1. SW: Andere Kinder wollen Lokom...

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    SW: Andere Kinder wollen Lokomotivführer werden; war Rundfunk schon immer Ihr Berufswunsch? Andreas Kuhnt: Oh ja! Als die Eltern mit uns Kindern in den Urlaub gefahren sind, hatten wir im Auto noch kein Radio. Da war ich der Sprecher und habe Eltern und Schwester interviewt. Nachdem ich mein Abitur in Bad Nenndorf - mit wirklich viel Mühe - abgelegt und Geschichte und Politik studiert habe, bekam ich mit Glück ein Praktikum beim NDR. SW: War das dann schon der Start in die Sprecher-Karriere? AK: Zunächst sollte ich über das Thema Behindertensport berichten, ich hatte ja einen engen familiären Bezug durch meinen schwer kriegsverwundeten Vater. Inhaltlich hat das also gut geklappt. Aber so richtig "radioreden" fiel mir schon schwer. Trotzdem durfte ich mich beim NDR immer wieder versuchen. Der Durchbruch kam letztlich beim jungen Radiosender ffn, für den ich 13 Jahre tätig war. SW: Was ist eigentlich wichtiger: ein Faible für Musik oder gutes und schnelles Sprechen? AK: Musik hatte mich ja schon immer interessiert und mein Leben begleitet, was unsere Nachbarn wegen der von mir bevorzugten Lautstärke leidgeprüft bestätigten; auch im Lauenauer Lerchenweg, wenn meine Eltern nicht zu Hause waren. Ansonsten sollten wir im Radio natürlich bleiben, bloß nicht abheben, immer Augenhöhe. Klar ist der Klang der Stimme wichtig. Und: Schlagfertigkeit und Phantasie schaden auch nicht. SW: Sie haben dann aber den Sender gewechselt? AK: Als ich auf die 40 zuging, war ich dem Management von ffn zu alt. Wir haben deshalb das Arbeitsverhältnis gütlich beendet. Dann folgten vier Jahre Frühsendung bei Radio 21, seit Mitte 2004 bin ich wieder in den NDR-Programmen zu hören. Zu NDR 1 Niedersachsen kam ich 2015 - damals gleich in Hellwach. SW: Sind Sie nun begeisterter Frühaufsteher? AK (stöhnt): Na ja… um 3.30 Uhr klingelt der Wecker. Dann folgt eine kalte Dusche. Um 5.03 Uhr, direkt nach den Nachrichten, bin ich schon auf Betriebstemperatur. Und ehrlich: Verschlafen habe ich noch nie. Das liegt an diesem Beruf, der mir so viel Spaß macht und für den ich trotzdem Honorare bekomme - Was für ein Glück. SW: Das darf aber Ihre Chefetage nicht lesen oder hören. AK (lacht): Ja stimmt, aber es ist wirklich so. Ich versuche immer, möglichst alles positiv zu drehen, fühle mich nie muffelig am Mikrofon. Aber natürlich gibt es Ereignisse, die auch mich runterziehen. Der erste Lockdown wegen Corona z.B. hat mich echt geplättet. Zum Glück hatte ich damals auch eine freie Woche zum Durchatmen. SW: In Ihren Sendungen werden Sie mitunter ganz persönlich, sprechen von Ihrem jetzt 93-jährigen Vater oder um Ihre Sorgen um die damals hochgradig demente Mutter oder kürzlich von den "Pastor-Partys" als Jugendlicher im Keller des evangelischen Gemeindehauses in Lauenau. AK: Das ist auch vom Sender durchaus gewollt. Wir sind schließlich alle Menschen mit einer persönlichen Geschichte. Das führt auch oft zu Hörerreaktionen. Nach der Erinnerung an die "Pastor-Partys" hat sich gleich eine Frau gemeldet, die damals ebenfalls bei den Feten dabei war. SW: Eigentlich müssten Sie ja Bonuszahlungen von Tourismusmanagern erhalten, wenn Sie regelmäßig die Morgentemperaturen auf individuelle Weise ergänzen und dabei auch das Walterbachtal bei Messenkamp, das Forsthaus Blumenhagen oder die Rodenberger Windmühle nennen. AK (lacht): Das mache ich für andere Gegenden auch, wenn ich diese kenne. Wenn es morgens fünf Grad in Bad Münder sind, dann gilt das eben auch für Lauenau oder Rodenberg. SW: Sie leben und arbeiten in Hannover, kommen aber regelmäßig nach Lauenau. Nur wegen des Vaters? AK: Natürlich ist mir mein Vater auch wegen seines hohen Alters wichtig. Aber ich liebe eben auch den Felsenkeller, das Forsthaus in Blumenhagen, oder die Eisdiele und das Sancho Panza auf der Plaza. Lauenau hat sich seit meiner Jugend schon sehr positiv verändert. Schade nur, dass ich hier kaum noch Leute kenne. SW: Was macht denn Andreas Kuhnt in seiner Freizeit? AK: Unheimlich gern Essen gehen, genießen und mit Freunden entspannen. Gern auch mal Joggen und Reisen - aber nur nach Mallorca oder an die Nordsee. Und nach Schwerin: Dort habe ich wöchentlich eine eigene Sendung ausschließlich mit Musik aus meiner Jugendzeit. Gern treffe ich meine Kinder, auf die ich total stolz bin: Mein Sohn Jeremias (32) ist promovierter Volkswirt, meine 19-jährige Tochter Emma studiert in Maastricht Psychologie. Die fand das damals als Teenager allerdings peinlich, als ich bei NDR1 Niedersachsen angefangen habe. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass wir da jetzt viel jünger klingen als früher. SW: Haben Sie jemals auch Lust auf Fernsehen gehabt? AK: Ein Versuch ist gescheitert, weil ich mit den Texten am Teleprompter nicht klar kam. Im Radio speche ich ja meist so, wie es mir in den Sinn kommt und eher nicht nach einer Vorlage. SW: Sie haben soeben Ihren 60. Geburtstag gefeiert. Denken Sie schon mal an den späteren Ruhestand? AK: Ich arbeite unheimlich gern im Radio, gerade bei NDR 1 Niedersachsen. Und das will ich noch ein paar Jahre tun. Ans Aufhören denke ich also noch nicht - eher mal häufger ans Ausschlafen. SW: Dann dürfen wir ja noch oft an Ihrer morgendlichen guten Laune teilhaben.

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