Gewalt der Ausweis entwendet, sie bekam lediglich das "PM12"-Dokument, dass ihren Bewegungsradius radikal einschränkte. Als sie eine Woche später wieder bei der Stadt auflief, lernte sie einen adretten Zahnarzt kennen. "Jede Frau hätte sich verliebt", sagt sie, doch die Treffen und seine Fragen nach ihren Plänen machten sie misstrauisch. Sie brach den Kontakt ab, heute weiß sie, dass er ein Stasi-Spitzel war. Eine nette Dame bei das Stadt hatte Maria Weller noch den Tipp gegeben, es in Berlin beim Außenministerium zu versuchen: "Vielleicht erhören sie sie dort". Unter Kontrolle 
und bespitzelt Parallel bat sie ihre Freundin, da ihre eigene Post kontrolliert wurde, einen Brief an die Mutter zu schreiben, sie möge die Identität bestätigen, da ihr in der DDR niemand glaubte. Die Mutter holte dann das DRK und die UNO ins Boot. Und Maria nahm all ihren Mut zusammen und fuhr nach Berlin, immer mit der drohenden Gefahr im Rücken, erwischt und verhaftet zu werden. "Aber ich war mutig, eine Kämpferin, das sollte mir erstmal einer nachmachen!" Beim Außenministerium angekommen, traf sie auf eine "Wand" aus Soldaten, mit Gewehren bewaffnet, die vor dem Gebäude Wache hielten. "Ich dachte: Egal, entweder wirst du verhaftest oder du schaffst es!", so Weller, und begann lauthals "Hilfe" zu schreien, auf die Soldaten loszurennen und sich unter ihren Gewehren hindurch ins Ministerium zu drängeln . Dort versprach ihr ein "sehr netter Mann" Hilfe binnen 14 Tagen und gab ihr eine Beschenigung, die verhindern würde, dass sie in Abschiebehaft komme. "Bis 24 Uhr müssen 
Sie ausreisen!" Es sollte nur sieben Tage dauern, da klingelte plötzlich die Polizei an Marias Tür. "Sie müssen bis 24 Uhr ausgereist sein" fuhr einer der Männer sie an. Sie solte alles packen, ihre Papiere bei den Buna-Werken holen, abgeben und stempeln lassen und dann raus. "Das war eigentlich nicht zu schaffen, und darauf legten die Männer es an", erzählt sie. Doch die Mutter ihrer Freundin half ihr, gab ihr Geld für ein Taxi. Als sie ihre Papiere abgab, warf ihr der Beamte nur ein "Und jetzt hauen sie ab" entgegen. "Im Bus habe ich dann wie ein kleines Mädchen geweint", erinnert sich Maria Weller. Die Dame am Bahnhof dachte, sie scherze, als sie ein Ticket für den ICE nach Hannover orderte. Ihre Freundin hastete noch dorthin und weinte bitterlich zum Abschied, bevor der Zug in Richtung Westen startete. An der Grenze wurde es dann nochmal spannend: ein Grenzbeamter kam in das Abteil, in dem Maria alleine saß. Er durchwühlte ihre Tasche und nahm ihr alle Dokumente und Fotos ab. Eine Stunde harrte sie dort aus, rechnete jeden Moment mit ihrer Verhaftung. Als dann ein Beamter mit einer anderen Uniform in ihr Abteil trat und sagte: "Herzlichen Glückwunsch, sie haben es geschafft", überkam Maria die Erleichterung. In der tiefen Nacht kam sie in Hannover an, das DRK nahm sie in Empfang und brachte sie für eine Nacht in die Bahnhofsmission. Am nächsten Tag konnte Maria endlich, nach rund 14 Jahren, wieder zu ihrer Mutter, die inzwischen in Barsinghausen lebte. "Ohne DRK und UNO hätte ich es niemals geschafft, sondern wäre warscheinlich inhaftiert worden", sagt sie heute. Die große Liebe
 zum "schönen René" Nach diesem politischen Krimi und dieser Tortour wurde sie sehr krank, ein Burnout war die Folge. Doch das DRK und die UNO ermöglichten ihr einen guten Start in Hannover. Später arbeitete sie als Journalistin und war darin sehr erfolgreich. Ein paar Jahre später gab es dann die schicksalhafte Begegnung mit ihrem zukünftigen Ehemann und Boxstar René Weller. In einer Hannoveraner Diskothek trafen sie das erste Mal aufeinander - sie eine hübsche, aber schüchterne junge Frau, er braungebrant, mit Goldketten behangen und in einem bordeauxfarbenden Lederanzug gekleidet. "Ein wunderschöner Mann, aber so wie der aussieht muss das ein Zuhälter sein", dachte sie damals. Ähnlich reserviert reagierte sie auf seine Annäherungsversuche, was René Weller aber nicht abhielt, um ihre Gunst zu werben. Eine kurze Beziehung folgte, doch der Weltstar Weller hielt nicht viel auf Treue. Letzlich folgte die Trennung, aber für René Weller bei weitem kein Grund, die hübsche Maria zu vergessen. Stetig versuchte er sie wieder für sich zu gewinnen, bis er 2003 einfach vor ihrer Tür in Isernhagen stand, den Fuß in die Tür stemmte und meinte: "Jetzt kommste mit". "Es war, als wäre keine Zeit vergangen. Er gab nicht auf", erzählt sie. Schließlich gab auch sie ihrem Herzen nach, beide wurden ein Paar. Doch sie wollte mehr, etwas Bodenständiges, kein ewiges Gependel und eine gemeinsame Zukunft. Am 60. Geburtstags René Wellers in Jahr 2013 heirateten die beiden und sind seitdem unzertrennlich bis heute. Was machen die 
Wellers aktuell Aktuell sitzen die beiden auch im Lockdown gemeinsam zuhause. Rene Weller trainiert täglich und lässt sich von Maria umsorgen, "das ist er nicht anders gewohnt", sagt sie. Und ein paar Highlights stehen in diesem Jahr auch schon auf der Agenda: Fans dürfen sich auf den dritten Teil von "Macho Man" mit Rene und Maria Weller freuen. Hinzu kommt demnächst ein Auftritt bei den Superhändlern auf RTL. Und ein geheimes Projekt, über das derzeit noch nicht gesprochen werden dürfe", verrät uns Maria Weller zum Schluss. Fans des Kultpaares dürfen also gespannt sein, womit die Wellers sie in diesem Jahr überraschen werden. Foto: Weller

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